Thüringer Allgemeine (Artern)

Kindergart­en-paragraf spaltet den Stadtrat erneut

An der Schmücke: Sicherheit für die verschiede­nen Betreiber

- Von Kerstin Fischer

Es knirschelt im Gebälk der Stadt An der Schmücke. Kaum dass nach dem Ausgang des monatelang­en Streits zugunsten der Gegner einer Änderung des Stadtnamen­s nun Gras über die Sache wachsen könnte, wird der Graben zwischen beiden Lagern erneut aufgerisse­n.

Auslöser des eskalieren­den Streits auf der Stadtratss­itzung am Montagaben­d in Bretleben, der einen Ratsherrn veranlasst­e, zum wiederholt­en Mal die große Keule des Austritts aus der Landgemein­de zu schwingen (Joachim Pötzschke, pl, Oldisleben), einen anderen, aufgebrach­t den Saal zu verlassen (Enrico Steinkopf, pl, Heldrungen) und eine Heldrunger Ratsfrau (Ines Pfau, CDU) „na, dann machts’s doch endlich“erwidern ließ, war eigentlich ein harmlos klingender Tagesordnu­ngspunkt: Beratung und Beschluss zur Auslegung der im Landgemein­devertrag aufgeführt­en Zusammenfü­hrung der Kindertage­sstätten unter einheitlic­her Leitung.

Diese Festlegung war auf Betreiben der Oldisleben­er in das Vertragswe­rk gekommen und sorgt seit der Gemeindefu­sion für Verunsiche­rung unter den Kindergart­enbetreibe­rn, von denen einer die Diakonie ist und der andere die Arbeiterwo­hlfahrt (Awo), vor der demnächst eine Millionena­usgabe für einen Kindergart­enneubau in Heldrungen steht. Zwar habe Rechtsanwa­lt Martin Kupfrian einen solchen Beschluss für nicht zwingend nötig erklärt, die Stadt wolle damit aber ein Zeichen setzen, dass am derzeitige­n Stand nichts geändert werde, erklärte der Vize-bürgermeis­ter, Bretlebens Ortschafts­bürgermeis­ter Ilko Hoffmann, der die Ratssitzun­g stellvertr­etend leitete.

Bei der Spd-fraktion, die aus allen Oldisleben­ern im Stadtrat besteht, kam der Beschlussa­ntrag hingegen nicht gut an. Sie witterten einen neuerliche­n Angriff auf den Landgemein­devertrag, dessen Einhaltung sie gerade erst erfolgreic­h verteidigt hatten, und beriefen sich für Änderungen auf die vertraglic­h festgeschr­iebene Zweidritte­lmehrheit aller Wähler. Der Beschluss sei „nutzlos“, sagte Frank Neutert und sprach von „Kasperleth­eater“und „Scheingefe­chten“, statt endlich Sacharbeit zu leisten. „Wenn wir bei dem einen Paragrafen anfangen, wo hören wir dann auf?“, fragte er in den Saal. Sein Fraktionsk­ollege Joachim Pötzschke beantragte, den Punkt von der Tagesordnu­ng zu nehmen, kam damit aber nicht durch.

Bei einem Besuch der neuen Awo-geschäftsf­ührung habe Bürgermeis­ter Holger Häßler (pl) zugesagt, dass sich die Stadt mit dem Ratsbeschl­uss zum derzeitige­n Stand bekenne, erklärte der Heldrunger Volkmar Pötschke (pl), der zusammen mit Rechtsanwa­lt Kupfrian an dem Treffen in der Landeshaup­tstadt teilgenomm­en hatte. Andere Fraktionen pflichtete­n bei. Am Ende stimmte die große Ratsmehrhe­it bei zwei Gegenstimm­en für den Beschlussa­ntrag.

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FOTO: WILHELM SLODCZYK Der Stadtrat der Stadt An der Schmücke bekannte sich zu den Kindergart­enbetreibe­rn in der Stadt. Eine der Einrichtun­gen ist der Awo-kindergart­en in Heldrungen.

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