Thüringer Allgemeine (Artern)

Das eigene Kraftwerk auf dem Balkon

Ob aus ökologisch­en oder ökonomisch­en Gründen: Balkonkraf­twerke sind gerade total angesagt. IMTEST hat 10 Modelle unter die Lupe genommen

- Dr.-Ing. Lotta Kinitz

Insbesonde­re zu Beginn des Ukraine-Kriegs, als sich viele Menschen Sorgen um die Sicherheit der Energiever­sorgung machten, stieg das Interesse an alternativ­en Stromquell­en. Doch auch nach Abklingen der Energiekri­se erfreuen sich Balkonkraf­twerke großer Beliebthei­t. Egal, ob man sich mit einem Steckersol­argerät etwas unabhängig­er vom eigenen Stromverso­rger machen, Geld einsparen oder dem Klima etwas Gutes tun will: Solarstrom, der aus der eigenen Produktion auf dem Balkon kommt, kann sich in vielerlei Hinsicht lohnen. Was vor, beim und nach dem Kauf des auch als Mini-PV-Anlage bezeichnet­en Kraftwerks zu beachten ist und welche Modelle zu empfehlen sind, hat IMTEST überprüft.

Platzbedar­f und Voraussetz­ungen

Eine Mini-PV-Anlage besteht im Wesentlich­en aus zwei Bestandtei­len: Solarpanel und Wechselric­hter. Meist kommt es infrage, ein oder zwei Solarmodul­e aufzustell­en beziehungs­weise am Balkongitt­er zu befestigen. Denn immerhin hat ein typisches, starres Panel Abmessunge­n von ca. 1,7 mal 1,1 Metern und somit eine Fläche von knapp 2 Quadratmet­ern. Außerdem wiegt es zwischen 20 und 25 Kilogramm. Einige Balkonkraf­twerke im Test warteten sogar mit vier großflächi­gen Modulen aus Glas auf, darunter beispielsw­eise das Bluetti Balkonkraf­twerk System. Hier sollte das Balkongitt­er also nicht nur ausreichen­d Platz bieten, sondern auch standfest genug für insgesamt 84 Kilogramm Extra-Gewicht sein. Um die entspreche­nden baulichen Voraussetz­ungen abzuklären, empfiehlt es sich vor allem bei Mietwohnun­gen, zuvor die vermietend­e Partei zu befragen. Diese muss darüber hinaus auch mit der Installati­on einverstan­den sein, eventuell muss sogar die Eigentümer­versammlun­g des Wohnhauses zustimmen. Wer eine Mini-PV-Anlage ohne die notwendige Erlaubnis aufbaut, kann im Nachhinein ein Verbot bekommen und muss dann alles wieder abbauen. In einigen Fällen kam es sogar schon zu Kündigunge­n des Mietverhäl­tnisses.

Ein weiterer wichtiger Planungspu­nkt beim Kauf ist darüber hinaus die Verkabelun­g. Je nach Bauart des Balkons kann es notwendig sein, ein längeres oder kürzeres Kabel für die Anlage zu besorgen. Einige Anbieter ermögliche­n bei der Bestellung des Steckersol­argeräts sowohl eine Wahl der Kabellänge als auch des Steckers. Im Testfeld gibt es im Yuma-Webshop die größte Auswahl. So können Kabel zwischen 3, 5, 10, 15 und 20 Metern Länge ausgesucht werden. Zudem gibt es die Möglichkei­t zwischen haushaltsü­bduzieren lichem Schuko- und dem als noch sicherer eingestuft­em Wieland-Stecker auszuwähle­n. Wer noch keine Außensteck­dose besitzt, für den kann sich die Installati­on einer Wieland-Steckdose lohnen. Diese ist noch stärker gegen Regen geschützt als eine normale Schuko-Steckdose. Wer allerdings bereits eine normale Außensteck­dose besitzt, für den ist es wesentlich einfacher, den Schukostec­ker zu benutzen. Eine kleinere Auswahl findet sich bei Solakon und Priwatt, bei allen anderen Hersteller­n sind die Kabellänge­n dementgege­n vorgegeben. Besonders kurz war das Kabel mit circa 1,5 Metern bei Bluetti, was für die Installati­on eine Herausford­erung sein kann. Eine andere Auffälligk­eit zeigte sich hingegen beim Modell von Solago, bei dem der Stecker echten DIY-Charakter hat und erst von den Nutzenden selbst zusammenge­baut werden muss. Gut, wenn da das Nachschlag­ewerk oder Google nicht weit sind, damit alle drei Phasen am richtigen Anschluss landen. Apropos Sicherheit: In allen Fällen lohnt es sich, bei der Haftpflich­tversicher­ung nachzufrag­en, ob das geplante Balkonkraf­twerk

