Romantische Burgruine lockt Scharen an
Die Ostereiersuche ist Anlass für viele Familien, auf die Ebersburg zu wandern und Gelegenheit für einen Verein, das in tausenden Arbeitsstunden Geleistete zu präsentieren
Die Sache ist doch ganz einfach, erklärt Leonie (4): Nach dem Frühstück ist der Hase durch den Garten gehoppelt, um was zu verstecken. Und nachdem Papa dann das Glöckchen gehört hatte, ging die ganze Familie zum Suchen raus. Nun, am späten Sonntagvormittag, kann die Vierjährige stolz von einem neuen Roller erzählen, „mit Bremse“. Aber wo sollen jetzt die Eier versteckt sein? Ungeduldig schaut sich Leonie auf der Ebersburg um. Sie sieht viele andere Kinder mit ihren Eltern. Gekommen sind sie an diesem Sonntag alle wegen des Ostervergnügens.
In diesem Jahr bei bestem Frühlingswetter haben Mitglieder vom Verein für lebendiges Mittelalter auf dem Burggelände oberhalb von Herrmannsacker Hunderte Eier versteckt. Sie bieten außerdem Getränke und Selbstgebackenes. Während vielen kleinen und großen Gästen ob all dieser Mühen das Osterglück im Gesicht geschrieben steht, spricht Hannelore Müller nüchtern von „Öffentlichkeitsarbeit“, die auch heute vom Verein geleistet werde.
Vereinsmitglieder leisteten mehr als 100.000 Arbeitsstunden
„Nur wer sich hier wohl fühlt, wird sich mit der Burg auch verbunden fühlen. Und diese Menschen braucht es. Denn es muss sich auch jemand um die Burg kümmern, wenn wir nicht mehr sind“, hört man Hannelore Müller, die Vereinsgeschäftsführerin, ein paar Sätze später sagen. Wer sie kennt, weiß, wie sehr ihr Herz an diesem Gemäuer hängt. Sie und die anderen Mittelalter-Darsteller im Verein hatten Anfang der 2000er-Jahre einen Ort für eigene Veranstaltungen gesucht - und mit der Ebersburg eine Lebensaufgabe gefunden. So klein der Verein mit etwa zwei Dutzend Mitgliedern stets war, er brachte es auf inzwischen mehr als 100.000 unentgeltliche Arbeitsstunden. So gelang es, das Denkmal überhaupt wieder sicht- und begehbar zu machen, den weiteren Verfall aufzuhalten. Teile der inneren Ringmauer sind inzwischen saniert, manche Fehlstellen beseitigt.
Wobei jeder Meter enorm viel kostet: Allein das jüngste Projekt im Südosten über rund 15 Meter Länge verschlang 115.000 Euro. Denn die Mauer ist etwa acht Meter hoch. Die Sanierung hätte noch mehr kosten können, hätten die Vereinsmit
glieder nicht selbst Baufreiheit geschaffen, nicht selbst Mörtelreste und Bewuchs entfernt, nicht unzählige Steine geborgen, um sie wiederzuverwenden. „Wir mussten bis heute noch keinen einzigen Stein zukaufen“, sagt Hannelore Müller stolz. Wichtig ebenso sind vom Jobcenter geförderte Stellen.
Die Mauern sind das eine, die Pflege des Geländes das andere: Rasen ist zu mähen, Wege und Absperrungen sind in Ordnung zu halten, Rosen als natürliche Absperrung zu pflanzen. Es ist eine nie endende Aufgabe. Trotzdem - Hannelore
Müller hält an ihren Träumen fest: Der frühere Palas könnte wiederaufgebaut werden, sagt sie. Dann hätte der Verein hier oben endlich auch ein Dach über dem Kopf. Auch will die Geschäftsführerin die Idee nicht verwerfen, dass der Bergfried einmal eine Innentreppe und eine überdachte Plattform bekommen könnte und damit ein neuer Aussichtspunkt wird. Man müsste nur einen Finanzier haben ...
Immerhin ist die Ebersburg nicht irgendeine Burg in Deutschland, sondern die letzte bundesweit, die als Gesamtanlage rein romanisch
ist und nie überformt wurde. Dieses kulturelle Erbe aus dem 12. Jahrhundert gelte es zu erhalten, sagt Hannelore Müller und ihre Stimme bekommt einen sehr eindringlichen Ton: „Die Kinder von heute sollen als Erwachsene mit ihren Kindern auch noch die Ebersburg kennenlernen können.“
Sie hofft inständig, dass in den Verein weitere Menschen finden, die Spaß am Arbeiten haben. Wobei das eben nicht bedeute, dass jeder sich auch fürs Darstellen des mittelalterlichen Lebens begeistern muss, jeder in der Erde auf der Ebersburg
„wühlt“. „Es braucht auch jene, die sich um die Besucher kümmern.“
Neben der Ostereiersuche wird Walpurgis traditionell auf der Ebersburg gefeiert. Auch beteiligt sich der Verein regelmäßig am „Tag des offenen Denkmals“. Der Vater von Leonie, Martin Holzhause, ist überzeugt, dass die Ebersburg noch viel mehr Potenzial hat als Fest- und Veranstaltungsort.
Die Vereinschefin stimmt zu, muss jedoch angesichts der derzeitigen Sicherheitsrisiken auf dem Gelände Hoffnungen auf mehr vorerst ausbremsen.