Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Landesbank: Thüringer Produkte weltweit stark nachgefragt
Industrie wächst laut Prognose auch in diesem Jahr durchschnittlich. Gesunder Branchenmix als Standortvorteil
Erfurt. Die Landesbank HessenThüringen (Helaba) erwartet für Thüringens Wirtschaft in diesem Jahr ein Wachstum von 1,5 Prozent.
Darauf ließen die Zuwächse beim Export in den ersten drei Monaten des Jahres schließen, sagte Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud gestern in Erfurt. Sie stellte eine Studie der Volkswirtschaftler der Landesbank zum Kundenpotenzial der Thüringer Wirtschaft vor.
Die ist laut Traud vor allem durch einen überdurchschnittlichen Industriebesatz geprägt. Der liegt mit 71 Prozent des Bundesdurchschnitts auf einem Niveau, das innerhalb der neuen Bundesländer einen Spitzenwert darstellt. Selbst traditionsreiche Industriestandorte wie Sachsen und Sachsen-Anhalt kommen nur auf 65 Prozent und 57 Prozent.
„Auch mit ihrer diversifizierten Struktur unterscheidet sich Thüringens Industrie vom gesamtdeutschen Durchschnitt“m sagte Traud. Während bundesweit die Automobilbranche fast ein Viertel der Wertschöpfung der Industrie ausmacht, sind es in Thüringen nur 16 Prozent. Fast genauso stark fallen die Beiträge der Branchen Elektrotechnik/Optik, Metall und Ernährungsgewerbe aus.
Regional gibt es beim Anteil der Industrie an der Wirtschaftskraft vor Ort große Unterschiede in Thüringen. So trägt die Industrie etwa im Landkreis Sonneberg fast die Hälfte zur Wirtschaftskraft bei – ein Spitzenwert – dem nur der Wartburgkreis und die Kreise SaaleOrla und Saalfeld-Rudolstadt annähernd erreichen. Dagegen spielt die Industrie in den Städ- ten Weimar, Erfurt und Gera eine untergeordnete Rolle. Lediglich in Jena ist der Industrieanteil mit rund einem Viertel nahe am Thüringer Durchschnitt von 27 Prozent.
In der Exportpalette sind die Unterschiede laut Traud dagegen deutlich geringer. Die Beliebtheit deutscher und Thüringer Produkte mit hohem Technikanteil sei international sehr hoch und so würden diese besonders bei Investitionsvorhaben weltweit nachgefragt.
Deutlich verschoben haben sich in den letzten Jahren die Zielregionen für den Absatz von Thüringer Erzeugnissen. Dominierte etwa im Jahr 1991 noch die Ausfuhr von Thüringer Pro- dukten nach Osteuropa, liegt aktuell Westeuropa an der Spitze der Exportzielregionen. Während die Bedeutung Osteuropas abnahm, hat sich der Anteil der Ausfuhren auf die anderen Kontinenten mehr als verdoppelt.
Waren aus Thüringen erfreuen sich laut Gertrud Traud in rund 200 Ländern dieser Welt großer Beliebtheit. An der Spitze der Exportländer steht gegenwärtig Ungarn, vor den USA, Frankreich, Großbritannien sowie China.
Ein Austritt von Großbritannien aus der EU hätte für Thüringens Wirtschaft negative Folgen beim Export durch Zölle und eine Abwertung der britischen Währung, warnte Traud.