Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Anwohner kämpfen in Mühlhausen gegen illegale Mülldeponie
Abfall sorgt für Ärger in Schadebergstraße. Pro Jahr und Einwohner 400 Kilogramm Haushaltsabfälle im Landkreis
Mühlhausen. Es ist eine kleine Mülldeponie inmitten der Kreisstadt. An der Schadebergstraße kämpfen die Anwohner seit Monaten mit zu viel Müll und beschwerten sich wiederholt über überfüllte Container. Vorhängeschlösser schützen nicht, dass Müllsäcke einfach vor den Tonnen abgestellt werden.
In sozialen Netzwerken dokumentieren die Bürger diese „Schande“und beschweren sich darüber, dass niemand etwas unternimmt. Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD) schaltete sich Ende Mai persönlich ein und versprach, sich darum zu kümmern. Kurz darauf wurde auf Initiative der Hausverwaltung ein großer Container für die Entsorgung des illegalen Mülls aufgestellt, befüllt und wieder mitgenommen.
Anwohner Matthias Manegold lebt seit November gegenüber des „Müllplatzes“. „Neben den Tonnen und Containern liegen vor jeder Leerung unzählige Müllsäcke“, sagt er. Das Schild, das eine Videoüberwachung ankündigt, diene doch auch nur zur Abschreckung.
Jede Person im Unstrut-Hainich-Kreis produzierte im Jahr 2014 etwa 400 Kilogramm Haushaltsabfälle, so das Statistische Landesamt. Pro Einwohner sind jährlich schon 400 Liter Restmüll (das entspricht etwa 400 Kilogramm) vorgesehen und die Abfallwirtschaftler versorgen die Haushalte entsprechend mit Mülltonnen und Containern. Die Wohnanlage in der Schadebergstraße hat nach dieser Rechnung also nicht zu wenige Müllcontainer.
Der Unstrut-Hainich-Kreis liegt mit seinem Hausmüllaufkommen thüringenweit im Mittelfeld. Im Landkreis Gotha pro- duziert ein Einwohner durchschnittlich 260 Kilogramm, in Erfurt sind es fast doppelt so viel.
Annett Mülverstedt, Leiterin des Bereiches Abfallentsorgung des Abfallwirtschaftsbetriebes Unstrut-Hainich-Kreis, sagt: „In einigen Großwohnanlagen kann von einem vergleichsweise hohen Müllaufkommen gesprochen werden.“Dies sei oft auf die mangelnde Mülltrennung zurückzuführen, denn bei gründlicher Trennung verbleibe nur wenig Restmüll.
Das Problem der Mülltrennung sieht auch Matthias Mane- gold, aber an dieser Stelle in der Schadebergstraße sei es nicht das einzige. Nicole Bocklisch arbeitet in einer häuslichen Intensivpflege in der Straße. Sie bemerkt oft Autos, die in der Dunkelheit heranfahren und Müllsäcke ausladen. „Nachdem die Straßenbeleuchtung ausgeht, fühlen sich Müllentsorger scheinbar unbeobachtet“, sagt die Pflegefachkraft. „Oft genug wühlen auch Leute in den Säcken und Containern.“Dann sehe man, was dort alles drin war: Entsorgt wird an diesem Ort alles Mögliche – von Sperrmüll, über Glas und Textilien bis hin zu Keramik. Die einzige Möglichkeit, dies zu unterbinden, sehen die Anwohner in eingezäunten Müllstellplätzen, die auch von oben nicht zugänglich sind. Aber auch hier würde sich keine Besserung einstellen, vermutet Nicole Bocklisch. „Die Menschen würden ihren Müll einfach daneben stellen.“
Lutz Schumann, Geschäftsführer der zuständigen Hausverwaltungsgesellschaft, hatte auf die Zustände insofern reagiert, dass die großen Container nun im abschließbaren Hof der Anla- ge stehen. Die Anwohner müssen ihre schwarzen Tonnen nun in den Hof oder in ihre Keller bringen. Schumann wolle das Problem ernst nehmen. Er sieht es aber damit beseitigt. „Sollten weiter Fremde hier ihren Müll entsorgen, sehe ich nur noch eine Möglichkeit: eine Anzeige gegen unbekannt“, sagte er.
Bis dahin müssen die Anwohner wohl weiter zusehen, wie die kleine Deponie vor ihrer Haustür jeden Tag anwächst. Denn der „ideale Ort zur Entsorgung“habe sich mittlerweile herumgesprochen, vermuten sie.