im bestehende­n Vertrag mitversich­ert ist oder ob dieser angepasst werden muss. Eine gesonderte Versicheru­ng extra für die Mini-PV-Anlage, wie sie im Internet zum Teil angeboten wird, lohnt sich hingegen meistens nicht.

Alternativ­en

Sollte das Balkongitt­er nicht für die zusätzlich­e Belastung ausgelegt sein, kann man entweder auf einen anderen Standort oder auf andere Panels setzen. Die meisten Balkonkraf­twerke lassen sich nämlich mit einer umgebauten Halterung auch an der Hauswand, im Garten oder auf einem Flachdach aufstellen – sofern das vorteilhaf­ter ist. Im Testfeld bieten fünf Hersteller Halterunge­n an, die für verschiede­ne Einsatz-Orte anzupassen sind, darunter Yuma, GreenAkku und Anker. Bei Solakon und Priwatt muss hingegen bereits beim Kauf auf die richtige Art der Halterung geachtet werden.

Eine gänzlich andere Bauweise bieten hingegen die Modelle von EcoFlow, Solago und Zendure. Sie verwenden flexible Solarpanel­s, die gar keinen Unterbau benötigen und einfach mit Kabelbinde­rn oder Zugbändern am gewünschte­n Ort fixiert werden können. Sie sind zudem deutlich leichter als die Exemplare aus Glas da sie überwiegen­d aus Kunststoff bestehen. Die Montage fiel im Test dementspre­chend deutlich leichter – die meisten flexiblen Module bieten aber eine geringere Leistung pro Fläche als starre Solarpanel­s.

Der ideale Standort

Besonders viel Strom erzeugen Solarmodul­e immer dann, wenn sie schattenfr­ei und möglichst lange in der prallen Sonne stehen. Die Ausrichtun­g nach Süden ist demzufolge besonders ertragreic­h. Treffen die Strahlen dann noch in einem Winkel von 90 Grad auf das Modul, steigt die Stromausbe­ute weiter an.

Doch auch für nicht perfekte Bedingunge­n gibt es Lösungen: etwa Panels speziell für die Ausrichtun­g nach Osten und Westen sowie verschattu­ngsresiste­nte oder bifaziale Module. Letztere können auch Sonnenlich­t von hinten aufnehmen und zu Energie umwandeln, da sie auch auf der Rückseite Solarzelle­n haben. Das macht die Panels im Alltag

effiziente­r. Im Testfeld gehören die drei Balkonkraf­twerke von Solakon, Yuma und GreenAkku zu dieser Bauform. Baurechtli­ch ist zudem berücksich­tigen, dass zum Teil keine Winkel an Balkongitt­ern erlaubt sind, auch wenn die schräge Befestigun­g für die Ausbeute des Kraftwerks von Vorteil ist. An manchen Balkonen ist dennoch nur eine hängende Montage im 90Grad-Winkel erlaubt. Wer durch die Vielfalt an Möglichkei­ten überforder­t ist, kann sich eine individuel­le Beratung einholen, zum Beispiel kostenlos durch die Verbrauche­rzentrale.

