So geht es mit der Modellbahn Wiehe weiter
Über mehrere Jahre wurde für die Einrichtung ein Nachfolger gesucht. Nun sind die Würfel gefallen
Wiehe. Im April verkündete HansJörg Stiegler die Botschaft, auf die wohl viele Menschen gewartet haben: „Es geht weiter mit der Modellbahn“, gab der Modellbahn-Erbauer am Dienstag bekannt.
Das Lebensprojekt, dem sich der inzwischen 80-Jährige mehr als ein Vierteljahrhundert gewidmet und an vorderster Front mit aufgebaut hat, bekommt einen Nachfolger. Um wen es sich bei dem neuen Eigentümer handelt und welche Ideen er für die rund 12.000 Quadrater große Ausstellungsfläche und das riesige Gelände hat, soll sich in einigen Tagen klären. Dann soll sich der „Neue“der Öffentlichkeit vorstellen, so Stiegler.
Freude über Fortbestehen der Modellbahn
Vor mehr als 27 Jahren öffnete die Modellbahn in Wiehe ihre Türen. Zum 25-jährigen Jubiläum hieß es von Betreiberin Ingrid Stiegler, dass rund 2,5 Millionen Besucher das Ausflugsziel im Unstruttal besucht hätten – darunter regelmäßig internationale Gruppen. „In all den Jahren haben wir niemals rote Zahlen geschrieben“, betonte ihr Mann und Modellbahn-Vater Hans-Jörg Stiegler.
Im Jubiläumsjahr suchten Stieglers bereits einen Nachfolger, damit sich das Ehepaar zurückziehen kann. Immer wieder gab es Interessenten; ein vielversprechender sprang ab, anderen fehlte es nicht an Willenskraft, aber an Bonität. Zwischenzeitlich hing über dem Erschafften das Damoklesschwert der Zerschlagung. Dann wäre die Anlage als touristisches Ausflugsziel mit hoher Wahrscheinlichkeit weggebrochen. Die Zerschlagung sei nun jedoch vom Tisch, bestätigte HansJörg Stiegler.
Roßleben-Wiehes Bürgermeister Steffen Sauerbier (SPD) und Wiehes Ortsbürgermeisterin Dagmar Dittmer (CDU) zeigten sich erfreut über die Nachricht des Fortbestehens der Freizeiteinrichtung. Der Ausflugsort trage mit zur touristischen Entwicklung der Kyffhäuserregion und speziell der Landgemeinde Roßleben-Wiehe bei, meinten die beiden Funktionsträger. „Ich bin sehr froh darüber, dass die
se wichtige touristische Einrichtung erhalten bleibt“, reagierte Sauerbier. Mit einem symbolischen Versprechen reichte der Stadtchef dem „Neuen“schon einmal die Hand und betonte, „jederzeit bereit“zu sein, „mit dem neuen Eigentümer zu reden und nach meinen Möglichkeiten zu unterstützen, so wie ich es bei Herrn Stiegler auch getan habe“.
Positiv überrascht, „sehr froh“und erleichtert zeigte sich Dagmar Dittmer. „Was kann Herrn Stiegler und der Stadt Roßleben besseres passieren, als dass ein Nachfolger
gefunden wurde?“, stellte Wiehes Ortschaftsbürgermeisterin nur eine rhetorische Frage.
Der Tourismus sei in der östlichen Kyffhäuserregion ein bedeutendes Standbein. Die Modellbahn zähle zu den Säulen, auf denen der regionale Tourismus aufliege. Als sich herauskristallisierte, dass die Modellbahn nicht von jetzt auf gleich einen neuen Eigentümer bekommt, habe sie nach eigenen Worten „ein schlechtes Gewissen“verspürt, weil sie als Ortsvorsteherin, Stadträtin und als Vertreterin des Hohe-Schrecke-Vereins nicht so
helfen konnte, „wie es sich Herr Stiegler gewünscht hat“. Die Kreisverwaltung verfolgte die Entwicklungen um die Modellbahn ebenfalls. Obwohl man sich normalerweise nicht zu Vorgängen bei Privatunternehmen äußere, finde man die positive Zukunftsperspektive „begrüßenswert, weil damit ein wichtiges touristisches Angebot erhalten bleibt“, sagte der stellvertretende Pressereferent des Kyffhäuserkreises, Martin Pollack.
In der Vergangenheit sprach Hans-Jörg Stiegler wiederholt von der Möglichkeit, dass die Kommune
die Modellbahn übernehmen könne. Bürgermeister Sauerbier argumentierte, dass die Aufgabe von Kommunen nicht primär in der Übernahme privater Wirtschaftsbetriebe bestehe, beteuerte aber stets die hohe Bedeutung der Modellbahn Wiehe für die Region.
Über die Ausstellungsfläche rauschen ungefähr 380 Modellzüge. Herzstück ist die 47 mal zehn Meter große Thüringen-Anlage mit 1950 Metern Gleisen und 400 Weichen, über die etwa 120 Loks mit über 1000 Waggons und sogar ICE-Züge rollen.