Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Predigt, Parade, Picknick – Die Queen feiert ihren 90. Geburtstag
Das große Finale steht am Wochenende in London an, diesmal ohne britische Zurückhaltung. Ein Hauch von Empire erwartet die Gäste
London. Der 90. Geburtstag von Queen Elizabeth II. wird eine große Sause. Kein anderes Herrschaftshaus der Welt versteht sich derart souverän auf Pomp wie die britische Monarchie. Drei Tage lang (10. bis 12. Juni) wird der „offizielle Geburtstag“der Königin in London zelebriert. Sogar die Pubs bleiben am Freitag und Samstag länger als sonst geöffnet – denn auch die Untertanen sollen mitfeiern.
Offizieller Geburtstag: Eine echt britische Eigenart. Eigentlich wurde die Queen am 21. April geboren. Doch weil dann meist schlechtes Wetter ist auf der Insel, dürfen Könige und Königinnen im Juni feiern. Monarchen haben eben Privilegien.
Ganz nebenbei: Am Freitag, zu Beginn der Sause, wird Prinzgemahl Prinz Philip 95 Jahre alt. Der „Mann an ihrer Seite“hat aber schon klargemacht, dass er keinesfalls will, dass davon großes Aufhebens gemacht wird – wie immer tritt er bescheiden hinter der Gattin zurück.
Predigt: Der Auftakt der Feiern am Freitag (12 Uhr deutscher Zeit) ist besinnlich. „The National Service of Thanksgiving“heißt das Ereignis in der St.-Pauls-Kathedrale – ein nationaler Dankesgottesdienst für über sechs Jahrzehnte Herrschaft Elizabeth II. Fast die gesamte königliche Sippschaft rückt an, plus Gäste aus Politik und High Society. Anschließend gibt es Empfänge und ein Lunch im Palast.
Parade: Am Samstag (12 Uhr deutscher Zeit) steht „Trooping The Colour“an, die traditionelle Geburtstagsparade. Viele Pferde, viele Uniformen, alte Pracht - ein Hauch von Empire ist dabei. Die Monarchin nimmt den „Royal Salut“entgegen, dann fährt sie mit der Kutsche an den Truppen vorbei. Doch viel spannender ist das, was danach kommt. Der „Fly-past“: Maschinen der Royal Air Force fliegen über den Buckingham-Palast, versprühen die Landesfarben am Himmel, während die königliche Familie sich auf dem Balkon zeigt. Viele Briten hoffen, dass auch die kleine Prinzessin Charlotte, Uren- kelin der Queen, erstmals dabei ist. Es ist wie bei ganz normalen Familien: Mitunter stehlen die Kleinsten den Alten die Show.
Picknick: Das große Finale am Sonntag (14.50 Uhr) heißt „The Patron‘s Lunch“. 10 000 Gäste sind zum Mittagessen entlang der Prachtstraße The Mall geladen, viele sind Mitglieder der rund 600 Organisationen, bei denen die Queen Schirmherrin ist. An ihnen vorbei zieht eine „carnival parade“, wie das bei Hofe heißt – eine locker-unmilitärische Veranstaltung also, die die Jahrzehnte der QueenHerrschaft darstellen soll.
Kulinarisch geht es eher rustikal als luxuriös zu. „Hamper style“, Essen aus dem Picknickkorb, nennt das der Palast. Serviert wird das vom Warenhaus Marks & Spencer, eher bescheiden als üppig soll der Imbiss ausfallen. Als herauskam, dass die Gäste immerhin 150 Pfund für das Lunch zahlen müssen, gab es allerdings ätzende Kritik in den Medien. Doch der Palast versuchte zu beruhigen: Das meiste Geld gehe als Spende an Wohltätigkeits-Organisationen.