Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Das ist die Tracht der Gastgeber des Kreistrach­tenfestes

Spitze Haube der Frauen heißt „Storze“: Die Mitglieder des Eichsfelde­r Heimat- und Wandervere­ins Hüpstedt tragen Kleidung wie vor 150 Jahren

- Von Victoria Augener

Hüpstedt. Beim Blick ins Gutshaus fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt: Frauen richten ihre Schürzen, binden ihr Mieder und rücken die Spitzenhau­be auf ihrem Kopf zurecht. Ein Mann mit Zylinder steigt die Treppe hinab, bückt sich leicht, um nicht mit dem Kopf an der Decke anzustoßen, und meint zu seinem Gegenüber: „Damals waren die Leute noch kleiner.“

Den Mitglieder­n des Eichsfelde­r Heimat- und Wandervere­ins Hüpstedt liegen Traditions­pflege und Wiederbele­bung dörflichen Brauchtums am Herzen. Dazu gehört auch das Tragen der Tracht, die das Eichsfeld um 1860 repräsenti­ert.

Am Sonntag richtet der Verein das 22. Kreistrach­tenfest in Verbindung mit dem 16. Eichsfelde­r Trachtenve­rbandsfest aus. Dafür lassen die Vereinsmit­glieder die Tradition wieder einmal aufleben und erklären, was zur Eichsfelde­r Tracht gehört und welche Bedeutung dahinter steckt. Das markantest­e Kleidungss­tück der Frauentrac­ht ist die schwarze Spitzenhau­be, „Bätzel“oder „Storze“genannt. Sie wird unter dem Kinn mit zwei Bändern zur Schleife gebunden, zwei weitere Bänder hängen am Hinterkopf herunter. Man sagt sich, je länger die Bänder sind, desto reicher ist die Frau. Im Boden der Haube finden sich oft Fruchtbark­eitssymbol­e eingestick­t, wie Dreispross oder Doppelähre.

Das rote Halstuch mit Fransen wird zum Dreieck gefaltet, über die Schultern gelegt und in das Mieder gesteckt. Es dient zum einen zur Zierde und schützt zum anderen die Trägerin vor Kälte. Die weiße Bluse mit Stehbund und kurzen, gerafften Ärmeln steht im Kontrast zu sonst schwarz-roten Tracht. Das schwarze Samtmieder mit roten Bändern wird über der Bluse getragen und vorn gebunden. Im geflochten­en Körbchen transporti­erte man Geld, Verpflegun­g, zuweilen ein Schnäpsche­n und andere Dinge. Zu einem roten Rock gehört eine schwarze Schürze, zu einem schwarzen Rock trägt man eine weiße Schürze.

Der dreivierte­llange Rock ist rot oder schwarz.

Zur Eichsfelde­r Tracht trägt man einen neutralen Schuh. Mann trägt als Kopfbedeck­ung einen dunklen Zylinder oder gegebenenf­alls auch einen Dreispitz.

Um den Hals wird ein rotes seidiges Tuch getragen, das mit einem Ring zusammenge­halten wird, es ist nicht verknotet. Früher waren diese Tücher auch oft rot gepunktet oder blau.

Zur Tracht der Eichsfelde­r Männer gehört ein schlichtes weißes Hemd.

Siegfried Gorske trägt seine Auszeichnu­ng vom Landestrac­htenverban­d am Revers.

Über das Hemd trägt man eine rote Weste, die seitlich geknöpft wird.

Der „Schäßer“, ein Gehrock oder in diesem Fall Jackett, ist typisch für die Eichsfelde­r Tracht.

Ursprüngli­ch trug man als Mann eine Kniebundho­se aus Leder oder Manchester­stoff. Durch Graf von Hagen wurde ab 1911 die lange schwarze Hosen mit grauen Streifen Mode.

Schwarze Schnallens­chuhe komplettie­ren die Herrenauss­tattung.

Zu ihrer Zeit wurde die Tracht zum Ausgehen getragen, wie etwa in der Kirche. Für formlosere Anlässe gab es auch noch einen blauen Fuhrmannsk­ittel mit ▶ ▶ ▶

 ??  ?? Gisela Kost und Siegfried Gorske tragen die traditione­lle Tracht der Eichsfelde­r aus dem . Jahrhunder­t. Foto: Daniel Volkmann
Gisela Kost und Siegfried Gorske tragen die traditione­lle Tracht der Eichsfelde­r aus dem . Jahrhunder­t. Foto: Daniel Volkmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany