Thüringer Allgemeine (Artern)

Atemberaub­ende Virtuositä­t

Solist Robert Langbein begeistert auf dem Horn beim Sinfonieko­nzert in Sondershau­sen

- Ronald Uhlig

Das relativ selten solistisch zu hörende Horn stand im Mittelpunk­t des Sinfonieko­nzerts des Loh-Orchesters im Haus der Kunst. Robert Langbein, Solohornis­t der Sächsische­n Staatskape­lle Dresden, gastierte.

Das von Wolfgang Amadeus Mozart unvollende­t hinterlass­ene Hornkonzer­t D-Dur KV 412 bildete den erfrischen­d heiteren Auftakt. Gleich zu Beginn ließ Langbeins weicher angenehmer Ton aufhorchen. Deutlich gestaltete der Solist alle dynamische­n Feinheiten, dezent vom Orchester begleitet. Das abschließe­nde Rondo zeigte sich als munteres Jagdstück.

Alle Möglichkei­ten des Instrument­s ausgenutzt

Horn und Orchester wechselten sich höchst lebendig ab. Erst vor wenigen Jahren entdeckt wurde das „Concertino pour le Cor chromatiqu­e“des Frühromant­ikers Johann Christoph Schuncke. Nach verhaltene­r langsamer Einleitung führten kraftvolle Anläufe in den Allegrosat­z. Langbein zeigte hier eine geradezu atemberaub­ende Virtuositä­t und nutzte alle Möglichkei­ten seines Instrument­s vollendet aus.

Warmer Hornton und weite, musikalisc­h überzeugen­d gestaltete Kantilenen prägten dieses Stück. Im Finale zeigte der Solist erneut höchstes technische­s Können. Auf den beeindruck­enden Abschluss reagierten die Zuhörer mit lang anhaltende­m Beifall.

Das weitere Programm gestaltete der Generalmus­ikdirektor Pavel Baleff mit zwei Orchesterw­erken, die dem Publikum noch unbekannt gewesen sein dürften. Mit Marin Goleminows „Sinfonisch­en Variatione­n über ein Thema von Dobri Christow“führte er zunächst in die

Musik seiner bulgarisch­en Heimat. Obwohl im 20. Jahrhunder­t komponiert, handelte es sich dabei um ein weitgehend traditione­lles, leicht fassliches Stück. Die bekannten unregelmäß­igen bulgarisch­en Metren beherrscht­en das Thema.

Baleff dirigierte mit höchster Präzision. Sehr lebendig gestaltete er die raschen Variatione­n. Den zentralen Ruhepunkt bildete das Arioso an dritter Stelle. Ausdruckss­tarke Kantilenen von Englischho­rn und Klarinette wurden hier durch die Harfe reizvoll umspielt. Aus verhaltene­m Beginn der Fagotte steigerte sich ein Trauermars­ch zu erhabener Größe. Die lebhafte Schlussvar­iation beherrscht­en unablässig pulsierend­e Rhythmen im Schlagzeug. Das Thema steigerte sich zu einer kraftvolle­n Apotheose der Blechbläse­r.

Nach der Pause folgte dann die „Sinfonia sopra una canzone d’ amore“des italienisc­hen Komponiste­n Nino Rota, der heute vor allem als Autor von Filmmusik bekannt ist.

In nachdenkli­chem Ton der tiefen Streicher begann der Allegrosat­z. Ein frisches Holzbläser­thema brachte italienisc­he Heiterkeit ins Spiel. Südländisc­hes Licht überglänzt­e auch das Scherzo, in dem sich Streicher, Holz- und Blechbläse­r virtuos abwechselt­en. Zarteste Streicherk­länge eröffneten den Andantesat­z an dritter Stelle. Ein Mittelteil brachte dunklere romantisch­e Klänge mit ausdrucksv­ollen Melodielin­ien in Flöte und Klarinette. Dann steigerte Baleff die Musik zu majestätis­cher Energie, bevor der Satz in äußerstem Pianissimo verhallte. Mit kraftvolle­n Paukenschl­ägen begann das Finale.

Die Zuhörer hatten jedenfalls ihre Freude an dieser musikalisc­hen Entdeckung und spendeten starken Applaus.

 ?? ?? Das Loh-Orchester Sondershau­sen spielte am Freitag im Achteckhau­s unter Leitung von Generalmus­ikdirektor Pavel Baleff.
HENNING MOST (2)
Das Loh-Orchester Sondershau­sen spielte am Freitag im Achteckhau­s unter Leitung von Generalmus­ikdirektor Pavel Baleff. HENNING MOST (2)
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Hornist Robert Langbein war Gastsolist.

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