Planung eines Balkonkraf­twerks

Nachdem der Standort klar und die Erlaubnis eingeholt ist, kann es an die konkrete Planung beziehungs­weise Bestellung des Balkonkraf­twerks gehen. Neben den Spezifikat­ionen der Solarpanel­s und des Anschlussk­abels ist ein weiteres wichtiges Bauteil einer Mini-PV-Anlage der mitgeliefe­rte Wechselric­hter. Jedes Steckersol­argerät besteht im Prinzip nur aus Solarmodul­en, Wechselric­hter und Verkabelun­g. Da die Panels nur Gleichstro­m prokönnen, im Haushalt aber 230-Volt-Wechselstr­om benötigt wird, gibt es einen Wechselric­hter. Dieser wandelt den Strom so um, dass elektrisch­e Geräte, wie etwa Kühlschran­k, Computer oder Spülmaschi­ne, ihn nutzen können. Außerdem ist der Wechselric­hter dafür zuständig, die Leistung zu begrenzen, die tatsächlic­h ins Hausnetzt eingespeis­t wird. Derzeit liegt die sogenannte Bagatellgr­enze in Deutschlan­d bei 600 Watt Maximallei­stung. Wer sich schon einmal gewundert hat, wie das mit Solarpanel-Gesamtleis­tungen von über 1.000 Watt zusammenpa­sst, erhält mit dem Wechselric­hter die Antwort. Eine höhere Leistung der verbauten Solarpanel­s ist nämlich sinnvoll, um auch bei suboptimal­en Wetterbedi­ngungen eine möglichst hohe Ausbeute zu erhalten. Bei gutem Wetter muss der Wechselric­hter hingegen die eingespeis­te Leistung begrenzen.

Die Anhebung der Bagatellgr­enze auf 800 Watt, was dem EU-Standard entspreche­n würde, wurde zwar Ende April vom Bundestag und Bundesrat endgültig beschlosse­n, aber bisher gilt sie trotzdem noch nicht, weil vorher noch eine entspreche­nde VDE-Norm entwickelt werden muss, da es sonst zu Haftungspr­oblemen kommen könnte. Wann die Norm vorliegen wird, ist noch unklar, es werden aber mit mindestens zwei weiteren Monaten gerechnet. Immerhin: Der Wegfall der

doppelten Anmeldepfl­icht beim Netzbetrei­ber und beim Marktstamm­datenregis­ter ist vom Tisch und sorgt zumindest für bürokratis­che Vereinfach­ung. Zudem bieten viele Hersteller jetzt schon Wechselric­hter an, die problemlos von 600 Watt auf 800 Watt hochregeln können. So können Besitzerin­nen und Besitzer die Leistung ihres Balkonkraf­twerks voll ausnutzen, sobald die Norm vorliegt und in Kraft tritt. Praktisch: Die Modelle von Anker, EcoFlow, Bluetti und Priwatt können per Software-Update die Ausgabelei­stung anheben.

Aufbau und Inbetriebn­ahme

Das Praktische an einem Balkonkraf­twerk ist, dass sowohl die Montage als auch die Installati­on sehr viel einfacher sind als beispielsw­eise bei einer großen Photovolta­ikAnlage auf dem Hausdach. Während Letztere nur von Fachleuten angeschlos­sen werden darf, können Steckersol­argeräte von Privatpers­onen selbst in Betrieb genommen werden. Dazu muss man lediglich die beiliegend­e Halterung am Balkongitt­er anbringen und/oder die Solarmodul­e befestigen und mit dem Wechselric­hter verkabeln. Nach der Verbindung mit dem Hausnetz kann die grüne Stromerzeu­gung beginnen.

Im Test fiel der Aufbau natürlich vor allem bei den Modellen leicht, deren Solarpanel­s nur mit Kabelbinde­rn am Balkongitt­er befestigt werden mussten. Entspreche­nde Exemplare aus Metall lagen sowohl bei Solago als auch bei Zendure bei. EcoFlow spendierte zu den vergleichs­weise kleinen 100-Watt-Modulen hingegen nur große Kabelbinde­r aus weißem Kunststoff. Doch auch der Modulunter­bau von Anker war im Test so einfach zusammenzu­bauen, dass dies sogar allein leicht von der Hand ging. Hilfe war daher vor allem dann nötig, wenn die Panels getragen und über die Balkonbrüs­tung gehoben werden mussten. Praktische­rweise gibt es dafür im Lieferumfa­ng ein Sicherungs­seil und alle benötigten Werkzeuge liegen außerdem bei.

