Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Drei reiche Schwestern heiraten drei arme Brüder
Nicht so eilig! Bevor wir eine europäische Armee brauchen, brauchen wir zuerst einmal ein Europa! Und wenn wir das jemals haben sollten, bitte einen Feldgeistlichen nicht vergessen. Meine Empfehlung: Wie wäre es, auch der Quote wegen, mit der EKM-scheidenden Frau Ilse Junkermann? Statt einer künftigen Erforscherin der DDR-Kirchen. Dafür gibt es doch noch Zeitzeugen. Zum Beispiel Manfred Stolpe. Dagegen eine Frau als Feldgeistliche, noch dazu aus dem Osten. Nach Angela Merkel wieder ein Volltreffer und Hauptgewinn mit provinziellem Zuschnitt. Das wäre doch etwas für die Annalen der unvergänglichen deutschen Vergangenheit!
Karl Niemann, Erfurt Mit dem Begriff Ossi/Wessi kann ich nichts anfangen. Ich bin in Thüringen geboren, also bin ich ein mitteldeutscher Bürger aus dem grünen Herzen Deutschlands. Ostdeutschland hat die Hitler-Clique, mit Unterstützung unserer Großeltern, verspielt. 1945 haben die USA, Großbritannien und die Sowjetunion ab Oder und Neiße das Ostgebiet amputiert.
Olaf Stantke, Erfurt Man stelle sich das heute vor: Drei Töchter eines bekannten, wohlhabenden Berliner Unternehmers, der dazu noch das Schloss Hohenhaus auf einem Elbhang bei Dresden sein eigen nennt, heiraten drei Söhne eines unbekannten Gast- und Hotelwirtes, dessen Häuser regelmäßig pleite gehen. Die BoulevardBlätter wären jede Woche voll davon.
Denn jene drei Ehepaare lieferten immer wieder Informationen, wie man sie besser kaum erfinden könnte. Diese grandiose Geschichte spielte sich vor etwa 135 Jahren ab, jeweils abhängig von der Blüte der reichen, jungen Damen und der Tatkraft der armen, jungen Herren. Dabei spielte Thüringen in diesem Amourenstück keine unbedeutende Rolle.
Die Töchter entstammten der großbürgerlichen Familie Thienemann. Berthold Thienemann hatte als Wollgroßhändler und Banker, mithilfe seiner vermögenden Frau Rosamunde Merz aus Augsburg, für seine Familie ein erhebliches Vermögen erworben. In dieser Familie wurden sieben Kinder, fünf Mädchen und zwei Jungen geboren: Frieda, Olga, Adele, Marie, Martha, Gottlob und ein Sohn, der nach der Geburt verstarb.
Auch die Mutter verschied im Kindbettfieber. Somit stand der Vater vor der Aufgabe, für seine Kinder eine angemessene Betreuung und Erziehung zu finden. Diese bot sich in dem von der Evangelischen Brüdergemeinde geführten Erdmuth-Dorotheen-Haus (EDH) in Neudietendorf im Kreis Gotha an.
Dort wohnten die Mädchen in einem Internat und besuchten die Schule, das spätere Lyzeum und Gymnasium. Diese „Herrnhutische Mädchenanstalt“sollte eine strenge pietistische Bildung garantieren, was nicht immer gelang. Die Thienemann-Schwestern waren dafür ein lebendiges Beispiel. Zur Lebensvorbereitung gehörte auch die Konfirmation, die für Marie 1876 und für Martha 1878 belegt ist. Welchen Ruf diese Schule damals in Deutschland hatte, schreibt die Malerin Paula Modersohn-Becker, eine Freundin der Hauptmann-Familie, in einem Brief im Juni 1901: „... sie (Martha) ist in einem Herrnhuter Kloster erzogen, (...mit ihren Schwestern ), als sie dann nach Hause in ihr wundervolles mutterloses Herrenhaus nach Kötzschenbroda kamen, kamen die drei Hauptmänner und heirateten sie nacheinander weg ...“.
Ganz so einfach war es dann wohl doch nicht. Die Schwestern Marie (20) und Martha (18) besuchten 1880 ihre Schwester Adele (22) bei einem Kuraufenthalt und erfuhren dabei von ihrer Beziehung zu Georg Hauptmann (27), dem ältesten der Hauptmann-Brüder. Bruder Carl (22) verliebte sich nun in Marie, traf sich mit ihr heimlich in Jena, verlobte sich aber 1881 mit Martha, der Jüngeren.
