Thüringer Allgemeine (Artern)

So geht es mit der Modellbahn Wiehe weiter

Über mehrere Jahre wurde für die Einrichtun­g ein Nachfolger gesucht. Nun sind die Würfel gefallen

- Susann Salzmann

Wiehe. Im April verkündete HansJörg Stiegler die Botschaft, auf die wohl viele Menschen gewartet haben: „Es geht weiter mit der Modellbahn“, gab der Modellbahn-Erbauer am Dienstag bekannt.

Das Lebensproj­ekt, dem sich der inzwischen 80-Jährige mehr als ein Vierteljah­rhundert gewidmet und an vorderster Front mit aufgebaut hat, bekommt einen Nachfolger. Um wen es sich bei dem neuen Eigentümer handelt und welche Ideen er für die rund 12.000 Quadrater große Ausstellun­gsfläche und das riesige Gelände hat, soll sich in einigen Tagen klären. Dann soll sich der „Neue“der Öffentlich­keit vorstellen, so Stiegler.

Freude über Fortbesteh­en der Modellbahn

Vor mehr als 27 Jahren öffnete die Modellbahn in Wiehe ihre Türen. Zum 25-jährigen Jubiläum hieß es von Betreiberi­n Ingrid Stiegler, dass rund 2,5 Millionen Besucher das Ausflugszi­el im Unstruttal besucht hätten – darunter regelmäßig internatio­nale Gruppen. „In all den Jahren haben wir niemals rote Zahlen geschriebe­n“, betonte ihr Mann und Modellbahn-Vater Hans-Jörg Stiegler.

Im Jubiläumsj­ahr suchten Stieglers bereits einen Nachfolger, damit sich das Ehepaar zurückzieh­en kann. Immer wieder gab es Interessen­ten; ein vielverspr­echender sprang ab, anderen fehlte es nicht an Willenskra­ft, aber an Bonität. Zwischenze­itlich hing über dem Erschaffte­n das Damoklessc­hwert der Zerschlagu­ng. Dann wäre die Anlage als touristisc­hes Ausflugszi­el mit hoher Wahrschein­lichkeit weggebroch­en. Die Zerschlagu­ng sei nun jedoch vom Tisch, bestätigte HansJörg Stiegler.

Roßleben-Wiehes Bürgermeis­ter Steffen Sauerbier (SPD) und Wiehes Ortsbürger­meisterin Dagmar Dittmer (CDU) zeigten sich erfreut über die Nachricht des Fortbesteh­ens der Freizeitei­nrichtung. Der Ausflugsor­t trage mit zur touristisc­hen Entwicklun­g der Kyffhäuser­region und speziell der Landgemein­de Roßleben-Wiehe bei, meinten die beiden Funktionst­räger. „Ich bin sehr froh darüber, dass die

se wichtige touristisc­he Einrichtun­g erhalten bleibt“, reagierte Sauerbier. Mit einem symbolisch­en Verspreche­n reichte der Stadtchef dem „Neuen“schon einmal die Hand und betonte, „jederzeit bereit“zu sein, „mit dem neuen Eigentümer zu reden und nach meinen Möglichkei­ten zu unterstütz­en, so wie ich es bei Herrn Stiegler auch getan habe“.

Positiv überrascht, „sehr froh“und erleichter­t zeigte sich Dagmar Dittmer. „Was kann Herrn Stiegler und der Stadt Roßleben besseres passieren, als dass ein Nachfolger

gefunden wurde?“, stellte Wiehes Ortschafts­bürgermeis­terin nur eine rhetorisch­e Frage.

Der Tourismus sei in der östlichen Kyffhäuser­region ein bedeutende­s Standbein. Die Modellbahn zähle zu den Säulen, auf denen der regionale Tourismus aufliege. Als sich herauskris­tallisiert­e, dass die Modellbahn nicht von jetzt auf gleich einen neuen Eigentümer bekommt, habe sie nach eigenen Worten „ein schlechtes Gewissen“verspürt, weil sie als Ortsvorste­herin, Stadträtin und als Vertreteri­n des Hohe-Schrecke-Vereins nicht so

helfen konnte, „wie es sich Herr Stiegler gewünscht hat“. Die Kreisverwa­ltung verfolgte die Entwicklun­gen um die Modellbahn ebenfalls. Obwohl man sich normalerwe­ise nicht zu Vorgängen bei Privatunte­rnehmen äußere, finde man die positive Zukunftspe­rspektive „begrüßensw­ert, weil damit ein wichtiges touristisc­hes Angebot erhalten bleibt“, sagte der stellvertr­etende Presserefe­rent des Kyffhäuser­kreises, Martin Pollack.

In der Vergangenh­eit sprach Hans-Jörg Stiegler wiederholt von der Möglichkei­t, dass die Kommune

die Modellbahn übernehmen könne. Bürgermeis­ter Sauerbier argumentie­rte, dass die Aufgabe von Kommunen nicht primär in der Übernahme privater Wirtschaft­sbetriebe bestehe, beteuerte aber stets die hohe Bedeutung der Modellbahn Wiehe für die Region.

Über die Ausstellun­gsfläche rauschen ungefähr 380 Modellzüge. Herzstück ist die 47 mal zehn Meter große Thüringen-Anlage mit 1950 Metern Gleisen und 400 Weichen, über die etwa 120 Loks mit über 1000 Waggons und sogar ICE-Züge rollen.

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Das Credo der Einrichtun­g lautet „Kultur mit Pfiff“und gibt Einblicke in internatio­nale Kulturen – hier eine Nachbildun­g der weltberühm­ten Terrakotta-Armee (Archiv).
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Der Blick auf den Eingangsbe­reich zur Modellbahn Wiehe. Auf vielen Tourismust­afeln im Landkreis wird die Attraktion als ganz besondere Sehenswürd­igkeit angepriese­n.
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SUSANN SALZMANN (3) Ingrid und Hans-Jörg Stiegler bieten mit der Modellbahn seit mehr als einem Vierteljah­rhundert eine Attraktion an (Archiv).

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