Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
„Orientblues“im Schloss Dryburg
Ausstellung kann noch bis zum 18. Juni besucht werden. Der Kurator Ralf Klement hält bei der Finissage einen Vortrag
Bad Langensalza. Es ist die pure Lebensfreude, die seine Bilder verströmen, teilte Juliane mit. Der Magister Artium der Kunstwissenschaften an der Universität Kassel, Zaki Al – Maboren, kommt aus dem Sudan. Formelemente der deutschen Wahlheimat und die afrikanischen Wurzeln gehen in seiner Malerei eine überraschende Symbiose ein.
Mit intensiver Lebendigkeit beschreibt er in einer glühenden Farbpalette sinnlich Vitales und Spirituelles, losgelöst von allen geistigen Verortungen. Wie seine Kollegen in dieser Ausstellung gehört er zudem den „European Artists“an, die seit Längerem einmal im Jahr im Mai / Juni die Präsentationen zeitgenössischer Kunst im Schloss Dryburg in der vereinseigenen Galerie des Kunstwestthüringer im Wortsinne noch farbiger gestalten. Sie sind international vernetzt und schöpfen auch bei Workshops aus ihrer Begegnung im Künstlerischen wie im Menschlichen. Für den Betrachter sind solche Arbeitsergebnisse ein Dialog mit dem Fremden, dem Andersartigen, Unbekannten, das anderen Kulturkreisen verpflichtet ist – ein brisantes Thema unserer Tage.
Die einzige Dame in dieser Riege, Elmira Shokr Pour aus dem Iran, ist beim fantastischen Realismus anzusiedeln. In einer mystisch anmutenden, romantisierenden Bildsprache verschmelzen Innen- und Außen- welt, Zeit und Ort. Das irritiert und betört zugleich. Ihre Themen sind Kindheitserinnerungen, die weibliche Identität, die Rolle der Frau in der iranischen Gesellschaft, - und eben Träume, aus deren Grenzen auszubre- chen. Die abstrakten Formen und Farben ihres Kollegen Bahaiden (Kurdestan/Irak) hingegen entfalten auf der Bildfläche ein äußerst dynamisches Eigenleben, das ganz unbedingt nach der großen Fläche verlangt.
Der Medienkünstler Moosar Omar nutzt die Symbole, Motive, Texturen, Farben seiner omanischen Heimat für seine ganz eigene Bildsprache. Indem er raue, alte Jutestoffe bearbeitet, die an sich schon eine Geschichte erzählen, zaubert er eine spirituelle Vision, die der Geschichte des Propheten Yousef nachgeht. Neben Al – Maboren und Baheiden war auch Mohammad Al – Atiq aus Quatar persönlich zur Vernissage gekommen, letzterer zum ersten Mal in Deutschland. In seinem Heimatland ist er unter anderem als Künstlerischer Leiter des Nationalen Fernsehens tätig und beeindruckte die Besucher an diesem Abend in der Galerie mit seiner würdevollen, gemessenen Art im Gespräch, die ein vorzügliches Gesamtkunstwerk ergab mit seinen Bildern in ihren starken Hell-Dunkel-Kontrastierungen, mit Materialeffekten und einer minimalistischen Formensprache.
Der Kurator Ralf Klement hat auch dieses Mal seine internationalen Kontakte aus der Vorstandsarbeit bei „European Artists“nutzen können, eine höchst beeindruckende Präsentation zusammenzustellen. Deren Zustandekommen war nur möglich durch die Förderung der Stiftung Westthüringen.
Abgerundet wird diese Ausstellung in einer Finissage am Samstag, 18. Juni, um 17 Uhr, in der Galerie Schloss Dryburg mit einem Vortrag des Kurators Ralf Klement. Dazu wird herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.