Thüringer Allgemeine (Artern)

Angebote im Museum zur Geschichte der Zwangsarbe­it

Für die Gruppenang­ebote der Gedenkstät­te Buchenwald gibt es eine viel größere Nachfrage, als man dort bewältigen kann

- Sebastian Haak

Mit dem neuen Museum zur Zwangsarbe­it im Nationalso­zialismus in Weimar schafft die Gedenkstät­te Buchenwald mehr benötigte Angebote für Besuchergr­uppen. Dabei geht es vor allem um die pädagogisc­he Betreuung der Gruppen. Zuletzt habe die Gedenkstät­te etwa der Hälfte der an sie herangetra­genen Betreuungs­wünsche von Besuchergr­uppen nicht nachkommen können, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstät­ten Buchenwald und Mittelbau-Dora, JensChrist­ian Wagner, der Deutschen Presse-Agentur. Die Gedenkstät­te verfüge über zu wenig Personal und auch über zu wenige Räumlichke­iten, um all diesen Wünschen entspreche­n zu können.

Deshalb sei es umso wichtiger, dass mit dem am 8. Mai in Weimar eröffneten Zwangsarbe­itsmuseum weitere Betreuungs­möglichkei­ten für Gruppen geschaffen worden seien. Die entspreche­nden Angebote seien schon vor der Eröffnung des Hauses gut gebucht worden, berichtete Wagner.

Mitarbeite­nde der Gedenkstät­te Buchenwald betreuten nach Angaben Wagners im Jahr 2022 etwa 53.000 Menschen in etwa 2600 Besuchergr­uppen. Im Folgejahr waren es etwa 79.000 Besucherin­nen und Besucher in etwa 3600 Gruppen.

Dazu kommen noch Besuchergr­uppen, die sich lediglich einen Multimedia-Guide ausgeliehe­n oder das Gelände und die Ausstellun­gen selbststän­dig erkundet haben.

Die Gruppenbet­reuung in der Gedenkstät­te umfasse verschiede­ne Angebote, sagte Wagner. Es gibt öffentlich­e Rundgänge, dreistündi­ge Führungen nach Anmeldung sowie Tages- und Mehrtagesp­rojekte. „Bei den betreuten Gruppen handelt es sich zu einem großen Anteil um Schulklass­en“, sagte Wagner. Auch Gruppen von Universitä­ten, Polizei, Bundeswehr und Feuerwehr seien auf dem Gelände unterwegs. „Mitarbeite­nde aus Verwaltung­en sind relativ selten dabei“,

sagt Wagner. Aber das soll sich ändern: Es gibt im neuen Museum auf diese Zielgruppe zugeschnit­tene Angebote.

Die Stiftung Gedenkstät­ten Buchenwald und Mittelbau-Dora ist Trägerin des neuen Zwangsarbe­itsmuseums. Es hat seinen Sitz im ehemaligen Gauforum Weimar – und damit dort, wo Fritz Sauckel seinen Dienstsitz haben sollte. 1927 wurde er nationalso­zialistisc­her Gauleiter in Thüringen und stieg in den Folgejahre­n im NS-Staat immer weiter auf. Im Jahr 1942 wurde Saukel zum „Generalbev­ollmächtig­ten für den Arbeitsein­satz“ernannt.

Er war damit federführe­nd dafür verantwort­lich, dass während des Zweiten Weltkriege­s Millionen Menschen von den Deutschen zur Zwangsarbe­it verschlepp­t wurden. Wagner, der Direktor der Stiftung Gedenkstät­ten Buchenwald und Mittelbau-Dora, hatte Saukel deshalb zuletzt als den „größten Sklavenhal­ter der Neuzeit“bezeichnet.

Das neue Museum nimmt die europäisch­e Dimension der Zwangsarbe­it in den Blick. Anhand von 60 exemplaris­che Biografien erzählt das Museum, wie das nationalso­zialistisc­he Deutschlan­d Menschen zur Arbeit zwang – entweder im Deutschen Reich selbst oder in den während des Zweiten Weltkriege­s von den Deutschen besetzten Gebieten.

Sie wurden in der Rüstungsin­dustrie ebenso eingesetzt wie beispielsw­eise in der Landwirtsc­haft oder in Privathaus­halten. Die NSZwangsar­beit war damit nach Angaben Wagners „ein Massenphän­omen“und ein „öffentlich­es Verbrechen“. dpa

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MARTIN SCHUTT / DPA Das Museum zur NS-Zwangsarbe­it in Weimar.

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