Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

CDU will Neonazi-Konzerte in Thüringen per Gesetz erschweren

-

Mit einem eigenen Thüringer Versammlun­gsgesetz will es die CDU Extremiste­n erschweren, kommerziel­le Konzerte als politische Veranstalt­ungen zu deklariere­n. Gleichzeit­ig würden bestimmte historisch belegte Tage und das Umfeld von Erinnerung­sorten für Versammlun­gen gesperrt.

So lauten die wichtigste­n Ziele des Gesetzentw­urfs, den die Fraktion diesen Monat in den Landtag einbringt. Er liegt der TA vor. Dabei geht es der Opposition­spartei zwar auch um das Verbot linksradik­aler Veranstalt­ungen. Ihr Fokus liegt aber auf Neonazi-Konzerten. Man wolle die „Beschränku­ngsmöglich­keiten gegenüber rechtsextr­emistische­n Versammlun­gen“erweitern, heißt es in dem Text.

„Wir wollen verhindern, dass Rechtsextr­emisten hier unter dem Mantel von Grundrecht­en mit kommerziel­len Veranstalt­ungen Kasse machen“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring der TA. „Dafür ist die Versammlun­gsfreiheit nicht gedacht.“Zwar könne und müsse man damit klarkommen, dass das Grundgeset­z auch extreme oder gar verfassung­sfeindlich­en Meinungen schütze. „Die Versammlun­gsfreiheit ist aber kein Supergrund­recht, das alle anderen Rechtsgüte­r außer Kraft setzt“, erklärte Mohring.

In Thüringen war die Zahl der rechtsextr­emistische­n Konzerte zuletzt stark angestiege­n. Die Beratungss­telle gegen Rechtsextr­emismus Mobit zählte laut einer vorläufige­n Statistik im vergangene­n Jahr rund 60 Veranstalt­ungen – also in etwa so viele wie im Rekordjahr 2017. Dazu gehörten Konzerte mit mehreren Tausend Besuchern, aber auch kleinere Liederaben­de, sagte gestern Sprecher Stefan Heerdegen der TA.

Dabei bleibt der Landkreis Hildburgha­usen ein Zentrum. Nahe Themar hatte 2017 das bislang größte Neonazi-Konzert in der Bundesrepu­blik mit rund 6000 Teilnehmer­n stattgefun­den. Im Jahr 2018 wurden 2200 Besucher gezählt. In Mattstedt (Weimarer Land) wurde im vergangene­n Sommer in letzter Minute ein Großkonzer­t verhindert, weil Bund und Land Eigentumsr­echte für die geplante Fläche geltend machen konnten.

Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hatte bereits nach dem Konzert in Themar eine Änderung des Versammlun­gsrechts gefordert. Die Rechtsvors­chriften müssten so präzisiert werden, dass Behörden und Gerichte „diese Dinge nicht mehr unter Meinungsfr­eiheit abtun“, sagte er.

Allerdings fand Ramelow in der eigenen rot-rot-grünen Koalition dafür keine Mehrheit. Besonders Linke und Grüne äußerten Bedenken, weil damit auch Antifa-Proteste eingeschrä­nkt würden. „Es würde auf eine allgemeine Beschränku­ng des Versammlun­gsrechts hinauslauf­en, das wollten wir nicht“, erklärte der linke Landesvize Steffen Dittes damals. Innenminis­ter Georg Maier (SPD) verzichtet­e deshalb auf eine von ihm geplante Gesetzesno­velle.

Das Versammlun­gsrecht ist seit 2006 auch Ländersach­e. Seitdem haben fünf Länder eigene Regelungen eingeführt. Der CDU-Entwurf orientiert sich vor allem an den Gesetzen von Bayern und Sachsen-Anhalt.

Leitartike­l

Die SPD fordert einen Systemwech­sel bei der Pflegevers­icherung, damit diese auch in Zukunft bezahlbar bleibt. Beamte und Privatvers­icherte sollen demnach ebenfalls Beiträge in die gesetzlich­e Pflegekass­e entrichten. Eine Studie der Bertelsman­n-Stiftung war zu dem Ergebnis gekommen, dass der Pflegebeit­rag bis zum Jahr 2045 von 3,05 auf 4,25 Prozent steigen müsse.(fmg) Politik, Seite 7

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany