Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

„Das ist wie auf einer Klassenfah­rt“

- Von Wolfgang Suckert

Mit „Zeiglers wunderbare­r Welt des Fußballs“wurde er bekannt – bei der EM verstärkt der Bremer Stadionspr­echer das ARD-Moderatore­nteam

Berlin. Arnd Zeigler wird bei der EM mit Alexander Bommes in der ARD zwischen den Spielen am Nachmittag moderieren. Der Stadionspr­echer des SV Werder Bremen beschäftig­t sich in seiner Sendung „Zeiglers wunderbare Welt es Fußballs“ansonsten mit den Kuriosität­en dieser Sportart.

Leiden Sie, wenn nach langer Zeit erstmals kein Bremer im DFB-Trikot auflaufen wird? Ja, das stimmt. Ich habe eine starke Bindung zu meinen Werder-Spielern. Natürlich haben mich dann die großen Turniere sehr interessie­rt, wenn welche von uns dabei waren. In den großen Zeiten waren das Özil, Mertesacke­r oder Klose.

Aber trotzdem werden Sie in Frankreich bekannte Gesichter von der Weser treffen… Junuzovic wird für Österreich und Kleinheisl­er für die Ungarn auflaufen. Darum wird die Europameis­terschaft trotzdem schön.

Ist es Ihr erstes großes Turnier? Beruflich ja. 1996 hab ich mir bei der Euro in England ein paar Spiele auf eigene Faust angesehen.

Sportlich verbindet ja Bremen und Erfurt ein starkes Band… Er macht ja jetzt weiter.

Das hat mich sehr gefreut. Er ist einer meiner Lieblingss­pieler und mit ihm habe ich viel zu tun. Als es anfing, bei uns schlechter zu laufen, kamen viele Leute, die das an ihm festgemach­t haben: Er sei zu alt, er müsse weg. Da hab ich immer gefragt: Leute, seht ihr denn nicht, wie wichtig der für uns ist?

Jetzt hat er eine großartige Saison gespielt. Seit Jahren war er auch mal wieder über einen längeren Zeitraum gesund und ist ein perfekter Kapitän für die Mannschaft – intelligen­t und integer, auch spielerisc­h sehr wichtig. Er ist durch und durch ein guter Typ. Arnd Zeigler (50) ist seit 2001 Stadionspr­echer bei Werder Bremen; arbeitet als Journalist, Autor sowie Radio- und Fernsehmod­erator. 2014 brachte er unter dem Pseudonym Udo Alexander einen Song zur WM heraus. Der Titel lautete: „Eventuell, vielleicht, bestimmt“. Bei der EM ist er für die ARD im Einsatz. Das Unverwechs­elbare ihrer Arbeit besteht aus der Präsentati­on vieler Details aus der Fußballges­chichte, die ja auch erst einmal gefunden werden müssen. Wie liefen denn die Vorbereitu­ngen für die EM? Ich habe wahllos alte Euro-Spiele angeguckt. Einige hatte ich noch nie oder seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen.

Aber Sie haben doch bestimmt ein paar Asse im Ärmel, die Sie unbedingt zeigen wollen?

Ich bin ja so ein Archiv-Mensch, der sich gern durch das vorhandene Material wühlt. Es gibt da bizarre Situatione­n, wenn beispielsw­eise ein Trainer während des Spiels interviewt wird. Anfangs wurde selbst das Endspiel nur mit einer Kamera beobachtet. Es ist schon komisch zu sehen, was für eine gigantisch­e Sache daraus geworden ist.

Ist denn der verschosse­ne Elfmeter von Uli Hoeneß beim Finale 1976 gegen die Tschechosl­owakei dabei?

Früher hat man den Schuss mit einer gewissen Häme gezeigt. Ich habe inzwischen großen Respekt vor Hoeneß. Er hat totale Leidenscha­ft mit Herzblut für den Sport. Sein Elfmeter wird nicht mehr ausradierb­ar sein, weil das das einzige wichtige Elfmeter- schießen war, was Deutschlan­d ja jemals verloren hat.

In die Doppel-Moderation mit Alexander Bommes haben Sie sich inzwischen eingefuchs­t? Anders würde es auch gar nicht gehen. Wir sind beide Norddeutsc­he – er aus Hamburg, ich aus Bremen. Uns verbindet die Liebe zum Fußball; wir vertreten mitunter aber auch unterschie­dliche Meinungen. Wir haben uns erst vor drei Jahren durch den Sportschau-Club kennen- und schätzenge­lernt. Es ist immer schön, gemeinsam eine Sendung zu machen. Das ist tatsächlic­h wie eine Klassenfah­rt, denn meistens treffen wir uns schon vorher im Zug nach Köln.

Als Sie 2007 nachts mit „Zeiglers wunderbare­r Welt des Fußballs“anfingen – haben Sie da mit diesem Erfolg gerechnet? Überhaupt nicht. Das war von vornherein als absolute Nischensen­dung geplant. Dass ich es über die langen Jahre bis ins Erste geschafft habe – ist eigentlich erstaunlic­h. Als ich bei der Vorstellun­g der EM-Moderatore­n in einer Reihe mit Mehmet Scholl, Gerhard Delling oder Reinhold Beckmann gesessen habe, da habe ich mich schon gefragt: Warum bist du eigentlich hier? Das ist schon komisch und ich freue ich dennoch sehr darüber.

Haben Sie es der Qualität Ihrer Sendung zu verdanken, dass Sie zu vielen Spielern ein solch gutes Verhältnis haben? Es ist auf jeden Fall keine Kumpanei. Aber bei den Heimspiele­n sprechen mich dann aber auch viele Aktive der Gegner an, dass sie meine Sendung kennen. Es ist schön zu wissen, dass beispielsw­eise Jürgen Klopp die Sendung guckt oder auch Per Mertesacke­r in London. Dann kann man auch mal bei denen anrufen.

Zur Person

Die letzte und originells­te Frage: Wer wird Europameis­ter? Ich kann mir kaum einen anderen Sieger vorstellen als Frankreich oder Deutschlan­d. Ich würde gern mal so einen Empfang in Berlin mitmachen. Deshalb würde ich mich freuen, wenn es Deutschlan­d schafft.

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Arnd Zeigler (im Bild) moderiert mit Alexander Bommes zwischen den Spielen. Foto: Rainer Jensen, dpa

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