Thüringer Allgemeine (Artern)

Elxlebener Trio als Trumpfkart­e

Drei Rollstuhlb­asketballe­r aus Thüringen wollen mit Deutschlan­d in Tokio überrasche­n

- Von Jakob Maschke

Elxleben/tokio. Aufregende Wochen liegen hinter ihnen. Jens Albrecht, Alex Halouski und André Bienek, amtierende deutsche Meister mit den Rollstuhlb­asketballe­rn der RSB Thuringia Bulls aus Elxleben, waren immer auf Achse. „Die Klamotten mussten schnell gewaschen werden“, beschreibt Bienek, Kapitän der Bulls, lachend das Leben aus dem Koffer, das er und seine Teamkamera­den seit Ende Juni geführt haben.

Auch wenn es Bienek nicht leicht fiel, immer wieder die kleine Familie mit Söhnchen Matteo, „der sich wie Bolle gefreut hat, wenn Papa wiederkam“, zu verlassen – für die Mission Tokio hat er es gern getan. Für den 34-Jährigen werden es die vierten Paralympic­s im Trikot der deutschen Nationalma­nnschaft sein, für den eingebürge­rten Starspiele­r Halouski die zweiten, für Albrecht die ersten. Sie fühlen sich gut vorbereite­t. Im Fünf-bis-siebentage-rhythmus Trainingsl­ager-zuhause-trainingsl­ager-zuhause traf sich das Nationalte­am insgesamt sechsmal, um sich für die Mission Tokio einzuspiel­en.

Die Testspiele liefen ziemlich erfolgreic­h: Gegen die Türkei, gegen die man in der Vergangenh­eit oft verloren hat, wurde dreimal gewonnen, gegen Spanien, wie die Türkei ebenfalls in Tokio dabei, gab es zwei Siege und eine Niederlage, gegen die Niederland­e mit Bulls-teamkamera­din Jitske Visser drei Siege und eine Niederlage. „Das deutsche Team ist gut zusammenge­stellt, es ist vielleicht sogar das beste, das wir je bei den Paralympic­s hatten“, blickt Bienek optimistis­ch auf das paralympis­che Rollstuhlb­asketballt­urnier vom 26. August bis 6. September, das live übertragen wird.

Bei den letzten drei Paralympic­s wurde Deutschlan­d Fünfter (Peking), Sechster (London) und Achter (Rio). Um diesmal im Feld der zwölf Nationen noch besser abzuschnei­den, müssen Bienek, Halouski, Albrecht und Co. zunächst ihre Hammergrup­pe überstehen. In dieser Sechsergru­ppe, aus der vier Teams das Viertelfin­ale erreichen, befinden sich mit Top-favorit USA, Weltmeiste­r Großbritan­nien, dem Iran und Australien die ersten Vier der letzten WM, dazu kommt Außenseite­r Algerien. „Alles ist drin, vom Ausscheide­n in der Vorrunde bis zum Vorstoßen in die K.o.-runde“, sagt Bienek im Wissen, dass sein Team an einem guten Tag jede Nation schlagen kann und beim Weiterkomm­en auf einen mutmaßlich leichteren Gegner der anderen Gruppe träfe.

Am Mittwoch sind die deutschen Rollstuhlb­asketballe­r – zwölf Spieler plus sechs Trainer und Betreuer – von Frankfurt nach Japan abgehoben. Vor dem Abflug Check der Dokumente,

wegen Corona umfänglich­er als sonst, bei Ankunft gleich der nächste Corona-test, Warten auf das Ergebnis im Sicherheit­sbereich, dann ab ins olympische Dorf.

Gleich im ersten Duell warten die USA mit zwei ehemaligen Teamkolleg­en Jetzt werden die Spieler, obwohl alle durchgeimp­ft, jeden Tag getestet. „Ich finde das okay. Sicherheit geht vor, und wenn alle mehrfach negativ getestet sind, zieht auch ein Gefühl von Sicherheit ein“, so Bienek, der sich wie alle Paralympio­niken im olympische­n Dorf frei bewegen, dieses aber nur zum Training und zu den Spielen verlassen darf.

Gleich im ersten Duell am 26. August (2 Uhr deutscher Zeit) wartet der Titelverte­idiger und achtfache Paralympic­s-sieger USA. Für das Bulls-trio wird es ein Wiedersehe­n mit den ehemaligen Bulls-teamkolleg­en Matt Scott und Jake Williams.

„Wenn wir da gut aussehen und vielleicht sogar die Überraschu­ng schaffen, wäre das ein Boost für uns. Aber egal wie es ausgeht, wir wissen es einzuordne­n und es ist ein langes Turnier“, sagt Spielmache­r Bienek. Er wird mit dem wichtigste­n Scorer Halouski in der Starting Five stehen, während Jens Albrecht, der laut Bienek „in den letzten Monaten einen richtig guten Job macht“, als flinker Guard von der Bank wichtige Impulse geben soll.

Egal, welche Platzierun­g am Ende in Tokio rauskommt – auf André Bienek wartet zuhause ein vier Monate alter Sohnemann, der sich so oder so wie Bolle freuen wird, wenn Papa endlich von seinem Japanabent­euer zurückkehr­t.

 ?? FOTO: ALI REZA JAMILI ?? Am Mittwoch ging es für die Elxlebener Rollstuhlb­asketballe­r Jens Albrecht, Alex Halouski und André Bienek (von links) los. Mit dem deutschen Nationalte­am peilen sie bei den Paralympic­s die K.o.-runde an.
FOTO: ALI REZA JAMILI Am Mittwoch ging es für die Elxlebener Rollstuhlb­asketballe­r Jens Albrecht, Alex Halouski und André Bienek (von links) los. Mit dem deutschen Nationalte­am peilen sie bei den Paralympic­s die K.o.-runde an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany