Zecken auf dem Vormarsch
Noch ist der Kyffhäuserkreis kein Risikogebiet. Aber die Population wächst. Waldarbeiter und Jogger häufig betroffen
Kyffhäuserkreis. Das gefährlichste Tier Thüringens? Der Wolf? Die Kreuzotter? Nein, viel kleiner. Die Zecke! Oft nur wenige Millimeter groß, kann sie große Probleme bereiten. Jährlich erkranken im Freistaat 400 bis 500 von ihr gebissene Menschen an Borreliose, acht bis 15 an der lebensgefährlichen Hirnhautentzündung FSME. Noch zählt der Kyffhäuserkreis laut Robert-koch-institut nicht zu den Risikogebieten, wo diese Krankheitserreger durch Zecken übertragen werden. Doch die Betonung liegt auf: noch.
Denn fast ganz Süddeutschland ist rotgefärbt. In Thüringen: Hildburghausen, Jena, Gera, Schleiz – und nun auch Schmalkalden und Meiningen. Hier leben in Wäldern und Wiesen Zecken, die diese Erreger übertragen. Südlich unseres Kreises erstreckt sich eine gelbe Pufferzone mit den Landkreisen IlmKreis, Weimarer Land und Gotha. Aus diesen Regionen wurden einzelne, dort erworbene FSME-ERkrankungen gemeldet. Sie bedürfen einer besonders sorgfältigen Überwachung. Denn die Zecken, die infizierten, sind auf dem Vormarsch – auch Richtung Norden. Und die „normalen“sind eh schon da.
Nach Waldspaziergang
Körper gründlich absuchen
2018 und 2019 waren Rekordjahre. Und auch 2020, so warnt das Deutsche Rote Kreuz, wird in Thüringen nach dem milden Winter wieder ein Zeckenjahr. Die Population wächst. Frank Wittau hat erst vor zwei Tagen eine aus der Haut an seinem Arm entfernt. „Wir haben zwar keine offiziellen Zahlen – aber wir merken schon, dass sich die Bisse derzeit häufen. Auch an Haustieren, an Wildtieren oder bei Vögeln sieht man das“, sagt der Stellvertretende Amtsleiter von Thüringenforst Sondershausen.
Waldarbeiter ohne durchschnittlich einen Biss pro Woche? „Das ist selten“, so Wittau. Sie zählen zur Risikogruppe. Genau wie Jogger, Mountainbiker, Wanderer, Camper, Gartenbesitzer und Kinder. Also alle, die sich gern und viel in Wald, Wiesen und Parks aufhalten – und denen deshalb eine vorbeugende
Impfung gegen FSME zu empfehlen ist.
Sicher ist sicher. Und ob Risikogebiet oder nicht, das kann sich rasch ändern. Laut Meldestatistik des Landratsamtes gab es im Vorjahr im Kreis keine Fälle an FSME und nur einen nachgewiesenen und gemeldeten Fall an Borreliose. „Jedoch sollte jeder auf Zecken achten – nach jedem Aufenthalt in der Natur sowohl bei sich, seinen Familienangehörigen, aber auch bei seinem Haustier“, mahnt LandratsamtSprecher Heinz-ulrich Thiele. Hunde und Katzen können Zecken ins Haus tragen – und diese ihren Weg zum Besitzer finden.
Und wo lauert die Zecke in der Region? „Ob Hainleite oder rund um den Kyffhäuser, das verteilt sich wohl gleich“, so Frank Wittau. Das Tier werde bei sieben Grad Celsius aktiv, liebt Temperaturen zwischen 15 und 23 Grad und hohe Luftfeuchte um 90 Prozent.
Geheimtipp: Unterhosen auch im Sommer
Bevorzugte Lebensräume: feuchte Jungwälder, Gebiete um Seen und Flüsse, Waldlichtungen und Waldränder, aber auch Freibäder, Spielund Sportplätze sowie Gärten. Dort haften sie an Gräsern, Farnen oder Unterseiten von Pflanzenblättern
Ein Zecke sollte möglichst schnell mit einer Pinzette, einem Zeckenhebegerät oder den Fingern aus der Haut herausgehebelt werden. So kann sich das Übertragungsrisiko von Krankheitserregern verringern.
Dabei darf die Zecke aber nicht gedrückt werden, da das Tier den Darminhalt, der Krankheitserreger
und warten auf einen neuen Wirt, ein Tier oder einen Menschen.
Erwachsene Zecken klettern auf eine Höhe von maximal anderthalb Meter. Dass Zecken von Bäumen auf ihre Opfer springen, ist also ein Ammenmärchen. Wittau sagt, er merke rasch, wenn ihn selbst eine Zecke beiße. „Ein komisches, kribbelndes Gefühl“, beschreibt er. Da der Speichel der Zecke aber eine betäubende Substanz enthält, spüren viele Menschen den Biss zunächst nicht. „Gründlich den Körper absuchen“, heißt deshalb die Devise.
Vor allem unter den Achseln, unter der Armbanduhr, an Hals, Beinen, den Weichteilen. Und hat enthalten kann, durch den „Stichkanal“in den Körper des Opfers leiten würde.
Falls ein Teil der Zecke beim Herausheben in der Haut bleibt, sollte ein Arzt diesen Teil des Tieres entfernen. Den Arzt sollte man allerdings auch bei einer kreisrunden Rötung der Bissstelle rasch aufsuchen.
sich eine festgesetzt: schnell und gründlich entfernen. Denn erst einen halben Tag nach dem Biss beginne die Zecke, Borreliose-erreger zu übertragen.
Vorbeugen sei besser, rät Wittau: Wanderer und Jogger sollten auf den Wegen bleiben, nie ins Unterholz gehen. Er empfehle lange Kleidung und festes Schuhwerk. Sein Geheimtipp: Unterhosen tragen! Im Sommer? Da schwitzt man doch unerträglich? „Sie müssen schon Prioritäten setzen: sich luftigfrei fühlen oder der Zecke ein Schnippchen schlagen“, sagt er und kann sich, bei allem Ernst, ein Lächeln dann doch nicht verkneifen.