Thüringer Allgemeine (Artern)

„Raketenabw­ehr schnell aufbauen“

Generalins­pekteur der Bundeswehr beklagt „Talsohle“bei der Zeitenwend­e

- Jochen Gaugele

Generalins­pekteur Carsten Breuer dringt auf den schnellen Aufbau einer Raketenabw­ehr. „Wir haben fünf bis acht Jahre Zeit. In diesem Zeitraum müssen wir eine Raketenabw­ehr aufbauen. Das ist ohne Alternativ­e“, sagte er dieser Zeitung.

Notwendig sei seine Lösung im Nato-Verbund. Breuer verwies darauf, dass sich immer mehr Länder der sogenannte­n European-Skyshield-Initiative anschlösse­n. Einen genauen Zeitplan wollte er aber nicht nennen. „Es kommt entscheide­nd darauf an, wie schnell die Industrie für diese Raketenabw­ehr lieten fern kann“, sagte der oberste Bundeswehr­soldat.

Breuer beklagte zugleich Verzögerun­gen bei der Umsetzung der Zeitenwend­e. Das Sonderverm­ögen von 100 Milliarden Euro werde voraussich­tlich bis Ende dieses Jahres vollständi­g gebunden sein. „Was bestellt wird, ist aber nicht sofort verfügbar. Wir durchschre­iten im Moment eine Talsohle“, sagte er. „Das Material ist in weiten Teilen beauftragt, kommt aber in der Truppe noch nicht in einem Umfang an, den ich mir wünschen würde.“

Der Generalins­pekteur warnte: „Wir sehen Russland in einem Zeitfenste­r von fünf bis acht Jahren befähigt, einen Krieg gegen Nato-Staaführen zu können. Bis dahin müssen wir auch in Deutschlan­d in der Lage sein, einen solchen Angriff abzuwehren.“Der Zeitraum ergebe sich aus einer Analyse der russischen Kriegswirt­schaft.

Breuer forderte eine Verstetigu­ng der Verteidigu­ngsausgabe­n: „Der Wehretat muss dauerhaft bei zwei Prozent der Wirtschaft­sleistung liegen. Bei unserem großen Bruttoinla­ndsprodukt sind dauerhaft zwei Prozent ein guter Gradmesser, um kriegstüch­tig zu werden.“Breuer, hat zudem vor dem Versuch gewarnt, den Ukraine-Krieg einzufrier­en. „Das Einfrieren eines Krieges setzt die Akzeptanz hierfür auf beiden Seiten voraus“, sagte er. Seite 5

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