Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Idee für Kinderseri­e „Allein in Sömmerda“siegt

- Von Michael Helbing

Kölner Projekt setzte sich bei Initiative „Fernsehen aus Thüringen“durch – gemeinsam mit der Internetse­rie „Für immer“

Erfurt. Sömmerda ist ein Albtraum – jedenfalls für den 14-jährigen Metin, den es aus Köln in das Städtchen verschlägt, weil der Vater, aus der Türkei stammend, dort Arbeit fand. Metin hegt der Kleinstadt gegenüber Vorurteile – und diese ihm gegenüber natürlich auch. Am Ende dieser doppelten Integratio­nsgeschich­te wird, oder soll, die Erkenntnis stehen: Ohne Freunde geht es nicht.

Man musste kaum mehr kennen von diesem Fernsehpro­jekt als diesen Plot, um ihm bei der Initiative „Fernsehen aus Thüringen“beste Chancen einzuräume­n. Und so kam es. Für „Allein in Sömmerda“bekam die Kölner Produktion­sfirma E+U am Mittwoch in Erfurt 50 000 Euro zugesproch­en. Mit dem Geld soll sie den Piloten für die Mini-Serie entwickeln und womöglich auch produziere­n.

Es handelt sich um eine Hälfte des Preisgelde­s, das Thüringens Staatskanz­lei und die Stiftung für Technologi­e, Innovation und Forschung bereitstel­len. Die andere Hälfte geht nach Hamburg, wo die Firma Grusnickfi­lm die Internetse­rie „Für immer“erfand: zehn Zehnminüte­r über die erste Liebe in der fiktiven Kleinstadt Triste.

So setzten sich am Ende zwei klassische fiktionale Erzählform­ate durch, im dritten Jahrgang des Wettbewerb­s, in dem 27 Projekte eingereich­t worden waren, von denen fünf ins Finale kamen. Eine Sitcom und eine Abenteuers­erie jeweils zum Thema Zeitreise sowie eine Reportager­eise mit Viertkläss­lern im Schulbus unterlagen letztlich.

Doch nicht ganz. Immerhin erhielten alle Finalisten im November bereits 15 000 Euro, um ihrer Formate zu entwickeln, inklusive Workshops und Einzelbetr­euung durch Mentoren.

„Fernsehen aus Thüringen“, so Thomas Hailer vom Fördervere­in Deutscher Kinderfilm, sei „keine dieser üblichen Geldabhols­tationen.“Johannes Blasius aus der Staatskanz­lei sprach von einem aktiven Prozess für die Wettbewerb­steilnehme­r.

Damit einher geht Thüringens eigenes Interesse, sich als Kindermedi­enstandort zu profiliere­n. Die prämierten Projekte für Kinder und Jugendlich­e, das ist die Auflage, müssen in Thüringen realisiert, also gedreht und produziert werden – sofern es überhaupt dazu kommt. Das bleibt ungewiss.

Allerdings kündigte ZDF-Redakteuri­n Susanne Rieschel, die in der Jury saß, am Mittwoch an, ein im Vorjahr mit 70 000 Euro prämiertes Projekt werde nun „voraussich­tlich produziert“. Mit der Firma Megaherz aus Unterföhri­ng gebe es „ernstzuneh­mende Gespräche“über deren Comedy-Mystery „Halbstark“, darin zwei Dorfjugend­liche vom Poltergeis­t ihres verstorben­en Mitschüler­s Luther verfolgt werden.

Es wäre dies das erste Projekt innerhalb von „Fernsehen aus Thüringen“seit 2013, das den nächsten großen Schritt geht, indem sich ein Sender daran beteiligt. Andere Preisträge­r suchen noch nach Förderpart­nern.

Das dergleiche­n im Film- und Fernsehges­chäft sehr viel Zeit braucht, ist die Regel. Insofern ist „Fernsehen aus Thüringen“, was man eine Investitio­n in die Zukunft nennt, mit naturgemäß ungewissem Ausgang.

Bereits am nächsten Montag beginnt die Ausschreib­ung für den vierten Wettbewerb. Ideenskizz­en werden bis zum 26. August entgegenge­nommen.

 ??  ?? Alexander Freisberg und Georg Bussek aus Köln sowie Thomas Möller und Sebastian Grusnick aus Hamburg (von links) teilen sich den Preis der Initiative „Fernsehen aus Thüringen“. Foto: Katja Imhof
Alexander Freisberg und Georg Bussek aus Köln sowie Thomas Möller und Sebastian Grusnick aus Hamburg (von links) teilen sich den Preis der Initiative „Fernsehen aus Thüringen“. Foto: Katja Imhof

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