Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Bernhard Vogel
Bernhard Vogel, 1932 in Göttingen geboren, ist der einzige deutsche Politiker, der zwei Bundesländer regierte. Zwischen 1976 und 1988 war er Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz.
Anfang 1992 übernahm er die Regierungsgeschäfte in Thüringen. Nachdem er 1999 die absolute Mehrheit für die CDU geholt hatte, trat er 2003 freiwillig zurück.
Der Bruder des Ex-SPDChefs Hans-Jochen Vogel ist Ehrenvorsitzender der Adenauer-Stiftung und der Thüringer CDU.
Bush und Michail Gorbatschow. Das ist sein großer Verdienst.
Wie sehr wurde dieser Verdienst durch die Spendenaffäre geschmälert?
Die Vorgänge haben mich betroffen gemacht, ich hielt Kohls Verhalten für falsch. Dennoch, wichtiger war für mich: Er hat sich nicht persönlich bereichert.
Aber er hat sein angebliches Ehrenwort über das Recht gestellt.
Ich denke, ich hätte anders entschieden. Aber ich akzeptiere, dass er so handelte. Seine Kanzlerschaft schmälert dies nicht. Ich blieb sein Freund.
Wie war das Verhältnis zu ihm in seinen letzten Jahren, die ja auch ein Familiendrama waren?
Unverändert. Ich habe ihn in Oggersheim besucht, bis zu dem Zeitpunkt, als er nicht mehr sprechen konnte. Ich habe das selbst so entschieden. Was die Entfremdung von seinen Söhnen betrifft: Bedauerlicherweise entwickelt sich das in Familien, in denen ein Mitglied eine besonders herausgehobenes Amt innehat, oft so. Ich bedauere das sehr. Es ändert aber – so wie die Spendenaffäre – nichts an der Rolle Kohls in der Geschichte.
Sind ein europäischer Staatsakt in Straßburg und ein Begräbnis in Speyer dieser Rolle angemessen?
Durchaus. Allerdings hätte auch ich mir einen eigenen Staatsakt in Berlin gewünscht. Kohl war ein großer Europäer, aber vor allem ein großer Deutscher.
Sie leben in Speyer, da können Sie ja, wenn ich das mal so flapsig sagen darf, Ihren alten Chef auf dem Friedhof besuchen.
In der Tat. Ich hätte ich es aber auch sehr gut verstanden, wenn er in Ludwigshafen beerdigt würde, im Familiengrab bei seiner ersten Frau Hannelore und bei seinen Eltern.