Wie Alstom den Takt auf der Saalbahn ausbremst
Bei der Rückkehr der Fernzüge auf diese Strecke fehlen der Bahn die Fahrzeuge. Technische Probleme bei Doppelstockzügen vom Typ IC 2
Während Thüringens Verkehrs-Staatssekretär Torsten Weil schon vor gut einem Jahr angekündigt hatte, dass mit dem Fahrplanwechsel 2023/2024 die Umstellung der IC-Linie Leipzig - Jena Nürnberg - Stuttgart - Karlsruhe auf zweistündlichen Taktverkehr erfolgen solle, sprach Fernverkehrschef Michael Peterson davon, dass ab Dezember dieses Jahres drei ICZugpaare auf dieser Relation verkehren sollen.
Die Frage, die sich daraus ergibt: Wie können drei Zugpaare einen Zwei-Stunden-Takt abdecken? Die Antwortet: gar nicht. DB Fernverkehr
plane „ab Mitte Dezember dieses Jahres insgesamt drei Zugpaare (Hin- und Rückfahrten) in einem Vier-Stunden-Abstand von Karlsruhe über Stuttgart, Nürnberg, Saalfeld (Saale), Jena-Göschwitz, Jena Paradies, Naumburg (Saale) und Weißenfels nach Leipzig und zurück anzubieten“, erklärte Jörg Bönisch, Pressesprecher für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, auf Anfrage dieser Zeitung. In Leipzig bestehe Anschluss mit dem ICE von und nach Berlin.
Aktuell seien die Verantwortlichen bei DB Fernverkehr dabei, entsprechende Fahrplankonzepte mit den Partnern in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
und Bayern abzustimmen. „Hierzu sind wir auch mit dem Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft in Erfurt im Austausch.
Belastbare Daten zum Fahrplan 2024 liegen jedoch erst im Herbst dieses Jahres vor“, so Bönisch.
Lieferverzögerungen beim Hersteller der Züge
Der Grund für das gegenüber den ursprünglichen Plänen reduzierte Angebot ist profan. „Aufgrund von Lieferverzögerungen bei den Intercity-2-Fahrzeugen des Herstellers Alstom (ehemals Bombardier) kann die geplante Inbetriebnahme der zweistündlichen IC-Verbindung Leipzig–Saalfeld–Bamberg–Nürnberg–-Stuttgart–Karlsruhe zum Dezember 2023 nicht wie vorgesehen realisiert werden“, erklärte der Bahnsprecher.
Die Erkenntnisse decken sich mit der Einschätzung von Olaf Behr, Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn in Thüringen. Es sei „die Macht des Faktischen“, die den Fernverkehr auf der Saalbahn ausbremst.
Die Bahn habe schlicht nicht die Fahrzeuge, die sie bräuchte, um ihre Ziele umzusetzen. Es gebe seit längerer Zeit Streit um die Auslieferung der neuen Generation von Intercity-2-Zügen.
Zeitungen in Süddeutschland, wo der Zug seit 2019 auf den Schienen unterwegs ist, schrieben schon vor zwei Jahren von „Pannen-Intercitys“. Bombardier habe eingeräumt, dass die Doppelstockzüge vom Typ IC 2 derzeit „nicht mit der von der DB und von Bombardier selbst erwarteten Zuverlässigkeit im Betrieb sind“. Woraufhin die Deutsche Bahn die Abnahme der zweiten Charge von 25 weiteren IC2-Zügen zunächst ablehnte und Nachbesserungen forderte.
Unter dem Fahrzeugmangel leidet nun auch die Rückkehr des Fernverkehrs auf die Saalbahn. Fazit: Zwar werden die beigefarbenen Doppelstock-IC mit rotem Seitenstreifen ab Jahresende für ein deutlich erweitertes Fernverkehrsangebot auf der 2017 vom ICE-Verkehr abgehängten Saalbahn sorgen, zum angestrebten Zwei-Stunden-Takt fehlen aber noch ein paar Züge.