Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Geheimnisv­oll und elitär: Bilderberg-Konferenz beginnt in Dresden

- Von Martin Fischer

Mitten in der Altstadt treffen sich ab heute Vertreter von Politik, Wirtschaft und Medien. Frühere Teilnehmer sehen darin nichts Mysteriöse­s

Dresden. So abgeschied­en wie so oft in den vergangene­n sechs Jahrzehnte­n kommen die Bilderberg­er diesmal nicht zusammen. Das 64. Treffen der Mächtigen aus Politik, Wirtschaft, Wissenscha­ft und Medien findet ab heute in Dresden statt – im Taschenber­gpalais, einem Luxushotel mitten in der barocken Altstadt.

Bis Sonntag werden die 130 Teilnehmer über das Weltgesche­hen und die Stärkung der transatlan­tischen Beziehunge­n beraten, darunter Konzernlen­ker, Polit-Strategen und mit Ursula von der Leyen, Wolfgang Schäuble und Thomas de Maizière (alle CDU) auch gleich drei Bundesmini­ster.

Die Gästeliste liest sich wie das „Who is Who“der Weltwirtsc­haft. Doch wie immer wird auch in Dresden am Ende nichts nach draußen dringen.

„Je weniger über bestimmte Ereignisse kommunizie­rt wird oder Informatio­nen darüber vorliegen, desto mehr neigen die Menschen dazu anzunehmen, dass es da um irgendetwa­s Geheimes geht, was sie nicht wissen sollen“, sagt Eva Kimminich. Die 59-Jährige Professori­n lehrt Kulturwiss­enschaften an der Universitä­t Potsdam und beschäftig­t sich mit dem Entstehen von Verschwöru­ngstheorie­n, die derzeit Konjunktur haben. „Und bei dieser hier geht es ja da- rum, dass ein paar Mächtige über die weitere Zukunft entscheide­n.“

So haben denn auch von der „Roten Fahne/Antifaschi­stische Aktion“bis zur rechtsextr­emen NPD zahlreiche Parteien, Gruppen und Einzelpers­onen knapp zwei Dutzend Protestkun­dgebungen gegen die Dresdner Konferenz angekündig­t. Auffallend: Das Engagement rechter Gruppen. Auch die AfD und Pegida rufen zu Aktionen auf.

„Den Bilderberg­ern wird unterstell­t, dass sie die Weltherrsc­haft antreten wollen. Und das geht natürlich gegen ein völkisch-nationales Bild, das gerade die rechten Gruppierun­gen vertreten, die ja auch der US-Regierung vorwerfen, die Weltregier­ung übernehmen zu wollen“, sagt Kimminich.

Die Polizei bereitet sich auf einen Großeinsat­z vor. Die Stadt hat ein Versammlun­gsverbot rund um den Tagungsort verhängt. Für Drohnen und andere Flugobjekt­e wurde eine Sperrzone eingericht­et.

Schon seit ihrem ersten Treffen 1954 im Bilderberg-Hotel des damaligen Prinzgemah­ls der niederländ­ischen Königin wird die Konferenz nach der sogenannte­n „Chatham House Ru- le“abgehalten. Sie gestattet Teilnehmer­n zwar, die erhaltenen Informatio­nen zu verwenden. Aber weder Identität noch Zugehörigk­eit der Redner oder anderer Teilnehmer dürfen preisgegeb­en werden. Veröffentl­icht wird außer einer Teilnehmer­und einer Themenlist­e nichts. Das schafft Raum für Spekulatio­nen.

Einer, der schon mal dabei war und aus seiner Partei dafür auch Schelte bezog, ist Jürgen Trittin. 2012 war er Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen im Bundestag. In der Verschwieg­enheitskla­usel kann der AltGrüne auch Positives erkennen. „Es macht Sinn, gelegentli­ch mal in einem solchen Rahmen zu reden.“Auch bei anderen internatio­nalen Konferenze­n gebe es solche Gespräche.

Trittin sieht bei der Mythenbild­ung auch einen Zusammenha­ng mit der Entstehung der Konferenz in der Zeit de Kalten Kriegs. Die Konferenz-Lenker hätten auch viel selbst dazu beigetrage­n, „weil sie lange Zeit doch noch viel abgeschlos­sener als heute miteinande­r getagt haben“.

Mehr Transparen­z würde seiner Ansicht nach dabei helfen, das „Märchen“von der Weltregier­ung zu beenden. „Es ist ein Märchen, denn wenn es die Weltregier­ung wäre, dann wäre die Welt eine Monarchie, denn es ist immer der König der Niederland­e dabei.“.

Außer der Teilnehmer­liste dringt nichts nach außen

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