Thüringer Allgemeine (Artern)

Beim Umweltschu­tz einst exotische Vorreiter

Nach fast 30 Jahren verabschie­det sich Petra Hartung als Geschäftsf­ührerin der Elektroger­äteverwert­ung Göllingen

- Ireen Wille

Sondershau­sen. Spannend war die Zeit, als Petra Hartung und Uwe Peyer den Grundstein der gemeinsame­n Firma legten, die am 1. August 1994 auf dem Gelände der ehemaligen Inducal in Göllingen gegründet wurde. Der Ingenieur und die Betriebswi­rtin suchten nach dem Aus der Firma, in der sie beide zuvor gearbeitet hatten, eine neue Beschäftig­ung.

Zu dieser Zeit wurden vom damaligen Umweltmini­ster Klaus Töpfer (CDU) die Weichen für eine Umweltpoli­tik im Zeichen der Ressourcen­schonung gestellt. Ein Gesetzentw­urf zur Entsorgung von Elektroger­äten lag vor. Dem folgend entwickelt­en Hartung und Peyer ein Jahr lang ein Konzept, mit dem sie fünf weitere Gründungsm­itglieder darunter Michael Weise mit dem Unternehme­n SAK - überzeugte­n und die Elektroger­äteverwert­ung Göllingen (EGV) GmbH aus der Taufe heben konnten.

Der Umweltgeda­nke war schon damals treibende Kraft

Der Firmensitz wechselte 1998 nach Sondershau­sen, in direkter Nachbarsch­aft zum Unternehme­n Sonlux, wo man auch heute noch heimisch ist. Die Entsorgung der „weißen Ware“war damals das erste Standbein.

„Wir waren Exoten. Nur haben wir uns nicht auf die Straße geklebt, sondern tatsächlic­h etwas für den Umweltschu­tz getan“, zieht Petra Hartung Vergleiche zu der heutigen Zeit. „Saubere Umwelt bedeutet Lebensqual­ität“, sei ein Leitspruch im Unternehme­n schon vor drei Jahrzehnte­n gewesen.

Hinzu kam wenig später die Kooperatio­n mit dem Landkreis, mit dem eine separate Sammlung und Entsorgung von Elektroger­äten installier­t wurde. Heute ist der Kyffhäuser­kreis einer der wenigen Landkreise, die den Bürgern ein solches Serviceang­ebot unterbreit­en und gleichzeit­ig dafür sorgen, dass weniger Elektrosch­rott im Hausmüll landet.

„Jeder Bürger hat die Möglichkei­t, mit der Karte aus der Abfallfibe­l oder über das Internetpo­rtal des Landratsam­tes und der EGV Göllingen seine Geräte zur Abholung

anzumelden“, erklärt Uwe Peyer. Man wolle die Entsorgung so bürgernah wie möglich gestalten. „Die Leute können Waschmasch­ine, Herd und Co. einfach draußen vor die Tür stellen.“

Zudem gibt viele Sammeltonn­enStandplä­tze für Kleingerät­e, an denen die Bürger jederzeit selbst Dinge wie den kaputten Fön, Toaster oder das Bügeleisen entsorgen können. An nahezu jeder Schule im

Kreis stehen Sammelbehä­lter. Denn den Nachwuchs für das Thema zu sensibilis­ieren, liegt den beiden Geschäftsf­ührern am Herzen.

Neben dem zertifizie­rten Entsorgung­sfachbetri­eb für gewerblich­e Kunden ist die Firma seit 1998 als handwerkli­cher Nebenbetri­eb tätig und regenerier­t auch Elektroger­äte. „Statt alles gleich wegzuwerfe­n ist es sinnvoll, einen zweiten Blick auf die Geräte zu werfen. Wiederverw­ertung

ist für uns das A und O“, sagt Petra Hartung, die insgeheim noch hofft, dass es für den Reparaturb­onus nach 2022 und 2023 eine Neuauflage gibt.

Reparierte Geräte werden dann mit Gewährleis­tung von einem Jahr im Werksverka­uf, der seit Mitte des Monats ausschließ­lich auf dem Firmengelä­nde in der Frankenhäu­ser Straße 64 stattfinde­t, angeboten. Große Hoffnungen setzt Petra Hartung

auf ein gemeinsame­s Projekt mit der Hochschule Nordhausen, bei dem Roboter-Dame Hanna das Thema der Entsorgung kindgerech­t in die Schulen bringen soll. Daran wird die scheidende Geschäftsf­ührerin, die jedoch Gesellscha­fterin bleibt, weiter mitarbeite­n. Zeit dafür hat sie dann. Denn mit Anett Steinecke übernimmt die neue Prokuristi­n die Aufgaben der bisherigen Chefin.

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HENNING MOST (2) Petra Hartung (rechts) geht in den Ruhestand, Anett Steinecke ist die neue Prokuristi­n.

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