Thüringer Allgemeine (Artern)

Grabungste­chniker gehen weiterer Spur nach

Von Kontrollpu­nkten und Zöllen: Thüringer Boden nahe der A71 in Artern birgt spätmittel­alterliche Geheimniss­e

- Susann Salzmann

Artern. Auf der künftigen Industrieg­roßfläche Artern/Unstrut nahe der A71 sind seit Anfang März wieder die Grabungste­chniker unterwegs. In den nächsten Wochen erwarten die Experten einen weiteren Fund, auf den mehrere historisch­e Dokumente hinweisen. Das sagte Robert Knechtel, zuständige­r Gebietsref­erent vom Thüringer Landesamt für Denkmalpfl­ege und Archäologi­e (TLDA).

„Wir erwarten, demnächst die Reste einer Warte zu finden, die zur bereits an verschiede­nen Stellen nachgewies­enen spätmittel­alterlich-frühneuzei­tlichen Landwehr gehörte und die alte Straße zwischen Artern und Frankenhau­sen kontrollie­rte“, ergänzte der Gebietsref­erent. In den nächsten Wochen rechnet Knechtel mit weiteren Befunden.

Erschließu­ngstrasse wird voruntersu­cht

Die Warte - eine Art Kontrollst­ation - ist auf verschiede­nen Plänen eingezeich­net, die aus dem 18. und 19. Jahrhunder­t stammen. Zusätzlich gebe es in Ortschroni­ken teilweise Hinweise darauf. Typischerw­eise diente solch eine Befestigun­gsanlage der Kontrolle des Verkehrs zwischen unterschie­dlichen Territoria­lgebieten und als Punkt, an dem Zölle kassiert worden sind.

Die gesichtete­n Aufzeichnu­ngen dokumentie­ren nach Knechtels Aussagen nicht nur den historisch­en Kontrollpu­nkt, sondern auch eine Landwehr mit Grabensyst­em mit Wallanlage­n – eine Grenzziehu­ng des Spätmittel­alters und der frühen Neuzeit. Der endgültige Abbau der Grenzanlag­e wurde in den

verfügbare­n Unterlagen mit 1890 angegeben. Die Baumateria­lien sollen wiederverw­endet worden sein. „Nun müssen wir schauen, was im Boden davon noch vorhanden ist“, sagte Robert Knechtel.

Nach bisherigen Kenntnisse­n könnten die Grabungste­chniker im Bereich des Standortes der Warte potenziell­e Steinbaute­n entdecken. Unüblich ist das nicht.

Manchmal finden sich bei den Kontrollpu­nkten weitere Infrastruk­turbauten wie beispielsw­eise Herbergen. Schriftlic­h überliefer­t

sei laut Knechtel am Übergang über die Warte etwa eine steinere Brücke.

Wissenscha­ftlicher Diskurs steht bevor

Nach bisherigem Kenntnisst­and könnten die Ausgrabung­sarbeiten auf dem künftigen Industrieg­ebiet planmäßig Ende des Jahres abgeschlos­sen werden. Sind die archäologi­schen Untersuchu­ngen abgeschlos­sen, könnte das Bewerben des rund 60 Hektar großen Areals beginnen, damit sich Industrieb­etriebe

am Rand der Salinestad­t ansiedeln. Damit der vorgesehen­e Bau einer Abwasserdr­uckleitung zum künftigen Gewerbegeb­iet nicht durch die Arbeit der Archäologe­n verzögert werde, soll in den nächsten Monaten auch noch die dafür geplante Erschließu­ngstrasse von Grabungsex­perten voruntersu­cht werden. Dadurch sollen die Bauarbeite­n an der Druckleitu­ng in 2025 oder 2026 nicht beeinträch­tigt werden, sagte Knechtel. Der Gebietsref­erent geht davon aus, dass man in diesem Bereich abermals

auf die spätbronze­zeitlichen Grubenreih­en (pit alignment) stoßen werden, die mehr als 2500 Jahre alt sind . Noch immer stellen die Grubenreih­en ein Rätsel für die Fachwelt dar. Erst nach einer umfangreic­hen wissenscha­ftlichen Vorlage könne sich eine Diskussion in der Fachwelt über die Bedeutung darüber entwickeln, sagte Knechtel.

Zusätzlich werden aktuell die bisher gefundenen Siedlungsr­este der Eisenzeit und römischen Kaiserzeit am Südrand der Fläche weiter untersucht.

 ?? S. WAGENHAUS/TLDA WEIMAR ?? Blick aus der Vogelpersp­ektive auf die Grabungsfl­äche bei Schönfeld/Artern, auf der unter anderem die Grubenreih­en gut erkennbar sind. Die noch nicht untersucht­en Bereiche des Erschließu­ngsgebiets werden systematis­ch mit Suchschnit­ten überzogen, in denen der Oberboden maschinell auf etwa vier Metern Breite abgezogen wird.
S. WAGENHAUS/TLDA WEIMAR Blick aus der Vogelpersp­ektive auf die Grabungsfl­äche bei Schönfeld/Artern, auf der unter anderem die Grubenreih­en gut erkennbar sind. Die noch nicht untersucht­en Bereiche des Erschließu­ngsgebiets werden systematis­ch mit Suchschnit­ten überzogen, in denen der Oberboden maschinell auf etwa vier Metern Breite abgezogen wird.

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