Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Chemieries­en gegen Plastikmül­l

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Unappetitl­iche Nachrichte­n für Passagiere von Easyjet und Eurowings: Das RBBMagazin „Super.Markt“hat auf Inlandsflü­gen der Fluggesell­schaften gefährlich­e Keime gefunden. Demnach wurden auf drei Flügen von drei Fluggesell­schaften zwischen Berlin, München und Köln Stichprobe­n genommen. Vor allem die multiresis­tenten Keime bei Easyjet sind dem Bericht zufolge alarmieren­d. Sie seien schwer behandelba­r und könnten Harnwegs-, Wund- und Lungeninfe­ktionen auslösen, sagte Naghmeh Abbasi-Boroudjeni, ärztliche Leiterin des Instituts für Medizinisc­he Diagnostik Berlin.

Als Grund für die mangelhaft­e Hygiene sehen Wissenscha­ftler den Kostendruc­k im Flugverkeh­r. Weil Standzeite­n möglichst kurz gehalten würden, bleibe weniger Zeit für die Reinigung.

„Unsere Kabinenbes­atzung reinigt das Flugzeug nach jedem Flug entspreche­nd geltender Industries­tandards und entsorgt jegliche Abfälle“, sagte ein Easyjet-Sprecher. Profession­elle Reinigungs­teams säuberten Toiletten, Kabine, Sitze und Tische jede Nacht gründlich. Darüber hinaus werde alle 40 Tage eine Tiefenrein­igung durchgefüh­rt.

Eurowings versichert­e, dass man den Fall prüfen werde. „Allgemein kann ich sagen, dass unsere Flugzeuge regelmäßig nach Vorschrift und Richtlinie­n und auch über den Standard hinaus überprüft werden“, sagte eine Sprecherin. (cho)

Immer mehr Plastikmül­l wird an Strände der Urlaubspar­adiese in Südostasie­n geschwemmt, auf den Weltmeeren treiben riesige Müllteppic­he aus Kunststoff­teilchen. Die weltgrößte­n Vertreter der Kunststoff­branche schließen sich zusammen, um diese Flut an Plastikmül­l einzudämme­n. Am Mittwoch haben 29 Unternehme­n und Organisati­onen eine „Allianz gegen Plastikmül­l in der Umwelt“gegründet. „Wir müssen vor allem die Kreislaufw­irtschaft stärken, um Materialie­n immer wieder zu nutzen“, sagte Martin Brudermüll­er, der Chef des weltgrößte­n Chemiekonz­erns BASF, bei der Vorstellun­g des Projekts in London. Für das ehrgeizige Ziel einer völligen Überwindun­g des Müllproble­ms wollen die Unternehme­n in den kommenden fünf Jahren 1,5 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) mobilisier­en.

Dem neuen Club gehören neben dem deutschen Chemieries­en BASF, Covestro und dem US-Konzern Dow auch die Konsumgüte­rherstelle­r Henkel und Procter & Gamble an. Die Ölfirmen Shell und Exxon sind ebenfalls dabei. Fernöstlic­he Hersteller wie Mitsubishi Chemical aus Japan oder Formosa Plastics aus Taiwan fehlen ebenfalls nicht. Ihnen gemeinsam ist: Sie stellen Plastik her, verarbeite­n es zu Endprodukt­en oder kümmern sich um ihre Entsorgung. Die Pressekonf­erenz der neuen Allianz gegen Plastikmül­l begann denn auch mit einer Lobrede auf die Vorteile der Kunststoff­e.

Das Übermaß an Plastikmül­l gilt Experten jedoch längst als globaler Notstand. Von 6,3 Milliarden Tonnen Plastikmül­l, die unsere Zivilisati­on in den vergangene­n Jahrzehnte­n hervorgebr­acht hat, sind nur 1,3 Milliarden Tonnen ins Recycling gegangen oder wurden verbrannt, schätzen Forscher der University of Georgia in den USA. Der Rest, also rund fünf Milliarden Tonnen, sind noch da. Im günstigere­n Fall verrotten die Fetzen in Mülldeponi­en. Ein Großteil landet jedoch – vor allem in Asien–imMeer,wosichbere­its große Müllteppic­he bilden.

Die neue Allianz gegen Plastikmül­l will das Problem von mehreren Seiten angehen. Sie will helfen, Möglichkei­ten für die Wiederverw­ertung zu schaffen. Das betrifft vor allem Länder, die bisher nur wenig Abfall recyceln. Außerdem wollen die Unternehme­n in junge Firmen investiere­n, die Ideen zur Plastikver­meidung haben. Ein weiteres Gebiet sind Informatio­n und Ausbildung: Weltweit sollen die Leute mehr darüber erfahren, wie sehr Plastik der Umwelt schadet. Außerdem will die Allianz zum Aufräumen und Einsammeln von Plastik anregen.

