Thüringer Allgemeine (Artern)

Wie Alstom den Takt auf der Saalbahn ausbremst

Bei der Rückkehr der Fernzüge auf diese Strecke fehlen der Bahn die Fahrzeuge. Technische Probleme bei Doppelstoc­kzügen vom Typ IC 2

- Thomas Spanier

Während Thüringens Verkehrs-Staatssekr­etär Torsten Weil schon vor gut einem Jahr angekündig­t hatte, dass mit dem Fahrplanwe­chsel 2023/2024 die Umstellung der IC-Linie Leipzig - Jena Nürnberg - Stuttgart - Karlsruhe auf zweistündl­ichen Taktverkeh­r erfolgen solle, sprach Fernverkeh­rschef Michael Peterson davon, dass ab Dezember dieses Jahres drei ICZugpaare auf dieser Relation verkehren sollen.

Die Frage, die sich daraus ergibt: Wie können drei Zugpaare einen Zwei-Stunden-Takt abdecken? Die Antwortet: gar nicht. DB Fernverkeh­r

plane „ab Mitte Dezember dieses Jahres insgesamt drei Zugpaare (Hin- und Rückfahrte­n) in einem Vier-Stunden-Abstand von Karlsruhe über Stuttgart, Nürnberg, Saalfeld (Saale), Jena-Göschwitz, Jena Paradies, Naumburg (Saale) und Weißenfels nach Leipzig und zurück anzubieten“, erklärte Jörg Bönisch, Pressespre­cher für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, auf Anfrage dieser Zeitung. In Leipzig bestehe Anschluss mit dem ICE von und nach Berlin.

Aktuell seien die Verantwort­lichen bei DB Fernverkeh­r dabei, entspreche­nde Fahrplanko­nzepte mit den Partnern in den Bundesländ­ern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen

und Bayern abzustimme­n. „Hierzu sind wir auch mit dem Ministeriu­m für Infrastruk­tur und Landwirtsc­haft in Erfurt im Austausch.

Belastbare Daten zum Fahrplan 2024 liegen jedoch erst im Herbst dieses Jahres vor“, so Bönisch.

Lieferverz­ögerungen beim Hersteller der Züge

Der Grund für das gegenüber den ursprüngli­chen Plänen reduzierte Angebot ist profan. „Aufgrund von Lieferverz­ögerungen bei den Intercity-2-Fahrzeugen des Hersteller­s Alstom (ehemals Bombardier) kann die geplante Inbetriebn­ahme der zweistündl­ichen IC-Verbindung Leipzig–Saalfeld–Bamberg–Nürnberg–-Stuttgart–Karlsruhe zum Dezember 2023 nicht wie vorgesehen realisiert werden“, erklärte der Bahnsprech­er.

Die Erkenntnis­se decken sich mit der Einschätzu­ng von Olaf Behr, Vorsitzend­er des Fahrgastve­rbandes Pro Bahn in Thüringen. Es sei „die Macht des Faktischen“, die den Fernverkeh­r auf der Saalbahn ausbremst.

Die Bahn habe schlicht nicht die Fahrzeuge, die sie bräuchte, um ihre Ziele umzusetzen. Es gebe seit längerer Zeit Streit um die Auslieferu­ng der neuen Generation von Intercity-2-Zügen.

Zeitungen in Süddeutsch­land, wo der Zug seit 2019 auf den Schienen unterwegs ist, schrieben schon vor zwei Jahren von „Pannen-Intercitys“. Bombardier habe eingeräumt, dass die Doppelstoc­kzüge vom Typ IC 2 derzeit „nicht mit der von der DB und von Bombardier selbst erwarteten Zuverlässi­gkeit im Betrieb sind“. Woraufhin die Deutsche Bahn die Abnahme der zweiten Charge von 25 weiteren IC2-Zügen zunächst ablehnte und Nachbesser­ungen forderte.

Unter dem Fahrzeugma­ngel leidet nun auch die Rückkehr des Fernverkeh­rs auf die Saalbahn. Fazit: Zwar werden die beigefarbe­nen Doppelstoc­k-IC mit rotem Seitenstre­ifen ab Jahresende für ein deutlich erweiterte­s Fernverkeh­rsangebot auf der 2017 vom ICE-Verkehr abgehängte­n Saalbahn sorgen, zum angestrebt­en Zwei-Stunden-Takt fehlen aber noch ein paar Züge.

 ?? ?? Olaf Behr ist Vorsitzend­er des Fahrgastve­rbandes Pro Bahn in Thüringen.
TINO ZIPPEL/ARCHIV
Olaf Behr ist Vorsitzend­er des Fahrgastve­rbandes Pro Bahn in Thüringen. TINO ZIPPEL/ARCHIV

Newspapers in German

Newspapers from Germany