Thüringer Allgemeine (Artern)

Der Boss ist wieder ein Frau

Ab Sommer gibt Anne Pochert den Ton im Jenaer Frauenfußb­all an. Auf dem neuen Weg unterm Dach des FC Carl Zeiss plant sie zweigleisi­g

- Von Steffen Ess

Jena. Der Frauenfußb­all in Jena baut in seiner Neuausrich­tung auf die eigene Stärke. Seit Heidi Vater (2005 bis 2010) übernimmt mit Anne Pochert wieder eine Trainerin aus den eigenen Reihen das Steuer der höchstklas­sigen Thüringer Fußballman­nschaft. Nach sechs Jahren an der Seitenlini­e der Bundesliga-bJuniorinn­en steigt die 34-Jährige in die erste Riege auf. Ab Sommer tritt sie die Nachfolge von Christophe­r Heck an, der mit seinem Co-trainer Thilo Osterbrink den Klub verlässt.

Es wird eine Herausford­erung, ein Aufbau mit Unwägbarke­iten. Anne Pochert aber hat keine Bange vor der ersten Station als Cheftraine­rin im Frauenbere­ich. „Ich weiß, worauf ich mich einlasse“, sagt sie. Entschloss­en geht sie ihre ab Juli beginnende Aufgabe an. Respekt ist da, die Freude aber überwiegt. „Schön, dass mir der Verein vertraut. Das macht mich sehr stolz“, sagt sie und scheint es kaum erwarten zu können. „Wir stehen in den Startlöche­rn.“

Das „wir“beinhaltet das Zusammensp­iel mit Christoph Schliewe. Der Geschäftsf­ührer des FF USV Jena unterstütz­t die neue Cheftraine­rin als Co. auf ihrer selbst formuliert­en Mission, die Entwicklun­g der ersten Mannschaft und des Jenaer Frauenfußb­alls weiter voranzutre­iben. Wann sie die Arbeit praktisch aufnehmen kann, hängt davon ab, wann die neue Saison wegen Corona-lage beginnen kann.

Die vor 16 Jahren von Dresden nach Jena gekommene Mittelfeld­spielerin wird diejenige sein, die das Bundesliga-team in eine neue Zeit unter dem Dach des FC Carl Zeiss führt. Darunter firmiert der Jenaer Frauenfußb­all nach 17 Jahren der Eigenständ­igkeit als FF USV Jena ab Sommer. Sportlich droht aber zunächst ein Rückschlag.

Einiges deutet darauf hin, dass die A-lizenz-trainerin in der zweiten Liga einen Neuaufbau gestalten muss. Vorm „gedrehten“Spiel beim SC Freiburg am Sonntag (14 Uhr) trennen die Thüringeri­nnen fünf Punkte vom Vorletzten Köln, zehn sind es zum ersten Nichtabsti­egsplatz davor. Gewonnen hat die Mannschaft in dieser Saison noch gar nicht. „Wir haben uns definitiv nicht aufgegeben. Aber wir verschließ­en nicht die Augen vor Liga zwei“, meint Pochert mit Blick auf die sportlich prekäre Lage.

Die zwingt den Verein, zweigleisi­g zu planen. „Das macht die Aufgabe nicht einfacher“, sagt die neue Cheftraine­rin. Sie ist Angestellt­e im öffentlich­en Dienst und dabei, ein Gerüst für die neu Serie aufzustell­en. Einen Großteil der jetzigen Mannschaft möchte sie halten, punktuell Erfahrung hinzuholen. Egal, in welche Richtung es geht. „Es ist eine junge Truppe mit sehr viel Potenzial. Sie bringt Qualität mit“, ist Pochert überzeugt. Viele

Spielerinn­en kennt sie persönlich, und hat diese mit geformt. Ein Vorteil, findet sie.

Anne Pochert ist fester Teil der blau-weißen Fußballgem­einde. Mit 18 wechselte die Dresdnerin von Fortuna Rähnitz an die Saale und feierte dort zwei Aufstiege. Sie gehörte – wenn auch ohne Einsatz damals – zu Heidi Vaters Elf, die 2008 den Sprung ins Oberhaus schaffte. Mit der Reserve bejubelte sie 2011 den Aufstieg in die zweite Liga – und blieb nach dem Karriereen­de (2014) dem Klub treu. Parallel dazu trainierte sie Jugendmann­schaften von der U11 an aufwärts, bis sie nun ganz oben angekommen ist. Aber nicht am Ende. Eher steht sie am Anfang.

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FOTO: PETER POSER Anne Pochert, bislang Trainerin der B-juniorinne­n.

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