Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Thema Vergütung wieder gestrichen
Jenoptik-Aktionäre haben teils verblüffende Vorschläge. Mancher wird sogar befolgt
Weimar. Bei der JenoptikHauptversammlung in Weimar melden sich auch Aktionäre zu Wort: Sie schätzen die Entwicklung aus ihrer Sicht ein und löchern den Vorstand mit Fragen.
Zum Beispiel: Warum findet die Tagung nicht in Jena statt? „Bislang ist das Volkshaus noch nicht umgebaut und deshalb nicht geeignet“, antwortete Vorstandschef Michael Mertin. Zudem spiele auch der ökonomische Aspekt eine Rolle: Die Miete in Jena sei nicht so günstig.
Friedrich Franke von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger dankte für die gute wirtschaftliche Entwicklung von Jenoptik und lobte die gestiegene Zahl von Patentanmeldungen. Allerdings kritisierte er unter dem Applaus der Aktionäre, dass die Dividende nur um zehn Prozent auf 22 Cent je Anteilsschein stieg, obwohl sich das Ergebnis um fast 20 Prozent verbesserte hatte.
Auch hinterfragte er, welche Frauen-Quotenregelung der Aufsichtsrat für den Vorstand beschlossen habe – bislang sind zwei Männer im Vorstand. „Eine Null-Quote“, lautete die Antwort von Mertin. Das gelte bis Ende Juni 2017. Zu diesem Termin läuft der Vertrag des Managers aus – eine Verlängerung ist bislang nicht publik. Mertin zitierte einen Beschluss des Aufsichtsgremiums, dass es „die am besten geeigneten Kandidaten unabhängig vom Geschlecht bestellen“wird.
Franke monierte auch, warum einige Aufsichtsratsmitglie- der für die Ausschusstätigkeit 5000 Euro extra erhalten, aber nur an einer von drei Sitzungen teilgenommen haben.
Überhaupt spielte das Vergütungssystem eine Rolle: Die Gesellschaft wollte es sich von den Aktionären bestätigen lassen. Doch kurzfristig traf die Gegenrede von großen Investoren ein. Die Gremien beschlossen deshalb kurz vor Versammlungsbeginn, diesen Punkt von der Tagesordnung zu streichen. „Es gibt Erklärungsbedarf, wie das Vergütungssystem funktioniert“, sagte Aufsichtsratschef Matthias Wierlacher. Das System sei 2014 mit einer sehr großen Mehrheit von 94 Prozent beschlossen worden. „Wir wollten es nochmals freiwillig zur Abstimmung stellen, obwohl es keine Veränderungen gab.“
Auf eine Bitte eines anderen Aktionärs geht Wierlacher schnell ein: Ob nicht eine Schweigeminute für den verstorbenen früheren Jenoptik-Chef Lothar Späth angebracht wäre, fragte jener. „Dem gehen wir nach“, sagte Wierlacher und sprang zur Gedenkminute auf, die zehn Sekunden dauerte.
Eine andere Aktionärin forderte die Anteilseigner auf, den Anteil der Dividende, die auf dem Rüstungsgeschäft beruht, für Flüchtlinge oder die Rüstungskonversion zu spenden. Sie brachte Mertin ein Buch mit, welche Qualen Flüchtlinge auf der Flucht erleiden. Vor der Veranstaltung hatte gut ein Dutzend Menschen vor der Weimarhalle gegen die Produktion von Rüstungsgütern bei Jenoptik protestiert. Redaktion dieser Seite: Jens Voigt