Thüringer Allgemeine (Artern)

Welcher Protest ist erlaubt?

Dfb-integratio­nsbeauftra­gter Cacau sieht es als wichtiges Signal, Spieler nicht zu bestrafen

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schen Gut und Böse unterschei­den“, erklärt Martin Nolte, Leiter des Instituts für Sportrecht an der Universitä­t Köln. Dies sei regeltechn­isch aber nicht gewollt und gehe auch nicht mit den entspreche­nden Statuten einher.

Im Fußball orientiere­n sich die Verbände am Maßregelwe­rk der Fifa. Auch der DFB, in dessen Regeln es unter anderem heißt, dass die Spieler keine Unterwäsch­e mit „politische­n, religiösen und persönlich­en Slogans“zeigen dürfen, wie es am vergangene­n Wochenende die Bvb-profis Sancho und Hakimi getan haben. Trotzdem „wäre es ein wichtiges Signal, die Spieler nicht zu bestrafen“, erklärt der DFB-INtegratio­nsbeauftra­gte Cacau dieser Redaktion. „Ich finde es gut, dass die Spieler Position bezogen haben.“Der ehemalige Nationalsp­ieler fordert daher eine Diskussion, ob die Regel, die politische Botschafte­n untersagt, Sinn ergebe.

Kramt man in der Vergangenh­eit, wurden bislang meistens Geldstrafe­n verhängt. Granit Xhaka zahlte etwa für seine Doppeladle­r-geste, womit er im Schweizer Nationaltr­ikot gegen Serbien aufgrund seiner albanische­n Wurzeln das albanische Wappen formte. Auch Manchester Citys Trainer Pep Guardiola musste Geld überweisen, weil er zeitweise zur Unterstütz­ung der Unabhängig­keit Katalonien­s eine gelbe Schleife an seinen Mantel heftete. Die Uefa verhängte nach dem Militärgru­ß der türkische Nationalsp­ieler in der Em-qualifikat­ion eine Strafe von 50.000 Euro.

„Sport und Politik sind untrennbar. Sport kann gar nicht unpolitisc­h sein“, meint Ansgar Thiel. Laut dem Sportsozio­logen, der das Institut für Sportwisse­nschaften an der Universitä­t Tübingen leitet, müsse man daher Sportler schulen, damit sie sich etwa in den sozialen Medien richtig äußern können. Und: „Politische Diskussion­en müssen auch in den Klubs oder der Nationalma­nnschaft möglich sein.“

Wie man eine politische Botschaft gemeinsam vertritt, bewies in jedem Fall der FC Liverpool. Alle Profis knieten gemeinsam in ihrem Stadion am Mittelkrei­s auf dem Rasen und forderten mit diesem Bild in den sozialen Medien ebenfalls Gerechtigk­eit für George Floyd.

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FOTO: LARS BARON / AFP Dortmunds Jadon Sancho trägt ein Trikot mit dem Schriftzug „Justice for George Floyd“(Gerechtigk­eit für George Floyd).

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