Ukraine: Der Krieg geht trotz Corona weiter
Hoffnung auf Gipfeltreffen in Berlin
Berlin. Bis vor Kurzem gab es im Krieg in der Ostukraine kleine Oasen des Friedens. An fünf Übergängen konnten die Menschen von ukrainischem Territorium in die von den Separatisten besetzten Gebiete passieren und umgekehrt. Doch die Corona-krise hat dieser neuen Normalität einen Riegel vorgeschoben.
„Auf dem Höhepunkt der Pandemie hat die Ukraine wie viele andere Länder ihre Grenzen dichtgemacht“, sagte Andrij Jermak, Chef des Präsidialbüros der Ukraine und Verhandlungsführer für den Ukraine-konflikt, unserer Redaktion. „Heute hat niemand verlässliche Informationen dazu, wie viele Menschen in den besetzten Gebieten mit dem Coronavirus infiziert sind“, kritisiert Jermak. „Deshalb haben wir die Grenze an den Übergangspunkten geschlossen, um unsere Bürger zu schützen.“
In der Ukraine wurden laut Zählung der Johns-hopkins-universität bis Mittwoch 25.385 Corona-infektionen und 742 Todesfälle registriert. Die Lage in den Rebellengebieten sei „ziemlich dramatisch“, erklärt die rechte Hand von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Es fehle an medizinischer Infrastruktur, TestKits, Masken und Schutzkleidung.
Teile des Donbass stehen seit
2014 unter der Kontrolle prorussischer Rebellen. Bei Gefechten mit Regierungstruppen wurden seither Un-schätzungen zufolge rund
13.200 Menschen getötet. Deutschland, Frankreich, die Ukraine und Russland versuchen seit sechs Jahren, den Konflikt zumindest zu entschärfen. Kiew wolle nun als nächsten Schritt eine Liste mit Repräsentanten aus den Rebellengebieten zusammenstellen, die an den Gesprächen in der trilateralen Kontaktgruppe (Ukraine, Russland, OSZE) teilnehmen sollen, sagt Jermak. „Ich bin mir sicher, dass noch in diesem Jahr ein Gipfel der Staatsund Regierungschefs aus Deutschland, Frankreich, der Ukraine und Russland in Berlin stattfinden wird“, meint er.