Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Fönwelle und Haarschnitt im Mühlhäuser Mobil
Friseurmeisterin Antje Dorst lässt ihre Kunden nicht im Stich und findet nach dem Brand eine Lösung
Mühlhausen. Eine dicke Rußschicht klebt an den Regalen mit den vielen Dosen und Tuben. Die einst beigen Sitzflächen und Lehnen der Frisierstühle sind dunkelgrau überzogen. Ein beißender Brandgeruch liegt in der Luft. An der Wand über der Kasse zeichnet sich der graue Rahmen eines Bildes ab, das dort früher hing. Friseurin Antje Dorst zeigt auf die Stelle. „Meinen Meisterbrief konnte ich retten, sonst ist nichts von der Einrichtung mehr zu gebrauchen.“
Am Sonntagabend vor einer Woche, um 21.15 Uhr, klingelt das Telefon der Friseurmeisterin aus Seebach. „Dein Laden brennt“, sagt die Stimme des befreundeten Sanitäters am anderen Ende.
Sofort fährt die 41-Jährige mit ihrem Mann Stefan in die Stadt. Ein Aufgebot von Polizei, Feuerwehrund Rettungsfahrzeugen steht vor dem Gebäude in der Mühlhäuser Hauptmannstraße. Die drei Bewohner aus dem zweiten Obergeschoss können leicht verletzt gerettet werden.
Die Feuerwehrleute löschen den Brand, der in dem Aufenthaltsraum des Salons ausgebrochen war; ein technischer Defekt, wie die Polizei später feststellen wird.
Seit 2004 ist Antje Dorst Friseurmeisterin. Den Laden hat sie mit viel Liebe und Schweiß eingerichtet. Nach über 13 Jahren steht Antje Dorst jetzt vor dem Nichts. „Da geht es richtig um Existenzangst“, bemerkt Ehemann Stefan.
Am Samstag, eine knappe Woche nach dem Unglück, rollt ein großer Lkw auf dem Hinterhof des Wohn- und Geschäftsgebäudes an. In dem zehn Meter langen Sattelauflieger befinden sich vier Frisierplätze, ein kompletter Salon. Stefan Dorst hat den Lkw für seine Frau organisiert. Das Geschäft muss irgendwie weiter gehen, sonst sind die Kunden weg. „Und dann sind da ja auch meine vier Angestellten“, meinte die Chefin, „für die trage ich die Verantwortung“.
Das Team hält zusammen: Einen Tag nach dem Feuer informieren die Friseurmeisterin und ihre Mitarbeiter die Kunden. „Das Terminbuch war völlig verkohlt“, sagt Antje Dorst, „wir bekamen die Telefonnummern über das Internet heraus“. Denn auch die Computertechnik mit der Kundenkartei ist ruiniert.
„Vergangene Woche haben wir erst einmal unseren Kunden zu Hause besucht“, sagt Antje Dorst. Viele haben Verständnis gezeigt und ihre Hilfe angeboten. Ab dem heutigen Dienstag will das Team in dem provisorischen Salon auf dem Hinterhof wieder Haare schneiden.
Nachdem die Versicherungsgutachter ihre Arbeit beendet und den Schaden ermittelt haben, hat Stefan Dorst mit dem Ausräumen des ruinierten Mobiliars begonnen. Die Container dafür sind bestellt. „Aber es wird wohl eine Kernsanierung werden“, meint er.
„Zum Glück ist der Schaden nicht noch größer und kein Mensch ist ernsthaft verletzt worden“, ist Antje Dorst erleichtert. Das ist auch der Verdienst von Lisa Klingner, die in dem Haus eine Wohnung hat und die die Feuerwehr alarmierte.
Die junge Frau hatte den Qualm im Treppenhaus bemerkt. Zuvor habe es ein paar Mal laut geknallt, schildert die 26-Jährige die Situation. „Wohl die Sprayflaschen, die im Lager explodierten“, vermutet Stefan Dorst. Den Rettungskräften möchten er und seine Frau für die schnelle Hilfe danken.
Das Friseurmobil ist nun erst einmal für zwei Monate angemietet. Die Renovierung des zerstörten Salons werde sich noch eine Weile hinziehen. „Bis dahin arbeiten wir im Truck, das hat auch nicht jeder“. Eine Woche nach dem Brand kann Antje Dorst sich sogar ein bisschen auf die neue Aufgabe freuen. „Der Laden wird schöner als vorher!“