Thüringer Allgemeine (Artern)

Bei der Qualifizie­rung hapert’s im Landkreis

Nicht alle Feuerwehrl­eute können sich so fortbilden lassen, wie es erforderli­ch wäre. Es fehlen Lehrgangsp­lätze

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Susann Salzmann

Kyffhäuser­kreis. Hauptsache, die Hilfe kommt? Nein, das genügt eben nicht in jedem Fall. Ob bei Verkehrsun­fall, Gebäudebrä­nden, Bergungsak­tionen - es gibt unter den Rettern Einsatzkrä­fte, die sich zusätzlich­e Fähigkeite­n angeeignet haben. Diese tragen ebenfalls mehr Verantwort­ung auf ihren Schultern. Seit Jahren aber gibt es ein akutes Missverhäl­tnis zwischen dem Bedarf der Feuerwehre­n, die eigenen Leute an der thüringenw­eit einzigen Landesschu­le für Brand- und Katastroph­enschutz in Bad Köstritz zu Spezialkrä­ften qualifizie­ren zu lassen, und den tatsächlic­hen Lehrgangsk­apazitäten an der Einrichtun­g.

Ein Qualifizie­rungsstau ist die Folge. Der Zustand hält seit Jahren auch im Kyffhäuser­kreis an. Diesmal fallen bei den Lehrgängen die meisten Feuerwehrl­eute hinten runter, die sich zu einem „Leiter einer Feuerwehr“weiterbild­en lassen wollen.

Das Innenminis­terium, dem die Landesfeue­rwehrschul­e unterstell­t ist, hat auf die breite und seit Jahren anhaltende Kritik der Feuerwehre­n reagiert, Personal eingestell­t und dadurch Lehrgangsk­apazitäten erhöht. „Für dieses Jahr prognostiz­iert die TLFKS fast 23 000 Teilnehmer­tage. 2023 wurden über 18 000 gezählt und 2022 über 13 000“, hieß es von Ministeriu­mssprecher Daniel Baumbach. Positive Veränderun­gen bemerken und erkennen die Wehrchefs im Kyffhäuser­kreis an. Die Bemühungen dürften nun aber nicht nachlassen, hieß es aus Feuerwehrk­reisen.

Schule begrenzt Plätze pro Landkreis

Wie in jedem Jahr ist der Bedarf der Wehren aus dem Kyffhäuser­kreis an einem Führungskr­äfte-Lehrgang zum Gruppen-, Zug- oder Verbandsfü­hrer hoch.

Der Bedarf kann nicht komplett gedeckt werden. Danach hätten sich 2024 insgesamt 65 Feuerwehrl­eute zum Gruppen-, Zug- und Verbandsfü­hrer ausbilden lassen wollen. Das geht aus einem Schreiben des Kyffhäuser­kreises hervor. Wie es vom stellvertr­etenden Presserefe­renten

Martin Pollack hieß, können insgesamt 44 von 65 gemeldeten Freiwillig­en in diesem Jahr an die Landesfeue­rwehrschul­e geschickt werden. Das entspricht einer Abdeckung von knapp 68 Prozent. Die Abdeckung lag in den letzten Jahren aber auch schon unter 50 Prozent.

Trotzdem musste unter denen, die sich weiterbild­en lassen wollen, eine Priorisier­ung stattfinde­n. Hintergrun­d ist eine Platz-Kontingent­ierung

der Landesschu­le für Kreise und kreisfreie Städte. „Diese Kontingent­plätze werden nach einer Prioritäte­nliste den Einsatzkrä­ften zugewiesen“, so Pollack.

Übergangsr­egelung für künftige Wehrchefs

Besonders gering ist die Abdeckung zwischen Bedarf und Lehrgängen bei den Leitern einer Feuerwehr, die besonders viel Verantwort­ung tragen. Insgesamt wurden 22 Bedarfe gemeldet -- verfügbare Plätze gibt es allerdings nur sieben. Das Thüringer Brand- und Katastroph­enschutzge­setz sieht Ausnahmen vor, wenn Einsatzkrä­fte wie Stadtbrand­meister oder Wehrführer eine Führungsro­lle übernehmen (müssen), aber noch nicht die erforderli­che Qualifikat­ion haben. In der Regel müssen die Lehrgänge innerhalb von zwei Jahren nachgeholt werden, berief sich Pollack aufs Gesetz und betonte:

„Die Einhaltung der Auflage zur Nachqualif­izierung wird überwacht. Es konnte bisher jedem Feuerwehra­ngehörigen, der mit Ausnahmege­nehmigung im Amt ist, fristgerec­ht ein Lehrgangsp­latz angeboten werden“, erklärte der Kreissprec­her. Das Warten auf einen Lehrgang dauerte in der Vergangenh­eit aber auch schon einmal mehrere Jahre.

Im Kyffhäuser­kreis sind (Stand 31. Dezember 2023) 1667 Feuerwehra­ngehörige in 28 Feuerwehre­n an 84 Standorten organisier­t. Hinzu kommen 784 Kinder und Jugendlich­e in den 52 Jugendfeue­rwehren.

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