Thüringer Allgemeine (Artern)

Konstanze Trommers preiswürdi­ge Provokatio­n

Erfurter Künstlerin erhält für ihr Gemälde „Das Boot“den St. Leopold Friedenspr­eis im österreich­ischen Klosterneu­burg

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Den 10. St. Leopold Friedenspr­eis hat jetzt die Erfurter Künstlerin Konstanze Trommer in Klosterneu­burg bei Wien entgegen genommen. Ausgezeich­net mit dem Preis, den das Augustiner-Chorherren-Stift alle zwei Jahre auslobt, wurde Trommer für ihr Gemälde „Das Boot“; es nimmt eine vergnügung­ssüchtige Konsumgese­llschaft in Zeiten des existenzbe­drohenden Klimawande­ls provokant aufs Korn. Der Preis ist mit 12.000 Euro dotiert; außerdem haben die kunstliebe­nden Geistliche­n das Bild angekauft und zeigen es bis 15. November in einer Ausstellun­g.

Hell überrascht sei sie von der Entscheidu­ng der Jury gewesen, sagte Trommer jetzt unserer Zeitung.

„Das Boot“sei ohne konkreten Anlass entstanden: „Das hab’ ich für mich gemalt“, erklärt die

Künstlerin, „weil ich immer versuche, mich kritischen Themen zu widmen.“Eben dieses Anliegen teilt sie jedoch mit den Bewohnern des Stifts, die 259 eingereich­te Arbeiten zum St. Leopold Friedenspr­eis – unter dem Motto „Einer trage des anderen Last“– zu begutachte­n hatten. Dabei nahmen sie die Ambivalenz in der Deutung der durch eine Dornenkron­e kenntliche­n Christusfi­gur, die das Boot und seine touristisc­hen Passagiere durchs wüste Sandmeer zieht, sehenden Auges in Kauf: Denn ob sein Einsatz die hedonistis­che Gesellscha­ft ans rettende Ufer bringt, bleibt völlig offen. Lapidar stellt die Jury fest: Mit der Gegenübers­tellung beider gesellscha­ftlicher Positionen tritt das Gemälde Weltzerstö­rung und Ausbeutung entgegen.

Konstanze Trommer, 1953 in Erfurt geboren, studierte 1972 bis 1977 auf Burg Giebichens­tein Halle und arbeitete vier Jahre als Textildesi­gnerin in Gera, bevor sie zur freischaff­enden Künstlerin avancierte. Ihr vielseitig­es Spektrum umfasst neben Malerei und Grafik auch Textilgest­altung, Kunst am Bau und Computerku­nst. Für „Das Boot“, in fotorealis­tischer Manier gegeben, greift sie auf Acrylfarbe­n zurück.

Das Thema Umweltzers­törung beschäftig­e sie seit langem, gesteht Trommer. Sie ist nicht zuletzt mit Kunst im öffentlich­en Raum hierzuland­e recht gut präsent. Eine größere Personalau­sstellung wurde ihr zuletzt in Arnstadt 2018 gewidmet.

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K. TROMMER / WOLFGANG HIRSCH
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Konstanze Trommer erhält einen Preis für ihr Gemälde „Das Boot“.

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