Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
79 Tore in 80 Minuten: Mühlhausen gewinnt fesselndes Derby
Die Männer vom VfB TM Mühlhausen behaupten sich gegen den THC 40:39. Raphael Stein hält entscheidenden Strafwurf
Mühlhausen. Was war das für ein Spiel! Nach zweimaliger Verlängerung in einem hochdramatischen Spiel zieht der VfB TM Mühlhausen beim 40:39 gegen den Thüringer HC in das LandesPokalfinale ein. So etwas hat man in der altehrwürdigen Damaschkehalle wohl noch nie gesehen. Auch die beiden Schiedsrichter Uwe Kolb und Sigmar Raßbach bestätigten, dass dieses Spiel etwas ganz Besonderes war und wohl so gut wie jedem in Erinnerung bleiben wird. „Es war ein unfassbares Spiel. Was hier passiert ist, war Werbung für unsere Sportart. Kämpferisch und moralisch auf beiden Seiten einfach top. Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir konnten erhobenen Hauptes die Halle verlassen. Für mich war es natürlich was ganz Besonderes, gegen die ehemaligen Jungs zu spielen“, sagte THC-Routinier Christian Schmidt, der wie alle anderen bestätigte, dass dieses Spiel das vorgezogene Finale war.
Beide Mannschaften wollten unbedingt das Endspiel erreichen und spielten von der ersten Minute an mit offenem Visier. Christian Fick, einer von vieren aus der Fick-Familie, erzielte das erste Tor und brachte so den VfB in Führung. Bis zum 3:2 behaupteten die Gastgeber, die wegen einer Messeveranstaltung in die Damaschkehalle ausweichen mussten, die Führung. Dann waren es die Jungs aus Bad Langensalza, die das Zepter in die Hand nahmen und sich beim 10:7 aus ihrer Sicht drei Tore Vorsprung erarbeiteten. Vier Tore in Folge durch Sebastian Fernschild bedeuteten dann beim 11:11 wieder den Ausgleich. Doch die Gäste, die von ihren etwa 20 mitgereisten Fans hervorragend unterstützt wurden, konnten sich durch Christian Schmidt und Lars Mickley, die zusammen 17 Tore erzielten, bis zur Pause wieder absetzen. Beim Stand von 13:16 ging es die Kabinen und jeder wusste, dass dies noch lange nicht die Entscheidung war.
Die Gäste blieben auch nach dem Seitenwechsel konzentriert und konnten bis zum 16:19 den Vorsprung behaupten. Auf Mühlhäuser Seite war es vor allem Markus Bergmann, der mit seinen Toren, an der Zahl 15 Stück, den VfB am Leben hielt. Und so waren die Jungs von Thomas Walter und Lars Hartmann beim Stand von 20:21 wieder dran.
Hochspannung bis zur letzten Sekunde
So ging es ab Mitte der zweiten Halbzeit hin und her. Der THC legte vor und der VfB glich aus. Die Gastgeber hatten aber auch mehrmals die Möglichkeit, selbst in Führung zu gehen. Aber immer wieder wurden gut herausgespielte Angriffe leichtfertig vergeben. Beim 29:28 war es dann soweit und der VfB ging in Führung. Björn Harder, mit zehn Toren ebenfalls sehr stark aufgelegt, konnte den Ausgleich erzielen. Die Männer aus der Rosenstadt hatten sogar noch die Möglichkeit, mit einem direkten Freiwurf nach Ablauf der Spielzeit den Siegtreffer zu erzielen, der Ball blieb aber in der Deckung hängen.
So musste die Verlängerung her. Zweimal fünf Minuten musste gespielt werden, so steht es in den Regularien. Aber diese zehn Minuten brachten keine Entscheidung, denn dann stand es 33:33. Was nun? Die zweite Verlängerung sollte die Entscheidung bringen – weitere zehn Minuten für die erschöpften Akteure. Diese waren, wie das gesamte Spiel, an Spannung kaum zu übertreffen. Der VfB legte vor – und wie zuvor erfolgte sofort der Ausgleich. Jeder kleine Fehler konnte nun der entscheidende sein. Aber trotz dieser Dramatik war das Spiel stets ein faires, was auf den gegenseitigen Respekt zurückzuführen ist.
Markus Bergmann erzielte den 40. Treffer für Mühlhausen und jeder im VfB-Lager hoffte nun darauf, nicht ins Siebenmeter-Werfen zu müssen. Der THC bekam in der letzten Sekunde einen berechtigten Strafwurf zugesprochen und Lars Mickley nahm sich den Ball. Im gesamten Spiel traf er alle, doch dieses Mal sollte es ihm nicht gelingen. Raphael Stein im VfB-Tor konnte den Ball mit dem Kopf abwehren und machte damit den Einzug ins Finale für den VfB perfekt. Der Jubel auf der einen und die Enttäuschung auf der anderen Seiten waren dementsprechend groß.
„Am Ende hat der Glücklichere gewonnen. Meiner Mannschaft kann ich nur großen Respekt aussprechen. Aber ich gratuliere natürlich auch dem VfB“, sagte THC-Trainer Ingo Irovsky.