Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

50. Todestag bringt Ehre, die einem Stadtbildh­auer gebührt

Ausstellun­g zum Lebenswerk Walter Krauses im Museum eröffnet

- Von Sascha Willms

Mühlhausen. Eine Ausstellun­g sei immer der Traum ihres Onkels gewesen, erinnert sich Dorothea Körner. Erlebt hat Walter Krause keine mehr.

50 Jahre sollte es nach seinem Tod dauern, bis Kuratorin Steffi Maass im Erdgeschos­s des kulturhist­orischen Museums „Krauses Kabinett“einrichtet­e, wie es Museums-Chef Thomas T. Müller liebevoll nennt und damit die Arbeit seiner Ausstellun­gsmacherin lobt. Wie kein anderer habe der 1891 geborene Künstler seine Spuren in der Stadt hinterlass­en, sei es mit den Sparkassen-Reliefs, dem Brunnen am Entenbühl, dem Frosch am Petriteich und vielem mehr.

Maass nennt ihn Stadtbildh­auer, eine Art Ritterschl­ag, die Krause nach Meinung seiner Nichte sicher gefallen hätte. Zu Lebzeiten wollte es mit dem großen Durchbruch nicht klappen. Ohne die Unterstütz­ung seiner Schwester konnte er zeitweise kaum seinen Lebensunte­rhalt bestreiten. Vielleicht, weil er nicht zu den prominente­ren Erneuern seines Fachs gehörte, sondern — neoklassis­ch geschult — ein Meister der realistisc­hen Darstellun­g war. Und am Ende doch der bedeutends­te Thüringer Bildhauer seiner Zeit.

Dabei sei er, der zwei Weltkriege und Gefangensc­haft erlebte, nie der naheliegen­den Versuchung der heroisiere­nden Ästhetik des Nationalso­zialismus erlegen. Kraft ja, die habe seine Hygieia vor dem Klinikum, aber eine innewohnen­de, ganz und gar humanistis­che, erklärt Steffi Maass. Und im EvaBrunnen auf dem Friedhof, deren Gipsorigin­al in der Ausstellun­g steht, erkennt sie gar kulturhist­orisch Einmaliges. So etwas hatte bis dahin noch nie jemand auf einen Friedhof gestellt.

Oder der stumme Schrei des Antikriegs-Mahnmals „Der Empörte Christus“in der Petrikirch­e, der all die stillen Denkmäler für die Opfer der Weltkriege übertönt – unbequem und bewegend. Walter Krauses chronologi­sches Lebenswerk ist bis 3. September im Museum zu sehen — höchste Zeit für die von ihm so geliebte Heimatstad­t.

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 ??  ?? Dorothea Körner, die Nichte des Künstlers, und Ausstellun­gskuratori­n Steffi Maass neben Krauses Gipsmodell­en. Foto: Sascha Willms
Dorothea Körner, die Nichte des Künstlers, und Ausstellun­gskuratori­n Steffi Maass neben Krauses Gipsmodell­en. Foto: Sascha Willms

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