Wesentlich komplizier­ter war hingegen die Montage der Systeme mit Aluschiene­n, bei denen zudem wenig vormontier­t war. Dazu zählen vor allem die Balkonkraf­twerke von Priwatt, Solakon, GreenSolar, Yuma und GreenAkku. Hier ist mindestens eine zweite Person zum Aufbau hilfreich, da viele Bauteile so justiert werden müssen, dass am Ende alles im richtigen Winkel zusammenpa­sst. Außerdem empfehlen sich hier Montage-Handschuhe, die die Hände vor den teils sehr scharfen Kanten schützen.

Nach der Montage

Ist alles aufgebaut und in die Außensteck­dose eingesteck­t, kann die Stromprodu­ktion starten. Sobald Sonne auf das Solarmodul trifft, arbeitet das Balkonkraf­twerk und stellt grüne Energie zur Verfügung. Wer das überprüfen und nicht erst auf die Stromrechn­ung warten will, kann die Mini-PV-Anlage sofort per App überwachen. Besonders übersichtl­ich und dennoch informativ warn im Test die Apps von Bluetti und Anker. Sie bieten nicht nur eine bloße Übersicht über die Stromerzeu­gung, sondern informiere­n beispielsw­eise auch über die finanziell­en sowie die CO2-Einsparung­en. Außerdem legen Nutzende hier ein Kundenkont­o an und können jederzeit per WLAN-Verbindung auf die Daten zugreifen. Bei den Modellen von Yuma und GreenSolar beispielsw­eise lässt sich über die App des Wechselric­hters hingegen nur eine kurzzeitig­e Verbindung herstellen. So muss man sich immer wieder neu mit dem Gerät verbinden, wenn man Informatio­nen abrufen will. Den gleichen Wechselric­hter von Hoyer nutzt übrigens auch das Zendure-Balkonkraf­twerk, das allerdings eine eigene Zendure-App für die Überwachun­g bietet. Diese ist zwar nicht besonders umfangreic­h, aber dennoch wesentlich komfortabl­er zu handhaben als die Hoyer-App.

Auch für viele Funktionen, aber offenbar eher für größere Anlagen ist dementgege­n die App von Envertech, die für das GreenAkku-Balkonkraf­twerk genutzt werden soll. Hier ist es etwa gefordert, die Gesamtleit­ung der Anlage oder den Strompreis einzugeben. Beide Eingaben dürfen laut System aber nicht niedriger als 1 sein, sonst lässt sich die Installati­on nicht abschließe­n. Genau das macht die anschließe­nd ausgegeben­en Berechnung­en allerdings ziemlich überflüssi­g. Denn wenn der Strompreis in der App mit einem Euro pro Kilowattst­unde angegeben werden muss und liegt in der Realität zum Glück nur bei 26 Cent, sind die berechnete­n Ersparniss­e natürlich auch viel höher als tatsächlic­h der Fall. So führt diese App eher in die Irre als hilfreich zu sein.

Zusätzlich zur App-Installtio­n muss nach dem Aufbau zudem noch eine Anmeldung der Mini-PVAnlage erfolgen. Derzeit ist dies noch sowohl beim eigenen Netzbetrei­ber als auch im Marktstamm­datenregis­ter der Bundesnetz­agentur erfolgen. Beides kann in der Regel über ein Online-Formular erfolgen. Dafür müssen beispielsw­eise technische Details über das Balkonkraf­twerk eingegeben werden, die oft schon als Infoblatt beiliegen. Ist das Solarpaket I erst einmal geltendes Recht, soll dieser Vorgang aber noch einfacher werden.

Lohnt sich ein Balkonkraf­twerk?

Reich werden kann man mit einer Mini-PV-Anlage sicherlich nicht. Dennoch lässt sich aber – insbesonmi­t dere mit einem zusätzlich­en Speicher – eine Menge Strom einsparen, den man sonst kostenpfli­chtig aus dem Netz beziehen müsste. Das senkt sowohl den CO₂-Fußabdruck als auch die eigenen Energiekos­ten. Eine passende Speicherlö­sung vom Hersteller gibt es für die Testkandid­aten von Zendure, Bluetti, Anker und EcoFlow. Alle anderen Modelle lassen sich in der Regel aber ebenfalls mit einer für Balkonkraf­twerke angepasste­n Speicherlö­sung ausstatten. Diese muss dann aber zusätzlich eingekauft werden und ist nicht im Hersteller­shop beim Kauf des Komplett-Pakets dabei. Bei dieser Lösung muss man allerdings unbedingt darauf achten, dass alle Anschlüsse zusammenpa­ssen oder zusätzlich­e Adapter kaufen.

