Raupe aus Asien vernichtet Buchsbäume im Kyffhäuserkreis
Wegen des gefräßigen Insekts sind Heckenlandschaften mancherorts komplett abgeschrieben. Heimischer Bazillus wird als Waffe gegen Schädling eingesetzt. Platz des Buchsbaums nehmen bald andere Gewächse ein
Das Klagen der Hobby-Gärtner sind in diesem Frühjahr besonders laut. Wer in den vergangenen Jahren Buchsbaum gepflanzt hatte, der hat inzwischen vielfach kapituliert. Überall sieht man nur noch grau-grünes Gespinst – Hecke, Büsche, kunstvoll getrimmte Figuren alles zerfressen vom Buchsbaumzünsler. Nicht nur in Hausgarten auch in den Grünanlagen der Städte im Kreis bereitet der Schädling Probleme. Eine heimische Bakterienart, der Bazillus thuringiensis, könnte den aus Ostasien eingeschleppten Schmetterling stoppen.
Mit dem für die gefräßigen Zünslerraupen tödlichen Keim werden derzeit die Buchsbäume rund um das Sondershäuser Schloss behandelt. Besonders verbissen kämpfen Parkverwalter Henry Märtens und die Gärtner vom städtischen Bauhof Sondershausen um ein stattliches Exemplar am Achteckhaus. Der Baum schmückt dort maßgeblich das Ambiente.
„Wir haben das vom Zünsler befallene Gehölz bereits mit dem handelsüblichen Mittel, das den Bazillus enthält, eingesprüht“, erklärt Märtens. Äußerlich zeige die Behandlung erste Erfolge. „Leider erreichen wir die inneren Bereiche des Baumkrone mit den Spritzgeräten nur schwer. Allerdings fressen die Raupen auch dort.“
Zu wenig Spatzen als einzige Fressfeinde der Raupen
Nur einen natürlichen Fressfeind habe der schädliche Eindringling aus dem Fernen Osten hier in der Region: den Sperling. Auf diesen gefiederten Mitstreiter im Kampf gegen den Zünsler könnten die Buchsbaumschützer allerdings kaum noch bauen, wie Märtens bedauert.
„Die Zahl der Sperling ist nicht groß genug, um den Raupenbefall merklich einzudämmen. Und nach der jüngsten Vogelzählung geht die Spatzenpopulation weiter zurück.“Märtens ist froh, dass er am Schloss nur wenige Buchsbaumexemplare retten muss. Im nächsten Jahr aber könne der Schädling erneut zuschlagen, werde seine Vermehrung nicht jetzt verhindert.
Der Arterner Parkfriedhof trägt seinen Namen nicht umsonst. Die Ruhestätte im Herzen der Salinestadt punktet mit außergewöhnlich viel Grün. Doch seit vergangenem Jahr haben die Schäden durch den Buchsbaumzünsler solche gravierenden Auswirkungen angenommen, dass auf dem Friedhof fast alle Buchsbaumhecken verschwunden sind. Ein notwendiger Schritt, wie Arterns Bauhofchefin Christine Wehling sagte. Mehrfach wurde
über verschiedene Wege versucht, den Schädling zu bekämpfen.
Hecken wurden beispielsweise heruntergeschnitten. Doch das habe nichts genützt. „Mit einem Mal war alles grau; der Buchs wurde zerfressen“, beschrieb Wehling die rasante Entwicklung. Für die verschwundenen Buchsbäume soll es Ausgleichspflanzungen geben. Ob dafür beispielsweise auf dem Friedhof selbst oder anderenorts im Stadtgebiet begrünt werde, würde
perspektivisch festgelegt. Nachdem der Bauhof sich um die eigenen befallenen Ecken gekümmert hat, wurden inzwischen die Grabkümmerer angeschrieben, um die Grabgestaltung zu überdenken und sich gegebenenfalls von den eigenen Buchsbäumen rund ums Grab zu trennen und auf Alternativen zu setzen, sagte Wehling.
Japanische Stechpalme als Alternative
Die Ländliche Heimvolkshochschule in Donndorf hat sich schon eingehender mit denkbaren Alternativen zum Buchsbaum beschäftigt und ein Auge auf die japanische Stechpalme geworfen, deren Form an Buchsbaum erinnere, sagte die Leiterin der Einrichtung Monika Scherer.
Vor einem guten Monat wichen 140 Meter, kniehohe Buchsbaumhecken im Klostergarten, die dort vor allem als Beeteinfassung von Obst, Gemüse und Blumen dienten. In den Hecken wütete der Buchsbaumzünsler, fraß sie kahl, erinnerte sich Scherer. „Die Klostergärten sind nach der Tradition klar strukturiert und diese Struktur entstand durch die Hecken“, erzählte Scherer und begründete damit auch die künftige Investition in die Alternative.
In Sondershausens Grünamt beobachtet man die Schäden des Buchsbaumzünsler, wenn auch aus der Ferne. Weil der Buchsbaum auch als pflegeintensiv gilt, werde er selten gepflanzt. Koniferen und Eiben werden als Gehölze vor allem auf den Friedhofsanlagen der Kreisstadt eingesetzt. Hinterbliebene aber pflanzen gern die Buchsbäume, erzählt Susann Pautz-Nissen. Und die sind vom Buchsbaumzünsler arg in Mitleidenschaft gezogen.
Beim Kreisverband der Gartenfreunde kann Günter Gemsjäger nur von Einzelfällen berichten. Natürlich haben Gartenfreunde auch Buchsbaum in ihren Kleingärten gepflanzt, aber nur vereinzelt.
Die großen Heckenbepflanzungen in Kleingartenanlagen bestehen aus Liguster, erzählt Gemsjäger. Zu DDR-Zeiten habe es dazu einen Mitgliederbeschluss gegeben. Als Windschutz und Nistmöglichkeit für Vögel habe die Begründung damals geheißen. Und die Ligusterhecken stehen noch heute.