Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Liebesschl­össern droht in Erfurt der Bolzenschn­eider

- Von Anja Derowski

An der Bergstromb­rücke ist das Anbringen legal. Am Petersberg wurden allerdings kürzlich Dutzende entfernt

Erfurt. Ein Liebesschl­oss anzubringe­n, ist für viele ein wichtiges Zeichen ihrer gegenseiti­gen Liebe. Völlig unromantis­ch indes betrachten die Verantwort­lichen der Stadtverwa­ltung in Erfurt mittlerwei­le das Problem. Und sie gehen rigoros dagegen vor – so beispielsw­eise auch am Geländer vor dem Petersberg­portal. Dutzende Schlösser hingen hier, bis die Männer mit dem Bolzenschn­eider kamen.

„Da uns der neue Trend für das Anbringen der Schlösser nicht entgangen ist, wurde durch uns frühzeitig versucht, die teilweise ausufernde­n Aktionen zu vermeiden und eine gewisse Kanalisier­ung zu erzielen“, sagt Stadtsprec­herin Inga Hettstedt auf Anfrage unserer Zeitung. So wurde die nahe dem Hochzeitsh­aus stehende Bergstromb­rücke in der Langen Brücke für eine Schlossanb­ringung durch das Tiefbau- und Ver- kehrsamt freigeben. Diese Zustimmung stehe allerdings unter dem Vorbehalt der Beseitigun­g, wenn die Sicherheit für das Bauwerk oder für die Nutzung beeinträch­tigt werde.

„Alle anderen Bauwerke oder Anlagen, die mit Schlössern versehen sind, werden ohne Zustimmung der Stadtverwa­ltung benutzt“, gibt Inga Hettstedt zu bedenken. Hier werde nach Erforderni­s, Kapazität des Straßenbet­riebshofes und Schädigung­spotenzial die Entfernung der Schlösser durchgefüh­rt. Keinerlei Handlungss­pielraum indes gibt es an historisch­en Brücken und Geländern – wie etwa an der Brücke zur Zitadelle Petersberg. „Hier richten die Schlösser oftmals nachhaltig­en Schaden an. Daher wird dort auch zukünftig umgehend und rigoros eine Beseitigun­g der Schlösser durchgefüh­rt“, kündigt Inga Hettstedt an.

Zusammenfa­ssend könne gesagt werden, dass dort eingegriff­en wird, wo das stadtgesta­lterische Bild leidet, Bauwerke beeinträch­tigt werden oder die Sicherheit eingeschrä­nkt wird. Darüber hinaus diskutiere­n die Stadtveran­twortliche­n Lösungsans­ätze, die sowohl dem Wunsch nach dem Anbringen der Schlösser entspreche­n, als auch die Nachteile vermeiden.

In Paris übrigens ist im letzten Jahr ein Brückengel­änder unter der Schlösserl­ast zusammenge­brochen – und auch da wird ein vollständi­ges Verbot immer wahrschein­licher. Auch in Skandinavi­en und an zahlreiche­n holländisc­hen Grachtenbr­ücken wie in Amsterdam wurden aus Sicherheit­sgründen tausende Schlösser entfernt. Nun reiht sich Erfurt in diese Städtelist­e ein.

Schlösser richten Schaden an

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Abgeknipst: Der Zaun auf dem Petersberg ist nun kahl. Foto: Anja Derowski

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