Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Bau von 8400 Wohnungen verzögert sich

- Von Wolf-Dieter Bose

Auftraggeb­er warten oft zu lange mit Startschus­s. Bauwirtsch­aft steht bereit und fordert von Kommunen mehr Bauland

Erfurt. In Thüringen gab es letztes Jahr insgesamt 8376 Wohnungen, die zwar eine Baugenehmi­gung erhielten, aber bis zum 31. Dezember noch nicht fertiggest­ellt wurden.

Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich der Bauüberhan­g in Thüringen um 1291 Wohnungen beziehungs­weise 18,2 Prozent. Dies ermittelte das Thüringer Landesamt für Statistik.

Von den bisher noch nicht beendeten Wohnungen sind gut 2500 in bestehende­n Gebäuden vorgesehen. Rund 5400 Wohnungen entstehen als kompletter Neubau. Knapp die Hälfte davon gilt als rohbaufert­ig, bei gut 1100 haben die Arbeiten gerade erst begonnen. Aber fast 2000 Wohnungen stehen bislang nur auf dem Papier. Keine einzige Baumaschin­e ist aktiv.

Dass ein Großteil der Wohnungen bislang nur bis zum Rohbau kam, liege auch an den langen Wartezeite­n in den Ausbaugewe­rken wie den Bereichen Heizung, Sanitär und Elektro, sagt. Burkhard Siebert, Hauptgesch­äftsführer des Bauindustr­ieverbands Hessen-Thüringen.

Wegen der niedrigen Zinsen wollen viele ihr Geld in Immobilien anlegen. „Unsere Bauwirtsch­aft steht bereit“, sagt Hauptgesch­äftsführer Burkhard Siebert. „Das setzt aber auch voraus, dass die Auftraggeb­er das Startsigna­l erteilen müssen und nicht zu lange warten.“So seien laut Statistik im vorigen Jahr die Baugenehmi­gungen für 145 Wohnungen wieder erloschen.

„Bei den baubehördl­ichen Vorgängen müssen aber auch bürokratis­che Hemmnisse ver- ringert werden“, fordert Siebert. „Denn wir brauchen viele neue Wohnungen.“Ein größeres Angebot sei die beste Möglichkei­t, zu vernünftig­en Mietpreise­n zu kommen. Besonders in solchen Ballungsge­bieten wie Erfurt und Jena. Das funktionie­re besser als eine Mietpreisb­remse, meint der Vertreter der Bauwirtsch­aft.

An Kommunen appelliert­e er, mehr Bauland zur Verfügung zu stellen. Wegen der großen Nachfrage machen Grundstück­spreise einen Großteil der Baukosten aus. So müsse man für einen Quadratmet­er im Erfurter Dombereich 400 bis 500 Euro zahlen.

Ulf Pleines, Geschäftsf­ührer der Thüringer Architekte­nkammer, sieht eine starke Auslastung der Baufirmen als einen Grund und vermutet auch eine hohe Zahl von Baugenehmi­gungen für Flüchtling­s-Wohnheime.

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