Kein Güterverkehr auf ICE-Trasse
Bahn verweist auf fehlende Anmeldungen. Interessierte Unternehmen sehen zu hohe Hürden
Der Deutschen Bahn gelingt es offenbar nicht, die ICE-Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Erfurt und Ebensfeld in Bayern als attraktiv für den Güterverkehr zu vermarkten. Seit Dezember 2017 ist die Neubaustrecke in Betrieb und wird bisher aber nur vom ICE-Personenverkehr genutzt. Beim Güterverkehr herrscht Flaute. Dabei hat die Bahn in den vergangenen Jahren noch einmal Millionen Euro in die Hand genommen, um die Strecke auch für Güterzüge mit einer Länge von 750 Metern befahrbar zu machen.
So wurden beispielsweise Signale nachgerüstet und Ausweichgleise erweitert. Denn auf der Trasse erfolgt die Zugsteuerung ausschließlich über das moderne ETCS-System (European Train Control System), optische Signalanlagen entlang der Strecke gibt es für den Lokführer nicht mehr. Sie wären bei
Tempo 300 nur noch wenig hilfreich. Das erfordert aber auch, dass Güterzuglokomotiven, mit denen die Trasse befahren werden soll, ebenfalls mit dem ETCS-Standard ausgerüstet sein müssen.
Seit Jahren führt die Bahn diesen Standard als eines der Probleme an, warum kein Güterverkehr für die ICE-Neubaustrecke zwischen Erfurt und Ebensfeld angemeldet werde. In den ersten Jahren mag es wirklich noch nicht ausreichend Lokomotiven dafür gegeben haben. Inzwischen scheint das Problem aber nicht mehr zu bestehen, da moderne Güterzuglokomotiven auch mit ETCS-Systemen ausgerüstet werden.
Trotzdem liegen nach Angaben eines Bahnsprecher derzeit keine Anmeldungen für die Trasse vor, obwohl diese eine Streckenverkürzung für Güterzüge und damit Energieoder Treibstoffeinsparung bei Fahrten von Süddeutschland in den Norden der Republik bedeutet. denn ab Erfurt könnte die ebenfalls neu gebaute ICE-Trasse nach Halle gleich weitergenutzt werden. Doch auch dafür fehlt bisher laut Bahn das Interesse der Kunden. Dabei wurden bereits vor Jahren die anfangs deutlich höheren Trassenpreise für das Befahren der ICE-Hochgeschwindigkeitstrassen mit Güterzügen denen für andere Strecken angeglichen.
Aber selbst DB Cargo, also das bahneigene Güterverkehrsunternehmen, meidet die Strecken. Einen Grund, warum das so ist, nennt die Bahn nicht. Denn die Einschränkungen für die Trassen dürften es kaum sein: So dürfen sich ICE und Güterzüge in den Tunneln nicht begegnen, was einen Güterzugverkehr am Tag auf der Trasse zwischen Erfurt und Bayern deutlich erschwert. Nachts, wenn keine ICE unterwegs sind, besteht das Problem allerdings nicht. Dabei wäre der Güterverkehr auf der Trasse auch für die Bahn wichtig, denn in die Kalkulation der rund zehn Milliarden Euro Baukosten für die Hochgeschwindigkeitstrasse sind mögliche Einnahmen aus dem Güterverkehr mit eingeflossen.