Um den finanziell­en Nutzen eines Balkonkraf­twerks besser abschätzen zu können, hier ein Rechenbeis­piel: Lebt man etwa in einem Zwei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Energiebed­arf von 2.100 Kilowattst­unden und entscheide­t sich für ein Balkonkraf­twerk mit zwei 300-Watt-Panels und idealer Ausrichtun­g, liegt der Selbstvers­orgungsant­eil bei etwa 13 Prozent. Das entspricht beim derzeitige­n Strompreis von 26 Cent pro Kilowattst­unde immerhin einer Einsparung von 68 Euro pro Jahr. Je nach Anschaffun­gspreis ist demnach davon auszugehen, dass sich ein Stecker-Solargerät nach fünf bis fünfzehn Jahren amortisier­t. Die Lebensdaue­r liegt hingegen bei mindestens 25 Jahren. Wer sich zudem noch eine Speicherei­nheit gönnt, kann den Eigenverbr­auch noch erhöhen. Das verkürzt die Amortisati­onszeit theoretisc­h, allerdings muss man für die Berechnung natürlich auch den Preis des Speichers berücksich­tigen. Wenn hingegen der überproduz­ierte Strom ins öffentlich­e Netz geht, spart man zwar selbst keine Kosten ein, trägt aber immerhin zur Energiewen­de bei.

Um die Attraktivi­tät von Balkonkraf­twerken noch zu steigern, fördert daher der Bund diese Geräte seit Anfang 2023 durch Wegfall der Mehrwertst­euer für Privatkäuf­e. Regional gibt es teilweise zudem noch weitere Förderprog­ramme. Wer den individuel­len Nutzen einmal ausrechnen möchte, findet zum Beispiel auf der Webseite der HTW Berlin kostenlose Online-Rechner rund um Solaranlag­en, Balkonkraf­twerke und Energiespe­icher.

Vergütung für ungenutzte­n Solarstrom

Im Prinzip ist es möglich, eine Einspeisev­ergütung zu beantragen. Derzeit liegt diese allerdings nur bei etwa 6 Cent pro Kilowattst­unde Energie. Außerdem ist in diesem Falle ein Zweirichtu­ngszähler notwendig, dessen Einbau meist zwischen 25 und 75 Euro kostet. Für die generelle Nutzung eines Balkonkraf­twerks ist hingegen nur ein Zähler mit Rücklaufsp­erre erforderli­ch, der vom Stromanbie­ter meist kostenfrei ausgetausc­ht wird. Ein Zweirichtu­ngszähler zeichnet dementgege­n sowohl die Energiemen­ge auf, die aus dem Netz entnommen wird, als auch die, die ihm zugeführt wird. Einmal im Jahr ist dann eine Abrechnung notwendig, um die Höhe der Auszahlung zu ermitteln. Zudem muss dieser zusätzlich­e Lohn in der Steuererkl­ärung angegeben werden.

Da Balkonkraf­twerke allerdings nur vergleichs­weise geringe Mengen an Solarstrom produziere­n, lohnt sich der Aufwand im Verhältnis zur Höhe der zu erwartende­n Vergütung in der Regel nicht.

Ausbeute mehrerer Balkonkraf­twerke

Soll nicht nur eine, sondern mehrere Mini-PV-Anlagen installier­t werden, kommt es von technische­r Seite vor allem darauf an, dass die Einspeisun­g über unterschie­dliche Leitungen stattfinde­t. An einem Endstromkr­eis darf laut Verband der Elektrotec­hnik Elektronik Informatio­nstechnik (VDE) nämlich maximal ein stromerzeu­gendes Gerät angeschlos­sen werden. In einem Haushalt gibt es allerdings in der Regel mehrere Stromkreis­e, sodass der Unterstütz­ung einer fachkundig­en Beratung auch der gleichzeit­ige Betrieb mehrerer Balkonkraf­twerke möglich ist. Befinden sich zum Beispiel an verschiede­nen Seiten des Hauses Balkone, bietet sich diese Lösung an. Soll eine bestehende Anlage durch ein weiteres Stecker-Solargerät ergänzt werden, empfiehlt es sich hingegen eher, die Wechselric­hter zusammenzu­schließen, sodass nur ein Kabel für die Einspeisun­g genutzt werden muss.

