Kohlenschlagen: Nachwuchs zeigt Geschick
Früher gingen auch mal Scheiben zu Bruch: Mehr als 20 Mitspieler pflegen mehr als 100 Jahre alten Traditionswettbewerb – auf sicherem Parcours
Hölzerne Geschosse in Rot und Blau zischten am Freitagnachmittag abwechselnd über die Wiese am Ortsrand von Wiedermuth. Auf die Reise geschickt wurden die sogenannten Kohlen von kräftigen Schlägen mit dem als Heide bezeichneten Schläger. Mehr als 20 Spieler hatten sich an dem ebenso traditionellen wie spaßigen Wettbewerb im Kohlenschlagen zwischen zwei Mannschaften in diesem Jahr beteiligt.
„Es geht um nichts als Ruhm und Ehre und das gemeinsame Vergnügen am Spiel und der Party danach“, stellt Sven Pößel klar. Als einer der Männer aus Wiedermuth, die der Tradition des Kohlenschlagens schon seit vielen Jahren treu sind, fasst er die simplen Regeln zusammen. „Die Kohle wird auf einen in den Boden gerammten Stab gesetzt und muss anschließend mit dem hammerförmigen Heiden möglichst weit geschlagen werden. Wo er aufschlägt, wird der Stab für den nächsten Versuch eingesteckt. Jeder im Team kommt einmal dran. Dann wird die erreichte Gesamtdistanz für jede Mannschaft ermittelt. Wer am weitesten geschlagen hat, bekommt den Punkt für die Runde.“Dann gehe es weiter mit dem nächsten Durchgang. „So ein Wettbewerb geht schon mal drei, vier
Stunden“, sagt Sven Pößel. Schlag für Schlag und Punkt für Punkt streben die Spieler beider Mannschaften dabei einem gemeinsamen Ziel zu: der Feier in geselliger Runde am
Lagerfeuer. „Dafür sammeln wir schon während des Wettbewerbes Geld, für Fehlschläge sind 50 Cent fällig. Donnert ein Spieler die Kohle soweit ins Abseits, dass sie nicht mehr auffindbar ist, muss er zwei Euro zahlen.“
Spaßwettbewerbe auch in den umliegenden Orten
Am Freitag war die Gefahr dafür wegen eines buschbewachsenen Abhangs am Rand des Spielfeld und Windböen, die das Flugobjekt dorthin lenkten, ziemlich groß. Natürlich ist die Verpflegung vorab schon bestellt und wird anschließend von der Spielerrunde gemeinsam bezahlt.
Mehr als hundert Jahre schon werde die Tradition des Kohlenschlagens in Wiedermuth gepflegt, erzählt Pößel. „Ich kenne sie schon aus den Erzählungen von meinem Großvater.“Auch in den umliegenden Orten gebe es regelmäßig solche Spaßwettbewerbe. Mittlerweile würden die Spielparcours meist irgendwo außerhalb des Dorfes gelegt. „Früher aber ging es durch die Straßen und die Gaststätte war das Endziel. Die Kohl musste bis in Kneipeninnere geschlagen werden. Dabei ging nicht selten mal eine Fensterscheibe zu Bruch“, berichtet Pößel weiter. Eine Runde durch den Ort würde er selbst aber auch gern noch einmal spielen.
Es geht um nichts als Ruhm und Ehre und das gemeinsame Vergnügen am Spiel und der Party danach. Sven Pößel, Spieler beim Kohlenschlagen