Folgen für den Bahnverkehr in Thüringen
Was die verspätete Elektrifizierung der Mitte-deutschland-schiene auslöst
Gera. Zwei Jahre länger soll der Ausbau der Mitte-deutschland-verbindung (MDV) zwischen Weimar und Gößnitz dauern. Die Ankündigung der Deutschen Bahn hat Auswirkungen auch auf den geplanten Verkehr auf der Strecke.
Derzeit läuft das Ausschreibungsverfahren für das Ostthüringennetz. Jene sieht vor, dass ein Teil des Verkehrs Ende 2028 auf Elektrozüge umgestellt wird. Muss die Ausschreibung gestoppt werden, um eine Verlängerung des Dieselverkehrs bis Ende 2030 zu berücksichtigen? „Bei der Ausgestaltung des Wettbewerbsverfahrens Ostthüringen-netz hat der Freistaat Thüringen
entsprechende Vorsorge getroffen, um eine mögliche Verschiebung der Inbetriebnahme der Elektrifizierung umzusetzen“, sagt Konstanze Gerling-zedler, Sprecherin des Infrastrukturministeriums.
Spätere Elektrifizierung verzögert Verlängerung des Fernverkehrs Hierbei sei in erster Linie eine Anpassung von Vertragslaufzeiten beziehungsweise die Erarbeitung von Übergangskonzepten erforderlich. „Diese Anpassungen sollen jedoch zu keinem Qualitätsverlust für die Reisenden im Vergleich zum aktuellen Angebot führen“, sagt sie. Klar sei: So schnell wie möglich sollen elektrische Fahrzeuge auf der Mittedeutschland-schiene
rollen. Aktuell werde zudem eruiert, welche verschiedenen Alternativen für die Gestaltung der Linien des Neigetechnik-netzes Thüringen ab Dezember 2028 bestehen.
Doch die spätere Elektrifizierung verzögert auch das Ziel, den Fernverkehr auf der Strecke bis nach Chemnitz zu verlängern. Derzeit fördert der Freistaat den Dieselintercity, der dreimal pro Tag bis Gera fährt, mit einem finanziellen Ausgleich für die Mitnahme von Reisenden mit Nahverkehrstickets. Die Auswirkungen der verzögerten Elektrifizierung darauf sei noch nicht bewertet, so das Ministerium.
Als Grund für die längere Zeit bis zur Fertigstellung nannte die Deutsche
Bahn unter anderem das aufwendigere Planungs- und Genehmigungsverfahren, weil nicht nur der Bau der Oberleitung geplant werde, sondern auch der zweigleisige Ausbau zwischen Stadtroda-papiermühle und Hermsdorf-klosterlausnitz sowie zwischen Töppeln und Gera. Der Freistaat übernimmt die Finanzierung der kompletten Planung der Leistungsphasen eins bis vier, die in Summe fünf Millionen Euro kosten.
„Die Planungsphase wird voraussichtlich Ende 2025 abgeschlossen, danach werden die Leistungen ausgeschrieben und vergeben“, sagt Gerling-zedler. Der Freistaat strebe die vollständige Finanzierung des zweigleisigen Ausbaus durch den
Bund an. „Sollte der Bund seiner grundgesetzlich verankerten Verantwortung für die Schieneninfrastruktur und damit auch für den Ausbau der MDV nicht vollständig nachkommen, erwägt das Land eine Finanzierung über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz.“
Für die Elektrifizierung ist der Neubau einer Hochspannungsleitung erforderlich, um die Strecke an das vorhandene Bahnstromnetz anzuschließen. Ein Beschluss zum möglichen Trassenverlauf wird nach Angaben der Deutschen Bahn noch vor dem Sommer erwartet. Die Leitung führt zu einem neuen Unterwerk, für das eine Fläche in Gera vorgesehen ist.
Werden wohl noch zwei Jahre länger benötigt: Die Dieseltriebzüge der Baureihe 612 bedienen derzeit die Regionalexpress-linien auf der Mitte-deutschland-schiene.