Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Das ist die Tracht der Gastgeber des Kreistrachtenfestes
Spitze Haube der Frauen heißt „Storze“: Die Mitglieder des Eichsfelder Heimat- und Wandervereins Hüpstedt tragen Kleidung wie vor 150 Jahren
Hüpstedt. Beim Blick ins Gutshaus fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt: Frauen richten ihre Schürzen, binden ihr Mieder und rücken die Spitzenhaube auf ihrem Kopf zurecht. Ein Mann mit Zylinder steigt die Treppe hinab, bückt sich leicht, um nicht mit dem Kopf an der Decke anzustoßen, und meint zu seinem Gegenüber: „Damals waren die Leute noch kleiner.“
Den Mitgliedern des Eichsfelder Heimat- und Wandervereins Hüpstedt liegen Traditionspflege und Wiederbelebung dörflichen Brauchtums am Herzen. Dazu gehört auch das Tragen der Tracht, die das Eichsfeld um 1860 repräsentiert.
Am Sonntag richtet der Verein das 22. Kreistrachtenfest in Verbindung mit dem 16. Eichsfelder Trachtenverbandsfest aus. Dafür lassen die Vereinsmitglieder die Tradition wieder einmal aufleben und erklären, was zur Eichsfelder Tracht gehört und welche Bedeutung dahinter steckt. Das markanteste Kleidungsstück der Frauentracht ist die schwarze Spitzenhaube, „Bätzel“oder „Storze“genannt. Sie wird unter dem Kinn mit zwei Bändern zur Schleife gebunden, zwei weitere Bänder hängen am Hinterkopf herunter. Man sagt sich, je länger die Bänder sind, desto reicher ist die Frau. Im Boden der Haube finden sich oft Fruchtbarkeitssymbole eingestickt, wie Dreispross oder Doppelähre.
Das rote Halstuch mit Fransen wird zum Dreieck gefaltet, über die Schultern gelegt und in das Mieder gesteckt. Es dient zum einen zur Zierde und schützt zum anderen die Trägerin vor Kälte. Die weiße Bluse mit Stehbund und kurzen, gerafften Ärmeln steht im Kontrast zu sonst schwarz-roten Tracht. Das schwarze Samtmieder mit roten Bändern wird über der Bluse getragen und vorn gebunden. Im geflochtenen Körbchen transportierte man Geld, Verpflegung, zuweilen ein Schnäpschen und andere Dinge. Zu einem roten Rock gehört eine schwarze Schürze, zu einem schwarzen Rock trägt man eine weiße Schürze.
Der dreiviertellange Rock ist rot oder schwarz.
Zur Eichsfelder Tracht trägt man einen neutralen Schuh. Mann trägt als Kopfbedeckung einen dunklen Zylinder oder gegebenenfalls auch einen Dreispitz.
Um den Hals wird ein rotes seidiges Tuch getragen, das mit einem Ring zusammengehalten wird, es ist nicht verknotet. Früher waren diese Tücher auch oft rot gepunktet oder blau.
Zur Tracht der Eichsfelder Männer gehört ein schlichtes weißes Hemd.
Siegfried Gorske trägt seine Auszeichnung vom Landestrachtenverband am Revers.
Über das Hemd trägt man eine rote Weste, die seitlich geknöpft wird.
Der „Schäßer“, ein Gehrock oder in diesem Fall Jackett, ist typisch für die Eichsfelder Tracht.
Ursprünglich trug man als Mann eine Kniebundhose aus Leder oder Manchesterstoff. Durch Graf von Hagen wurde ab 1911 die lange schwarze Hosen mit grauen Streifen Mode.
Schwarze Schnallenschuhe komplettieren die Herrenausstattung.
Zu ihrer Zeit wurde die Tracht zum Ausgehen getragen, wie etwa in der Kirche. Für formlosere Anlässe gab es auch noch einen blauen Fuhrmannskittel mit ▶ ▶ ▶