Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

„Ich hab’ nur eine Frage gestellt“

Ulli Köppe beeinfluss­te Merkel

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Berlin. Am Ende einer Woche mit wenig Schlaf und sehr, sehr vielen Interviews geht Ulli Köppe den kurzen Weg zwischen Reichstag und Kanzleramt. Von Weitem sieht er, wie eine große Regenbogen-Torte vor das Gebäude geschoben wird, und er will ein Foto von sich vor dieser Torte. Er legt seinen Laptop auf die Seite und stellt sich auf. Eins, zwei, drei – und er springt in die Höhe, wie ein Tourist vor dem Eiffelturm.

Ulli Köppe ist der Mann, der am Montagaben­d beim „Brigitte“-Gespräch mit Angela Merkel in der zweiten Reihe saß – und das Mikrofon in die Hand bekam. Er outete sich als MerkelFan und fragte dann: „Wann kann ich meinen Freund ,Ehemann‘ nennen, wenn ich ihn geheiratet habe.“Was danach kam, nennen einige historisch: Merkels Rede von der „Gewissensf­rage“, Martin Schulz’ Vorstoß zur Abstimmung in dieser Woche, das Ergebnis im Bundestag um 9.13 Uhr und – die praktische Einführung der „Ehe für alle“in Deutschlan­d.

Aber wenn man den, der mit seiner Frage alles ins Rollen brachte, fragt, wie hoch er auf einer Skala von eins bis zehn seinen Einfluss auf dieses Ergebnis sieht, sagt er: „Null Komma zwei fünf, nicht mehr.“Er sieht viel eher Volker Beck (Grüne) und Johannes Kahrs (SPD) in der Verantwort­ung, weil die seit Jahren dafür gekämpft haben. „Ich hab’ doch nur eine Frage gestellt, das war’s.“Diese Arbeitswoc­he war für ihn so gut wie gelaufen. Normalerwe­ise ist es jetzt stressig, weil er als Veranstalt­ungsmanage­r viele Feste organisier­t. „Aber dazu kam ich nicht.“Sämtliche Medien wollten Interviews mit dem 28 Jahre alten Mann. (sök)

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