Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Idee für Kinderserie „Allein in Sömmerda“siegt
Kölner Projekt setzte sich bei Initiative „Fernsehen aus Thüringen“durch – gemeinsam mit der Internetserie „Für immer“
Erfurt. Sömmerda ist ein Albtraum – jedenfalls für den 14-jährigen Metin, den es aus Köln in das Städtchen verschlägt, weil der Vater, aus der Türkei stammend, dort Arbeit fand. Metin hegt der Kleinstadt gegenüber Vorurteile – und diese ihm gegenüber natürlich auch. Am Ende dieser doppelten Integrationsgeschichte wird, oder soll, die Erkenntnis stehen: Ohne Freunde geht es nicht.
Man musste kaum mehr kennen von diesem Fernsehprojekt als diesen Plot, um ihm bei der Initiative „Fernsehen aus Thüringen“beste Chancen einzuräumen. Und so kam es. Für „Allein in Sömmerda“bekam die Kölner Produktionsfirma E+U am Mittwoch in Erfurt 50 000 Euro zugesprochen. Mit dem Geld soll sie den Piloten für die Mini-Serie entwickeln und womöglich auch produzieren.
Es handelt sich um eine Hälfte des Preisgeldes, das Thüringens Staatskanzlei und die Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung bereitstellen. Die andere Hälfte geht nach Hamburg, wo die Firma Grusnickfilm die Internetserie „Für immer“erfand: zehn Zehnminüter über die erste Liebe in der fiktiven Kleinstadt Triste.
So setzten sich am Ende zwei klassische fiktionale Erzählformate durch, im dritten Jahrgang des Wettbewerbs, in dem 27 Projekte eingereicht worden waren, von denen fünf ins Finale kamen. Eine Sitcom und eine Abenteuerserie jeweils zum Thema Zeitreise sowie eine Reportagereise mit Viertklässlern im Schulbus unterlagen letztlich.
Doch nicht ganz. Immerhin erhielten alle Finalisten im November bereits 15 000 Euro, um ihrer Formate zu entwickeln, inklusive Workshops und Einzelbetreuung durch Mentoren.
„Fernsehen aus Thüringen“, so Thomas Hailer vom Förderverein Deutscher Kinderfilm, sei „keine dieser üblichen Geldabholstationen.“Johannes Blasius aus der Staatskanzlei sprach von einem aktiven Prozess für die Wettbewerbsteilnehmer.
Damit einher geht Thüringens eigenes Interesse, sich als Kindermedienstandort zu profilieren. Die prämierten Projekte für Kinder und Jugendliche, das ist die Auflage, müssen in Thüringen realisiert, also gedreht und produziert werden – sofern es überhaupt dazu kommt. Das bleibt ungewiss.
Allerdings kündigte ZDF-Redakteurin Susanne Rieschel, die in der Jury saß, am Mittwoch an, ein im Vorjahr mit 70 000 Euro prämiertes Projekt werde nun „voraussichtlich produziert“. Mit der Firma Megaherz aus Unterföhring gebe es „ernstzunehmende Gespräche“über deren Comedy-Mystery „Halbstark“, darin zwei Dorfjugendliche vom Poltergeist ihres verstorbenen Mitschülers Luther verfolgt werden.
Es wäre dies das erste Projekt innerhalb von „Fernsehen aus Thüringen“seit 2013, das den nächsten großen Schritt geht, indem sich ein Sender daran beteiligt. Andere Preisträger suchen noch nach Förderpartnern.
Das dergleichen im Film- und Fernsehgeschäft sehr viel Zeit braucht, ist die Regel. Insofern ist „Fernsehen aus Thüringen“, was man eine Investition in die Zukunft nennt, mit naturgemäß ungewissem Ausgang.
Bereits am nächsten Montag beginnt die Ausschreibung für den vierten Wettbewerb. Ideenskizzen werden bis zum 26. August entgegengenommen.