Georg, der Kaufmann, heiratete 1881 Adele; sie bekamen sechs Kinder und blieben zusammen. Bruder Carl, wie Gerhart später als Schriftsteller tätig und ständig unter der Rivalität zu ihm leidend, heiratete Martha im Oktober 1884. Diese Ehe wurde nach 24 Jahren geschieden. Schließlich hatte Gerhart (23) bei der südländisch wirkenden, enttäuschten Marie Erfolg, verlobte sich mit ihr 1881 und heiratete sie im Mai 1885; da war sie 25 Jahre. Für die Hauptmann-Brüder waren die Ehen mit den attraktiven Thienemann-Schwestern auch eine großartige finanzielle Förderung für ihre jeweilige berufliche Karriere, konnten doch die jungen Ehefrauen auf ihre Erbanteile zurückgreifen, nachdem der Vater im Oktober 1880 verstorben war. Der junge Gerhart erhielt auf diese Weise mit Hilfe seiner Frau eine Ausbildung zum Bildhauer in Italien und konnte weiter seinen anspruchsvollen Lebensstil bestreiten.
Gerhart und Marie lebten ab 1885 in Berlin, hier wurden ihre drei Söhne geboren. Gerhart fand in den Folgejahren Anerkennung als Theaterschriftsteller und Autor von Erzählungen, dabei reiste er viel.
Eine Affäre mit der Geigerin und Schauspielerin Margarete Marschalk führte letztlich im Jahre 1904 zur Scheidung Gerharts von seiner Ehefrau und langjährigen Förderin.
Im Jahre 1912 erlebte Marie die große Ehrung Gerhart Hauptmanns mit dem Nobelpreis für Literatur als geschiedene Frau, in tiefen Depressionen. Sie starb 1914 in Hamburg. Ihr Grabstein wurde 2007, nach der Auflösung der Grabstelle in der Hansestadt, im Park von Hohenhaus in Radebeul aufgestellt.
Gerhart Hauptmann verbrachte seine letzten Lebensjahre in seiner schlesischen Heimat und starb am 6. Juni 1946 in Agnetendorf, das da bereits zu Polen gehörte. Beigesetzt wurde er auf seiner geliebten OstseeInsel Hiddensee, in Kloster.
So endet die Geschichte zweier Familien, die über die Boulevard-Blätter hinaus ein Teil der deutschen und auch regionalen Thüringer Geschichte bleibt, ebenso wie das einstige Erdmuth-Dorotheen-Haus. Was ist eigentlich das Besondere am neuen Jahr? Unzählige Menschen haben sich gegenseitig alles Gute gewünscht. „Gut“zu definieren wäre möglich, doch ich möchte das Augenmerk der Leser auf simple, gesellschaftliche Tatsachen lenken. Dreißig Jahre Mauerfall, sieben Jahrzehnte BRD und DDR... oh, pardon.
Jeder sieht die Entwicklung unterschiedlich und manchmal auch mit gemischten Gefühlen. Viele von uns waren 1989 in der Blüte des Lebens, im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Heute, nach dreißig Jahren gehören diese Menschen zur Seniorengeneration, teils im wohlverdienten Ruhestand. Andere warten in den nächsten Wochen und Monaten sehnsüchtig auf ihren Renteneintritt. Für einige wird 2019 zum Schicksalsjahr.
Die Menschen werden kleinere oder größere Reisen unternehmen. Die Entscheidungen über den Reiseumfang sind abhängig von finanziellen und familiären Situationen, aber auch von der internationalen Lage. Reisen in die Arabische Welt oder an die Türkische Riviera sind heuer kaum noch die begehrten Reiseziele. Ungarn, Polen und deutschsprachige Länder sind gefragt. Wellness ist für Frauen und Männer von Interesse, die ihrer Seele und ihrem Körper Gutes tun wollen. Haben Sie sich mal Gedanken gemacht, Ihre Heimat zu erkunden? Freizeit, Erholung, Museen, Festspielhäuser – lang wäre die Liste für Interessenten. Zeit für Unternehmungen ist immer, man muss es wollen.