Erste Storchennester sind besetzt
Frühlingsboten im Kyffhäuserkreis kehren so früh zurück wie noch nie. Freude in Borxleben und Ringleben
Die ersten Störche haben am Wochenende im Kyffhäuserkreis ihre Nester bezogen. Der Zeitpunkt ist ungewöhnlich früh im Jahr, darüber sind sich die Beobachter einig. Aber die Freude in Borxleben und Ringleben ist groß.
„Kaum zu glauben, aber seit Freitag, dem 13. Januar, ist unser Storch wieder am Nest“, meldete sich am Samstag Lutz Goldschmidt aus Borxleben froh und stellte zugleich fest: „Als Frühlingsbote ist er so früh wie noch nie zurück.“Ähnlich äußert sich am Montag Dieter Siering im Nachbarort Ringleben: „So früh war der Storch noch nie da, das kann ich sagen“, ist sich der Ringlebener sicher, der dafür nicht mal in seine Aufzeichnungen blicken muss, die er seit vielen Jahren über die Störche im Ort führt. „Ich war ganz baff“, reagierte Utz Gäbel aus Bretleben erstaunt, der auf der Durchfahrt war und den Ringlebener Storch am Morgen mit seiner Handykamera eingefangen hatte. In Bretleben herrsche derzeit noch Ruhe auf dem Horst, so Gäbel, der die Bretlebener Störche beobachtet. Abgesehen von einer frechen Wildgans, die am Samstag die Aussicht vom Storchennest genoss.
Bislang konnte man zuverlässig immer Anfang Februar mit ersten Ankunftsmeldungen aus den „Storchendörfern“
der Region rechnen. Als klassischer Zugvogel verbringt der Weißstorch den Winter in Afrika oder Südeuropa. Als Segelflieger das Mittelmeer möglichst meidend, nimmt er entweder als sogenannter Ostzieher die Route über Türkei, Israel und Ägypten nach Ost- und Südafrika oder gelangt als Westzieher über Spanien und Gibraltar nach Westafrika. Viele Störche fliegen inzwischen gar nicht mehr so weit, sondern überwintern gleich in Spanien.
Für Naturschutzexperte und Nabu-Mitglied Thomas Schlufter in Sondershausen ist die frühe Storchenankunft angesichts der aktuellen Witterung nicht verwunderlich:
„Die Störche halten sich eben nicht unbedingt an den Kalender“, sagt er. „Milde Winter haben mitunter zur Folge, dass die Tiere nicht mehr bis in ihre Überwinterungsgebiete ziehen, sondern sich bereits auf halbem Weg niederlassen. Das schont die Kräfte. Entsprechend frühzeitig sind sie dann natürlich zurück.“Als Beispiel verweist Thomas Schlufter auf rund 1500 am Stausee Kelbra überwinternde Kraniche.
Sollte sich jetzt wieder Frost einstellen, mache das den Vögeln nichts aus. Eine mehrere Wochen geschlossene Schneedecke hingegen schon. In diesem Fall würden sich die Tiere auf den Weg in Gefilde machen, wo sie Futter finden.