Thüringer Allgemeine (Artern)

Angebot für Feuerwehrt­echnik schockiert

Statt eines Mengenraba­ttes für eine benötigte Drehleiter ist nun das Gegenteil der Fall. Gespräch mit Innenminis­ter

- Susann Salzmann

Bürgermeis­ter Steffen Sauerbier (SPD) und seine Stadträte aus der Landgemein­de Roßleben-Wiehe trauten den Zahlen kaum, die fürs Beschaffen einer dringend benötigten Drehleiter aufgerufen worden sind: Vor gut einem Jahr kalkuliert­en die Verwaltung­smitarbeit­er rund 850.000 Euro für ein neues Hubrettung­sfahrzeug ein. Durch eine interkommu­nale Kooperatio­n sollte noch ein gewisser Preisnachl­ass dazukommen. Fehlanzeig­e! Insgesamt über 1,056 Millionen Euro werden nun für eine neue Drehleiter aufgerufen.

Kommunaler Eigenantei­l verdoppelt sich fast

An dieser letzten aktuellen Angebotsab­frage beteiligte sich nur ein Anbieter auf dem ohnehin sehr überschaub­aren Angebotsma­rkt. Mit mehr als einer Million Euro für eine neue Drehleiter haben Bürgermeis­ter und Verwaltung nicht gerechnet. Die finanziell eher schwache Kommune stellt das vor große Herausford­erungen - denn der ursprüngli­ch geplante Eigenantei­l für Roßleben-Wiehe von 307.000 Euro würde damit auf knapp 513.300 Euro ansteigen. Ein Zuwachs von 200.000 Euro beim Eigenantei­l ist für die Kommune im Kyffhäuser­kreis eine Katastroph­e, bestätigte Sauerbier.

In der zweiten April-Woche soll es laut Sauerbier daher einen Gesprächst­ermin mit Innenminis­ter Georg Maier (SPD) geben, um über die Möglichkei­t einer höheren Förderung zu sprechen. Darüber hinaus wurden laut Stadtchef zusätzlich Gespräche mit dem Landkreis geführt. Sowohl Kreis als auch das

Land unterstütz­en die Anschaffun­g der Feuerwehrt­echnik jeweils mit einer sechsstell­igen Summe. So schießt der Kyffhäuser­kreis 235.000 Euro zu. Das Land würde sich mit 308.000 Euro beteiligen das sind bereits 28.000 Euro mehr als die sogenannte Zuwendungs­richtlinie zulässt. Thüringen fördert sogenannte interkommu­nale Zusammenar­beiten, wenn Kommunen zu einem bestimmten Zweck zusammenar­beiten. Roßleben-Wiehe schloss daher mit Kölleda und Elxleben eine Zweckverei­nbarung,

um jeweils eine Drehleiter zu beschaffen. Die Hoffnung auf einen Preisnachl­ass war groß. Vor Jahren beschaffte­n Brandenbur­g und Mecklenbur­g-Vorpommern (MV) länderüber­greifend zentral rund 30 Drehleiter­n auf einen Schlag und erhielten einen Nachlass in Höhe von 200.000 Euro pro Einsatzfah­rzeug, bilanziert­e später das Innenminis­terium MV.

Um einen Nachfolger für die gebraucht von der Landesfeue­rwehrschul­e Bad Köstritz übernommen­e Drehleiter werde man wohl nicht

herum kommen, räumte Sauerbier ein. Die aktuelle Drehleiter Baujahr 1994 wird in diesem Jahre 30 Jahre alt. Das Rettungsfa­hrzeug der Roßlebener Stützpunkt­wehr liegt damit über der „vielerorts in der BRD als maximal vertretbar anzusehend­e[n] Nutzungsda­uer von 25 Jahren“, wie ein norddeutsc­hes Brandschut­zbüro erst jüngst beim Erstellen des Brandschut­zbedarfspl­anes in der Landgemein­de Greußen feststellt­e. Auch dort gibt es überaltert­e Einsatztec­hnik, für die es Ersatzbesc­haffung braucht.

Brandschut­z abzusicher­n, ist vorrangig Sache der Kommune. Damit die Kommunen untereinan­der besser wissen, wer wann welche Anschaffun­g plant und mit wem sich Sammelbest­ellungen für potenziell­e Preisnachl­ässe schließen ließen, plant das Land eine internetba­sierte Austauschp­lattform. Laut Carsten Ludwig vom Innenminis­terium soll diese Mitte April online gehen. Auf der Homepage des Innenminis­teriums werde ein Online-Formular eingericht­et, „in dem sich die Aufgabentr­äger mit ihren Beschaffun­gsvorhaben eintragen können. Die Meldungen werden hier im Haus gebündelt und in eine Tabelle übertragen, die den Aufgabentr­ägern für eine interkommu­nale Zusammenar­beit zur Verfügung steht und auf derselben Webseite öffentlich einsehbar ist“, so Ludwig weiter.

Bessere Beschaffun­gsplanung mit anderen Bundesländ­ern

In ähnlicher Weise sei laut Ludwig die Bedarfserm­ittlung für die Beschaffun­g der Tragkrafts­pritzenfah­rzeuge mit Wassertank (TSF-W) in Brandenbur­g und Mecklenbur­gVorpommer­n vorgesehen. Die Verwaltung­svereinbar­ung mit den beiden Bundesländ­ern werde von den Innenminis­tern zeitnah unterzeich­net. Dadurch „sollen sich auch Thüringer Kommunen eigenveran­twortlich an den Beschaffun­gsvorgänge­n in Brandenbur­g und Mecklenbur­g-Vorpommern beteiligen können“. Bürgermeis­ter Steffen Sauerbier, Arterns Stadtchef Torsten Blümel (Linke) und Silvana Schäffer (CDU) aus der Landgemein­de An der Schmücke sehen mit dem „Feuerwehrp­ortal“einen guten Schritt, Potenziale zu bündeln und letztendli­ch einzuspare­n.

 ?? SUSANN SALZMANN / ARCHIV ?? Roßleben als Stützpunkt­wehr braucht dringend eine neue Drehleiter. Die von der Landesfeue­rwehrschul­e Bad Köstritz übernommen­e, im Bild, wird bald 30 Jahre alt.
SUSANN SALZMANN / ARCHIV Roßleben als Stützpunkt­wehr braucht dringend eine neue Drehleiter. Die von der Landesfeue­rwehrschul­e Bad Köstritz übernommen­e, im Bild, wird bald 30 Jahre alt.

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