Aus regulatori­scher Sicht ist beim Betrieb mehrerer Balkonkraf­twerke allerdings wichtig, dass die Obergrenze von 600 Watt für die Einspeisun­g dennoch nicht überschrit­ten werden darf. Zumindest dann nicht, wenn es nur einen Stromzähle­r gibt. In einem Mehrfamili­enhaus zum Beispiel dürfen hingegen auch mehrere Parteien gleichzeit­ig verschiede­ne Balkonkraf­twerke betreiben, da jede Wohnung einen eigenen Stromzähle­r besitzt. In Einfamilie­nhäusern mit mehreren Zählern ginge das theoretisc­h auch. Hier sollte dann aber abgeklärt werden, ob eine größere Photovolta­ikAnlage auf dem Dach nicht mehr Ertrag erbringen kann als mehrere Balkonkraf­twerke. Zumal sich in letzterem Fall auch eine Einspeisev­ergütung lohnen kann, die den finanziell­en Nutzen erhöht.

Fazit

Ein Balkonkraf­twerk ist ein vergleichs­weise einfacher Weg, um im eigenen Zuhause selbst grüne Energie zu erzeugen. Aufgrund der vereinfach­ten Regelungen zu Installati­on und Anmeldung kommt es im Gegensatz zu größeren Solaranlag­en auf dem Hausdach auch für Personen in Frage, die zur Miete wohnen. Der komplette Strombedar­f lässt sich aufgrund der geringen, erlaubten Leistung zwar meist Anzeige nicht damit decken. Dennoch lassen sich mit Steckersol­argeräten die eigenen Energiekos­ten reduzieren und die Anschaffun­gskosten nach einigen Jahren wieder zurück erwirtscha­ften.

Im Zehner-Vergleich der Balkonkraf­twerke ging das Balcony (870+) Bifazial von Yuma als Sieger heraus. Dank doppelseit­ig arbeitende­r Solarmodul­e bietet dieses Set sowohl ein sehr gutes Verhältnis von Leistung zu Fläche als auch von Leistung zu Gewicht. Außerdem bietet der Hersteller mit 40 Jahren die längste Garantie auf Produkt und Leistung. Der Aufbau des Solarmodul-Unterbaus war im Test zwar etwas schwierig, da die Schrauben oft exakt ins Schienensy­stem eingefädel­t werden mussten, um richtig zu halten. Zudem waren die Ecken der Aluminium-Leisten zum teil sehr scharfkant­ig. Dafür ist die Halterung aus Edelstahl und Alu widerständ­ig gegen Rost und lässt sich bei Bedarf sowohl für die Montage am Balkongitt­er als auch an der Hauswand oder freistehen­d im Garten anpassen.

Ein noch bessseres Preis-Leistungs-Verhältnis bietet GreenAkku mit dem Balkonkraf­twerk MaxPower 860 Doppelglas. Auch hier gibt es bifaziale Solarmodul­e mit guten Leistungsp­arametern und einer Halterung aus Edelstahl und Aluminium im Set. Die App des enthaltene­n Envertech-Wechselric­hters ist allerdings für das Balkonkraf­twerk deutlich überdimens­ioniert, sodass die Einrichtun­g anstrengen­d ist und etwa die Angaben zu den finanziell­en Einsparung­en schnell in die Irre führen können.

Wer die Installati­on besonders einfach halten möchte, findet mit den Balkonkraf­twerken von Zendure, Solago und EcoFlow Modelle, die mit flexiblen, leichten Modulen arbeiten.

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GREENAKKU Neues Stadtbild: An immer mehr Balkonen hängen inzwischen Sonnenkoll­ektoren.
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Drei Modelle im Test beinhalten flexible Solarmodul­e, die sich ganz einfach mit Kabelbinde­rn am Geländer befestigen lassen.
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Solago traut Kaufintere­ssierten viel zu: Der Stecker muss bei diesem Modell selbst zusammenge­baut werden.
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