Neuer Antrag verlängert Fretterode-prozess
Nebenklage will ideologische Hintergründe bei Angriff auf Journalisten beweisen. Weitere Termine bis Ende Juli
Mühlhausen. Der Zeitplan von Richterin Andrea Kortus war schon vor Prozessbeginn hinfällig. Eigentlich sollte am Montagnachmittag die Staatsanwaltschaft im Fretterodeprozess ihren Schlussvortrag halten. Doch ein neuer Beweisantrag der Nebenklagevertreter Sven Adam und Rasmus Kahlen verhinderte das Vorhaben. Damit soll bewiesen werden, „dass die politische Einstellung der Angeklagten ursächlich für die angeklagte Tat gewesen ist“, referierte Nebenklagevertreter Sven Adam aus dem umfangreichen Papier.
Der Hintergrund ist klar: Erkennt das Gericht bei einer Urteilsfindung rassistische, antisemitische, fremdenfeindliche oder andere menschenverachtende Motive an, dann hat das Auswirkung auf die Strafzumessung.
Gianluca B. und Nordulf H. müssen sich seit September 2021 für einen Angriff auf zwei Journalisten verantworten, die dabei erheblich verletzt wurden. Den Angriff sollen die beiden jungen Männer vom Grundstück des Npd-funktionärs Torsten Heise aus gestartet haben, der seit mehr als zwei Jahrzehnten ein Gutshaus im eichsfeldischen Fretterode bewohnt. Beide Männer gehören dem engsten Umfeld des stellvertretenden Bundesvorsitzenden der rechtsextremistischen Partei an. Die rechtsextreme Gesinnung der beiden Angeklagten vor der Tat und auch danach will der Beweisantrag ebenfalls belegen. Zu dem Zweck haben die beiden Nebenklagevertreter dem Gericht insgesamt 59 Anlagen überreicht.
Weil die Kammer über diesen Antrag zunächst entscheiden muss, ist der Zeitplan, das Verfahren bis zum 25. Mai zu beenden, geplatzt. Schon in der Verhandlung am Montag hat Andrea Kortus über den 25. Mai hinaus fünf weitere Prozesstermine bekanntgegeben. Am 25. Mai sollen Staatsanwaltschaft und Verteidigung die Gelegenheit bekommen, Stellung zu dem Beweisantrag zu nehmen, der das Verfahren mehr als vier Jahre nach der Tat noch einmal verlängert.