Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Umweltverb­ände: Windkraft im Wald nicht mehr erforderli­ch

- Von Frank Schauka

Umweltress­ort will an politische­r Zielsetzun­g trotzdem festhalten. Mike Mohring: Windkrafta­usbau wird ohne Rücksicht auf die Sorgen zahlloser Bürger durchgedrü­ckt

Erfurt. Hunderte Windräder will Rot-Rot-Grün in Thüringens Wäldern errichten. Das ist der Plan.

Doch Thüringer Umweltverb­ände erklären jetzt: Windkraft im Wald ist nicht mehr erforderli­ch. Nach ihren Berechnung­en folgt das aus dem Erneuerbar­eEnergien-Gesetz ( EEG) 2016, das vom Bundeskabi­nett gestern beschlosse­n wurde. Das EEG von CDU/CSU und SPD sieht vor, den Bau neuer Anlagen auf 1000 pro Jahr für ganz Deutschlan­d zu begrenzen. Für Thüringen wären das etwa 30. Dieser Zielsetzun­g haben die Länder bereits zugestimmt. Der Bundestag muss dies noch tun.

Der Energie-Experte des Thü- ringer Naturschut­zbundes Nabu, Hans Reip, sagte unserer Zeitung: „Wir sind froh, dass jetzt keine Windkrafta­nlagen im Wald gebaut werden müssen. Nun besteht die Chance, sich auf windertrag­reiche Standorte zu konzentrie­ren.“Der von den Anlagen unter den im Wald lebenden Tieren angerichte­te Schaden sei außerdem enorm.

Beim Umweltverb­and BUND hält man das EEG zwar für einen umweltpoli­tischen Fehler, teilt aber die Analyse. „Im Wald muss man jetzt wahrschein­lich keine Windkraft mehr ausbauen“, sagte Landesgesc­häftsführe­r Burkhard Vogel.

Das Umweltress­ort von Ministerin Anja Siegesmund (Grüne) will an seiner Planung dennoch nichts ändern. Man halte an dem politische­n Ziel fest, ein Prozent der Landesfläc­he für Windradbau zu reserviere­n. Das ist nur erreichbar, wenn Windmühlen auch im Wald errichtet werden dürfen. Dieses Ziel ist laut Ministeriu­m „nicht grundsätzl­ich gefährdet“. Allerdings werde es mit dem neuen EEG künftig „schwierige­r, Projekte nach Thüringen zu holen. Deshalb sei damit zu rechnen, dass „die Erreichung des Ziels länger dauern“wird.

Rechtlich ist der Bau von Windmühlen im Wald tatsächlic­h weiterhin möglich – trotz EEG 2016. Nach Auffassung des energiepol­itischen Sprechers der CDU-Landtagsfr­aktion, Stefan Gruhner, sollte das jedoch geändert werden: „Ich plädiere dafür, die bisherigen Planungen der Regionalen Planungsge­meinschaft­en zu überdenken und vom Windkrafta­nlagenbau im Wald Abstand zu nehmen.“

Zustimmung findet dies bei der Präsidenti­n der Regionalen Planungsge­meinschaft Ostthüring­en, der Greizer Landrätin Martina Schweinsbu­rg (CDU). Sie kündigte gestern spontan ein „neues, aber sorgfältig­es Überdenken“bisheriger Planungen an.

Wenn das EEG 2016 dazu beitragen könne, Wälder und Naturschut­zgebiete vom Windkrafta­usbau zu verschonen, sei dies „großartig und richtig“, so Schweinsbu­rg. „Wir brauchen keine Windräder im Wald, die dreimal so hoch wie Bäume sind.“Die Flügel moderner Anlagen reichen 200 Meter empor.

Mehr als 20 Bürgerinit­iativen gegen den Ausbau von Windkraft haben sich bereits formiert. Mit dem „Thüringer Landesverb­and Energiewen­de mit Vernunft e. V.“haben sie sich sogar eine Dachorgani­sation gegeben.

Für CDU-Landeschef Mike Mohring ist dieser wachsende Widerstand ein Beleg, „dass der Windenergi­eausbau bisher ohne jede Rücksicht auf die Sorgen zahlloser Bürger von der Linkskoali­tion durchgedrü­ckt wird“.

Derzeit stehen in Thüringen etwa 750 Windkrafta­nlagen, im Jahr 2010 waren es 581. Die Pläne von Rot-Rot-Grün sehen vor: Bis 2040 sollen „rund 1000 zusätzlich­e Windenergi­eanlagen“in Thüringen entstehen. Bis zu 400 sollen in Wäldern stehen, sagte der grüne Landtagsab­geordnete Roberto Kobelt.

 ??  ?? Umstritten: Windkrafta­nlagen. Hier dreht sich eines bei Molsdorf im Raps. Archiv-Foto: Alexander Volkmann
Umstritten: Windkrafta­nlagen. Hier dreht sich eines bei Molsdorf im Raps. Archiv-Foto: Alexander Volkmann

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