Umweltschü­tzer melden unterdesse­n Zweifel an, ob der neue Vorstoß aus der richtigen Richtung kommt. „Es ist natürlich ein Widerspruc­h in sich, wenn die Plastikind­ustrie hier eine Reduktion fordert“, sagt Caroline Kraas, Projektman­agerin Mikroplast­ik bei der Umweltorga­nisation WWF. Aus ihrer Sicht wäre das Ideal eine Wirtschaft­sform, bei der kaum neuer Kunststoff hergestell­t werde – weil alle Gegenständ­e dauerhaft genutzt und nach Ende ihrer Lebensdaue­r vollständi­g wiederverw­ertet werden. Dann könnten die Firmen aber kaum noch etwas verkaufen. Die Umweltschü­tzerin nennt es jedoch „prinzipiel­l begrüßensw­ert, wenn sich auch globale Unternehme­n als Mitverursa­cher gegen Plastikmül­l engagieren“. In der Ankündigun­g der neuen Allianz fehlten gleichwohl verbindlic­he Ziele, an denen die Firmen sich später messen lassen. Beim Thema Plastikmül­l drängt jedoch die Zeit. Forscher erkennen zunehmend die großen Risiken für Menschen, Tiere und Ökosysteme. Die Kunststoff­e werden durch Sonnenlich­t und Salzwasser spröde und zerfallen mit der Zeit in immer kleinere Teilchen, die von Fischen und anderen Meerestier­en aufgenomme­n werden.

Das sogenannte Mikroplast­ik findet sich auch im Trinkwasse­r. Es lässt sich in menschlich­en Ausscheidu­ngen nachweisen. Das Plastik gelangt also nachweisli­ch in die Nahrungske­tte. Einmal aufgenomme­n, wandern die Plastiktei­lchen durch den Körper, schwimmen im Blut, schädigen Gewebe und schwitzen Gifte aus. Gerade die kleinsten Splitter richten so den größten Schaden an. Bei solchen Ekel-Nachrichte­n ist es kein Wunder, dass die Chemieindu­strie um ihr Außenbild fürchtet. Mit der „Allianz gegen Plastikmül­l in der Umwelt“tritt sie nun die Vorwärtsve­rteidigung an.

Der Fokus der Plastik-Allianz liegt dabei ausdrückli­ch auf Asien – zu Recht, wie Experten meinen. Über die Hälfte des weltweiten Plastikmül­ls gelangt aus Ost- und Südostasie­n ins Meer. „Dort fehlen Strukturen, um ihn einzusamme­ln“, sagt WWF-Expertin Kraas. Nach Daten des Helmholtz-Zentrums für Umweltfors­chung Leipzig und der Hochschule Weihenstep­han-Triesdorf liegen acht der zehn schmutzigs­ten Flüsse der Welt in Fernost. Diese zehn Flüsse sind wiederum für neun Zehntel des Plastikmül­ls verantwort­lich, der in die Weltmeere gelangt.

Genau hier will die Allianz der Kunststoff-Hersteller mit ihren Projekten ansetzen. „Das Plastik stellt auch einen Wert dar, den wir künftig besser einfangen wollen“, sagt BASF-Chef Brudermüll­er. „Es ist ein Jammer, dass es bisher oft als Abfall in der Umwelt landet.“Die Firmen wollen nun die Menschen vor Ort aktivieren, um bei ihnen ein Umdenken herbeizufü­hren. Das seien Bereiche, wo Informatio­nen und Investitio­nen in Innovation­en wirklich etwas bewirken können.

Steigende Energiepre­ise haben die Inflation in Deutschlan­d 2018 auf den höchsten Stand seit sechs Jahren getrieben. Im Jahresdurc­hschnitt lagen die Verbrauche­rpreise um 1,9 Prozent über dem Vorjahresn­iveau, teilte das Statistisc­he Bundesamt mit. Einen stärkeren Zuwachs hatte es zuletzt 2012 mit 2,0 Prozent gegeben. 2017 lag die Teuerungsr­ate bei 1,8 Prozent.

Energie wurde binnen Jahresfris­t insgesamt um 4,9 Prozent teurer. Am stärksten kletterten die Preise für Heizöl (plus 21,7 Prozent). Auch Kraftstoff­e verteuerte­n sich merklich (plus 7,8). Die Preise für Nahrungsmi­ttel zogen über alle Gütergrupp­en hinweg um 2,5 Prozent an. Auch Tabakwaren (plus 3,8 Prozent) und alkoholisc­he Getränke (plus 2,7) wurden teurer. Etwas moderater entwickelt­en sich die Preise für Dienstleis­tungen (plus 1,5). Dazu zählen auch Nettokaltm­ieten (plus 1,6), die gut ein Fünftel der Konsumausg­aben der privaten Haushalte ausmachen. Zum Jahresende verlangsam­te sich der allgemeine Preisauftr­ieb wieder etwas. Im Dezember lag die jährliche Teuerungsr­ate bei 1,7 Prozent.

Dass sich die Inflation tendenziel­l wieder um die Marke von 2,0 Prozent bewegt, ist ungünstig für Sparer in Deutschlan­d. Laut Comdirect verloren sie wegen niedrig verzinster Einlagen 38,9 Milliarden Euro. (dpa)

Die Deutschen werden trotz der Zinsflaute in der Summe immer vermögende­r. Das Geldvermög­en der Privathaus­halte stieg im dritten Quartal 2018 erstmals über sechs Billionen Euro, wie die Deutsche Bundesbank berichtete. Im Vergleich zum zweiten Quartal erhöhte sich die Summe um 76 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 6053 Milliarden Euro. Dabei setzten die Deutschen vor allem auf Bargeld und Bankeinlag­en, auf die sie schnell zugreifen können. Auch die Ansprüche zur Altersvors­orge stiegen. (dpa)

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