Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Nervenstarke Mühlhäuser Kegler gewinnen echtes Herzschlagfinale
Schwarz-Gelbe fällen zur Relegation in Ettlingen hervorragende 5836 Kegel und steigen in die 1. DCU-Bundesliga auf
Ettlingen. In einer an Spannung kaum zu überbietenden Relegationsrunde um den Sprung in die 1. Männer-Bundesliga der Deutschen Classic-Kegler Union (DCU) hat sich mit Schwarz-Gelb Mühlhausen überraschend der Vizemeister 2. Bundesliga Nord behauptet. „Wir waren doch schon etwas enttäuscht über den zweiten Platz hinter Frammersbach in der regulären Serie und den verpassten Direktaufstieg. Doch alles, was nun in Ettlingen passiert ist, möchte man in einem KeglerLeben nicht verpasst haben. Das hat mehr als entschädigt für etliche knappe Niederlagen“, erklärte André Teichmöller, einer der Schwarz-Gelb-Protagonisten.
Die Mühlhäuser Gegner in der Peripherie von Karlsruhe waren die Zweitligisten SG Lampertheim (Mitte) und SK Walldorf (Süd) sowie der Vorletzte der 1. Bundesliga, der PSV Franken Neustadt. Schon im Vorfeld war klar, dass bloß der erste Platz den Aufstieg beschert – für die Außenseiter aus Thüringer kein leichtes Unterfangen, zumal sie auf ihren Kapitän Thomas Machts verzichten mussten. So bauten die Müntzerstädter auf Sebastian Groß, der sich am Ende mit einem ganz dicken Stift in das Geschichtsbuch des Vereins einschreiben sollte.
Doch zunächst betraten Tobias Preuß und Benjamin Keil die fallträchtige Anlage in Ettlingen, und vor allem Keil legte einen furiosen Start hin. Auf seiner ersten Bahn spielte er eine Kugel nach der anderen in seine Hausgasse; er fällte viele „Neuner“und konnte starke 281 Holz verbuchen.
Preuß brauchte derweil ein wenig, um sich auf die Bahn einzustellen, doch auch seine 234 waren sehr gut und gereichten zur Mühlhäuser Führung. Keil hatte auf der zweiten Bahn eine kleine Schwächephase zu überstehen, doch rasch fand er den gewohnten Rhythmus wieder. Am Ende ließ er den Totalisator bei 1036, beim Tagesbestwert aller Starter, aufleuchten – es gab tosenden Applaus. Preuß fehlte indes das nötige Glück bei seinen Gassenkugeln; 933 genügten aber, dass die Schwarz-Gelben ein Polster von 44 Holz verbuchen konnten.
Mit diesem Vorsprung setzten sie auf Gabriel Müller sowie Steven Hartung in der Mittelachse, und 242 beziehungsweise 238 hielten die Mühlhäuser auf Kurs. Gerade Müller erzeugte genügend Gegendruck, um sich der immer besser aufspielenden Konkurrenz zu erwehren. Auf den ersten 100 Wurf erreichte er gute 476, legte dann überragende 526 obenauf und knackte die magische 1000Holz-Marke. Die 1002 stehen als sein zweitbestes Resultat überhaupt. Hartung erstritt sich parallel dazu solide 941 Punkte und hielt die Franken aus Neustadt mit zwei Holz auf Abstand – ein echter Krimi bahnte sich an. Als André Teichmöller – wie gewohnt als Schlussspieler – mit Sebastian Groß die Bahnen betrat, spürten auch die Fans, dass die alles entscheidende Phase angebrochen war. Ganz sicher eine sehr beeindruckende Bühne für Groß, der das Kegel-Handwerk in Diedorf erlernt hat und in der vergangenen Saison den Schritt in die Mühlhäuser Reserve – in die Thüringenliga – wagte.
Doch von Anfang an spielte er gassensicher und erreichte auf den ersten 100 Wurf den Traumwert von 502. Ihm gegenüber schaffte Teichmöller gute 486. Nach den ersten beiden Bahnen betrug der Vorsprung elf Holz auf Neustadt, die beiden anderen Teams waren bereits etwas auf Distanz.
Allerdings mussten die Thüringer nach ihrer dritten Bahn zum ersten Mal in diesem Turnier die Führung aus der Hand geben – wieder drohte, ein dramatisches Spiel hauchdünn verloren zu gehen. Doch die mitgereisten Fans drehten noch einmal gehörig am Anfeuerungspegel, und dieser besondere Augenblick beflügelte Sebastian Groß enorm. Auf der finalen Bahn zeigte er sein ganzes keglerisches Können und spielte sicher in die Gasse. Mit 176 in die Vollen war er auf bestem Weg, diese Relegation zu entscheiden. Es folgten sehr gute Räumer und letztlich stand eine neue persönliche Bestleistung von glänzenden 980 für ihn zu Buche.
André Teichmöller fällte alles in allem gute 944 Holz, machte sich das Leben jedoch ein wenig zu schwer. Mühlhausen war allerdings stets in Reichweite, und als es auf die allerletzten Würfe zuging, folgte der magische Moment. Neustadt führte und dann die entscheidenden Szenen. Sebastian Groß im 197. Wurf: Alle Neune! André Teichmöller im 196. Wurf: Alle Neune! Die Serie ließ Schwarz-Gelb knapp in Führung gehen. Neustadts Schlussspieler konnte indes nicht abräumen und endlich war es amtlich: Mühlhausen gewinnt die Relegationsrunde mit fünf Holz Vorsprung und steigt in die 1. Bundesliga auf.
Die Mitspieler rannten auf die Bahnen und schlossen ihre zwei Kameraden ganz fest in die Arme. „Das war für uns alle ein purer Gänsehautmoment. Wir hatte diese unglaubliche Zitterpartie gewonnen und uns für eine starke Saison belohnt. Entsprechend laut hallten die Gesänge über die Bahnen“, sagte ein aufgewühlter André Teichmöller.
Für die Mühlhäuser Kegler, die sich bei ihren tollen Fans, besonders bei denen aus Faulungen, bedanken, ging ein echter Traum in Erfüllung: „In der neuen Spielzeit zählen wir zu den zwölf besten deutschen Teams. Einfach unglaublich“, so Teichmöller.
Sebastian Groß erlebt magischen Moment