Der Herausforderer: Thomas Haustein will neuer Bürgermeister von Helbedündorf werden
„Die Transparenz geht mir nicht weit genug“, sagt der Bürgermeister-Kandidat aus Holzthaleben. Warum der 53-Jährige Aufgaben des Bauhofes an externe Firmen vergeben will und was er sonst noch vor hat
Herr Haustein, zunächst zu Ihrer Person. Was sollte man über Sie wissen? Ich bin 53 Jahre alt und alle kennen mich eigentlich als Haui. Ich bin in Helbedündorf, speziell in Holzthaleben, seit meiner Geburt verwurzelt. Das ist meine Heimat. In vielen Vereinen war ich aktiv, habe sie mit aufgebaut, den Vorsitz lange Zeit übernommen und bin weiterhin Mitglied.
Familie und Freunde sind mir wichtig. Die Zeit mit ihnen verbringe ich gerne in gemütlicher Runde und bei guten Gesprächen. Neben Fußball, Musik und ausgiebigen Spaziergängen gehört dank meiner Partnerin das Reisen um die Welt zu meinen Hobbys. Nachdem ich einen herkömmlichen Beruf erlernt hatte, ging ich zur Armee, bevor ich 1990 Polizeibeamter wurde. Dieser Beruf ist für mich eine Berufung. Ich bin seit zehn Jahren Kontaktbereichsbeamter und war zunächst für acht Dörfer zuständig. Nun bin ich bereits seit vier Jahren Stadt-Kobb für Mühlhausen. Ehrenamtlich bin ich als Notfallseelsorger und im Gemeinderat tätig. Meine Kinder sind erwachsen und beide haben sich ebenfalls für den Beruf des Polizeibeamten entschieden.
Was hat Sie dazu bewogen, sich für das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Helbedündorf zu bewerben?
Das fing eigentlich bei der letzten Wahl zum Bürgermeister an. Obwohl
ich mich damals nicht zur Wahl stellte, trugen einige Wahlberechtigte mich neben einer weiteren Person auf den Stimmzetteln ein und brachten mich so zum Nachdenken. Irgendwann hieß es, dass der jetzige Bürgermeister nicht mehr kandidiere (Anmerkung der Redaktion: der Amtsinhaber kandidiert auch wieder). Da mich viele immer wieder darauf ansprachen, doch als Bürgermeister zu kandidieren, tat ich es nach langer Überlegungsphase.
Was läuft Ihrer Ansicht nach bisher ganz gut in der Gemeinde?
Wir haben einen guten, ausgeglichenen Haushalt. Es wurde viele Jahre am Abbau der Schulden gearbeitet.
Und was nicht?
Weniger gut finde ich, dass es immer weniger Spielplätze gibt, dass das Straßen- und Wegenetz in den Dörfern teilweise in einem sehr schlechten Zustand ist. Ich finde es auch nicht gut, dass die Bauhofmitarbeiter der Gemeinde teilweise Arbeiten ausführen, die externe Firmen und Unternehmen ausführen könnten, auch wenn das sicher einiges mehr kosten würde. Auch die Transparenz geht mir nicht weit genug. Feste Gemeinderatstermine und regelmäßige Bürgerversammlungen würden dabei helfen, die Bürgerinnen und Bürger bei schwierigen Entscheidungen besser mitnehmen zu können.
Würden Sie etwas anders machen und wenn ja, wie?
Man könnte durch Outsourcing, wie eben angesprochen, die eigenen Gemeindemitarbeiter eine Vielzahl kleinerer Tätigkeiten selbst ausführen lassen, die nach meiner Meinung eher zu ihren Aufgaben gehören. Hier würde ich auch über eine
Zuordnung von Mitarbeitern in einzelne Ortschaften nachdenken, ähnlich wie es in der ehemaligen Gemeinde Weinbergen war. Hier hatte jedes Dorf seinen Gemeindearbeiter und das fanden die Menschen vor Ort toll.
Wie wollen Sie – im Fall eines Wahl
sieges – die vielen Aufgaben als ehrenamtlicher Bürgermeister neben Ihrem Beruf meistern? Wie bleibt dafür Zeit?
Hierzu habe ich mir selbstverständlich mehrfach Gedanken gemacht und für mich Lösungen gesucht, bevor ich mich zur Wahl stellte. Da ich in einem flexiblen System arbeite und meine Dienstzeit im Groben selbst plane, werde ich meine Woche so gestalten, dass weder Beruf noch die ehrenamtliche Tätigkeit des Bürgermeisters vernachlässigt werden. Es gab bereits die ersten Gespräche mit meinen Vorgesetzten. Ich werde die wöchentliche Arbeitszeit verkürzen und meine bis dato durchgeführten Tagesplanungen umgestalten.
Weiterhin möchte ich bei einer möglichen Wahl flexibel in der Gemeinde tätig sein, so dass ich nicht nur an einzelnen Wochentagen dort Ansprechpartner sein möchte. Im Einzelfall und in Absprache mit meinem Arbeitgeber wird es, ähnlich wie als Seelsorger, möglich sein, das Tagesgeschäft zu unterbrechen bzw. zu verschieben.
Welche Vorhaben/ Ziele haben Sie als Bürgermeister?
Ich möchte ein transparenter, bürgernaher Ansprechpartner sein. Die Menschen, die mit ihren Anliegen zu mir kommen, sollen mit einer Antwort gehen, die in gegenseitiger Anerkennung und Verständnis dafür liegt. Die Einbeziehung der Bürger bzw. ihrer Meinungen
zu einzelnen Beschlüssen, die gefasst werden müssen, sollte in die Entscheidungsfindung einfließen. Vielleicht wäre es auch gut, die Ortschaftsräte als Vermittler zu nutzen. Auch einen regelmäßigen Unternehmerstammtisch würde ich einführen. Es ist mir wichtig, die Region besser an das überregionale Fahrradnetz anzubinden als bisher.
Welche Zukunft hat die Grundschule in Keula?
Vor einigen Jahren haben wir angefangen, um die Schule im Ort zu kämpfen. Meine Tochter sprach als Schulkind vor dem Kreistag, was ich mir heute noch gerne anhöre. Selbstverständlich hat die Schule einen hohen Stellenwert in unserem Leben eingenommen und ich sage heute noch: „Stirbt die Schule, stirbt der Ort!“Nicht erst seit der großen Renovierung der beiden Gebäude sollten wir alles dafür tun, die Schule zu erhalten und gegebenenfalls sie attraktiver für andere umliegende Gemeinden zu machen.
Eigenständigkeit der Gemeinde: ja oder nein?
Meine Absicht, Bürgermeister für Helbedündorf zu werden, spiegelt meine Einstellung dazu wider. Es gibt in unserer momentanen Lage keine Gründe, die Selbstständigkeit aufzugeben, trotzdem scheint es mir wichtig, die umliegenden Gemeinden zu beobachten und alle Möglichkeiten für eine positive Veränderung für uns zu betrachten.