Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Wohlbold hat wieder Spaß im Nationaltrikot
Handballerin vom Thüringer HC über den neuen Bundestrainer Michael Biegler, das Karriereende und ihre Urlaubspläne
Erfurt. Mit zwei Siegen hat sich die Handball-Nationalmannschaft der Frauen für die EM in Schweden (4. bis 18. Dezember) qualifiziert. Jubeln durfte vor allem Kerstin Wohlbold (60 Länderspiele/119 Tore). Die Spielführerin vom Meister Thüringer HC feierte unter dem neuen Bundestrainer Michael Biegler ihr Comeback in der deutschen Auswahl. Über ihre Rückkehr ins Nationalteam, das Ende der Karriere und die Urlaubspläne sprachen wir mit der 32 Jahre alten Handballerin.
Beim 33:21 gegen Island haben sie zwei Tore geworfen, im ersten Duell gegen die Schweiz waren es sieben Treffer. Hat es sich angefühlt, als wären Sie nie weg gewesen? Nicht ganz. Meine Rückkehr stand ja unter dem Eindruck des Trainerwechsels. Unter dieser Prämisse war es ja auch für mich eine ganz neue Situation. Schließlich hätte ich nie gedacht, dass ich noch einmal in der Nationalmannschaft spielen werde.
Was war diesmal anders?
Ich habe eine richtig gute Stimmung gespürt. Michael Biegler vermittelt vor allem auch den Spaß am Handballspielen. Das finde ich eine tolle Einstellung von ihm. Wenn ich mich wohl fühle, kann ich auch guten Handball spielen. Und genauso war es.
Sie hatten mit dem Thema Nationalmannschaft abgeschlossen?
Ja, das hatte ich eigentlich abge- hakt. Aber mit dem Trainerwechsel ist eine neue Situation entstanden. Michael Biegler hat mit mir persönlich gesprochen. Ich habe den Spaß wiedergefunden, in der Nationalmannschaft zu spielen. Genau das brauche ich, um mich zu motivieren.
Michael Biegler hat bislang nur Männer trainiert, gilt als harter Hund. Wie haben Sie ihn denn erlebt?
Ja, nach außen wirkt Michael Biegler vielleicht so. Aber er hat auf eine positive Art und seine eigene Weise, manchmal mit ein wenig Selbstironie, uns viele Dinge vermittelt. Er fordert sehr viel von uns, gesteht uns aber auch Fehler zu. Er arbeitet dennoch ernsthaft und ist in der Ansprache direkt. Genau diese Art mag ich, anstatt hinten herum mit den Augen zu rollen. Ist er mit Herbert Müller, Ihrem Vereinstrainer beim Thüringer HC, vergleichbar? Nein, jeder Mensch ist verschieden. Ich möchte auch nicht mit anderen verglichen werden. Michael Biegler ist ein eigenständiger Typ.
Nach den beiden Länderspielen war oft zu hören, dass bei den Handball-Frauen in Deutschland etwas heranwächst. Diesen Eindruck haben Sie auch?
Ja, so habe ich das auch erlebt. Michael Biegler hat eine Art, das Maximum aus uns Spielerinnen herauszuholen.
Da Sie nun wieder in der Nationalmannschaft zurück sind, wäre die Weltmeisterschaft im Dezember 2017 im eigenen Land ein lohnendes Ziel? Das auf jeden Fall. Es wäre vielleicht sogar ein krönender Abschluss meiner Karriere. Aber über diesen Zeitpunkt entscheidet mein Körper. Ich hatte eine schwere Knieverletzung, und dabei soll es auch bleiben. Derzeit geht es mir richtig gut und ich habe Spaß am Handball.
Trotzdem freuen Sie sich sicher auf den Urlaub. Wo werden Sie sich denn erholen? Das weiß ich ehrlich gesagt noch gar nicht so richtig. Mein Freund und ich überlegen noch, was wir machen können. Vielleicht gehen wir eine Woche pilgern. Aber ich weiß gar nicht, ob unsere Körper das schaffen würden. Vielleicht bereisen wir aber ein paar Städte in Europa. Ich freue mich jedenfalls auf den Urlaub nach dieser langen und sehr harten Saison.