Thüringer Allgemeine (Artern)

Wie gut schützen die Impfungen?

Auch vollständi­g Geimpfte können an Corona erkranken – in den Kliniken betrifft das jeden zehnten Fall

- Von Julia Emmrich und Alessandro Peduto

Berlin. Sechs von zehn Deutschen sind inzwischen vollständi­g geimpft. Sie können sich sicher fühlen. Sicherer jedenfalls als die 40 Prozent ohne vollen Impfschutz. Doch inzwischen fragen sich gerade auch die Geimpften: Wie sicher ist die Immunisier­ung angesichts der Delta-variante, die die Inzidenz in einigen Regionen bereits wieder über die 100er-marke treibt? Wie gefährlich sind Impfdurchb­rüche? Und hilft jetzt eine dritte Dosis? Ein Blick auf die Zahlen hilft, jetzt nicht in Panik zu verfallen. aber immerhin 748 Fälle.

Führende Intensivme­diziner beobachten die Zahl schwerer Krankheits­verläufe bei bereits geimpften Menschen aktuell mit Sorge. Die meisten Covid-19-kranken in Kliniken seien ungeimpfte Patienten, doch es gebe auch Fälle von Geimpften in stationäre­r Behandlung. „Aktuell haben wir in Nordrheinw­estfalen 12 bis 13 Prozent der Covid-patienten in den Kliniken mit Impfschutz. Diese Quote dürfte auch der bundesweit­en Quote entspreche­n“, sagte der Kölner Intensivme­diziner Christian Karagianni­dis unserer Redaktion. Die Mehrzahl werde auf den Normalstat­ionen behandelt, einzelne Fälle gebe es aber auch auf den Intensivst­ationen. Hier liege die Zahl derzeit im unteren einstellig­en Bereich. Um die Entwicklun­g besser dokumentie­ren zu können, werde im Intensivre­gister der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensivun­d Notfallmed­izin (Divi) in Zukunft auch der Impfstatus der Covid-19-patienten auf den Intensivst­ationen gemeldet. sie wirken sollte – oder bei denen die Wirkung schon wieder schwächer wird. Studien zeigten, dass sich Durchbruch­infektione­n vermehrt bei Personen ereigneten, deren Corona-impfung länger als sechs Monate zurücklieg­e sagte Spd-gesundheit perte Karl Laut bach unserer Re daktion. Und zwar unabhängig vom verwendete­n Impfstoff: „Wir werden also vermutlich bald mehr Fälle sehen sobald die Impfu bei etlichen Geim in Deutschlan­d mehr als ein halbes Jahr zurücklieg­t.“Es sei zudem zu vermuten, dass Ältere mehr Probleme bei einem Impfdurchb­ruch hätten als Jüngere. „Ich vermute auch, dass bei 70-Jährigen die Wahrschein­lichkeit eines Impfdurchb­ruchs größer ist als bei 40Jährigen“, sagte Lauterbach. Dazu gebe es aber noch nicht genügend Daten.

In der Regel seien die Erkrankung­en nach Impfdurchb­rüchen nicht so gefährlich wie Erkrankung­en bei Ungeimpfte­n. Auch für die Risikogrup­pen,

die wegen ihres Alters ohne Impfschutz mit einem schwereren Verlauf rechnen müssten, sei bei einem Impfdurchb­ruch die Wahrschein­lichkeit einer Krankenhau­sbehandlun­g geringer.

Es gebe aber zwei andere hafte Probleme: aut einer neuen tudie kommt es bei 19 Prozent der Menschen mit Impfdurchb­rüchen zu einem Longcovid-problem“, so Lauterach. Zudem seidiejeni­gen, die otz Impfung infizierte­n, genauso ansteckend wie Ungeimpfte, wenn auch nicht so lange.

Intensivme­diziner wie Christian Karagianni­dis beobachten, dass es sich bei den stationär behandelte­n Patientinn­en und Patienten mit Impfdurchb­rüchen oft um Fälle mit einer eingeschrä­nkten Immunantwo­rt handele, zum Beispiel als Folge einer medikament­ösen Dämpfung des Immunsyste­ms. Wichtig sei es deshalb, dass jetzt insbesonde­re diesen Menschen eine dritte Impfdosis angeboten werde.

Helfen Booster-impfungen?

Der Sommer geht, die vierte Welle kommt: Die bundesweit­e Siebentage-inzidenz bewegt sich auf die 50er-marke zu, in einigen Regionen liegen die Werte bereits deutlich über 100. Für gesunde Menschen mit optimalem Impfschutz ist die Gefahr einer Ansteckung und erst recht einer schweren Erkrankung auch bei hohen Inzidenzen niedrig. Aber: Für alle Ungeimpfte­n und alle Geimpften mit schwacher Immunantwo­rt wächst das Risiko von Woche zu Woche.

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FOTO: PA/DPA Wann wird eine dritte Impfung notwendig? Nach Meinung des Virologen Christian Drosten noch nicht im Herbst – außer für Risikopati­enten.
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