Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Erfurter Aufbauhelfer
Eisschnelllauf-Trainer Robert Lehmann-Dolle entwickelt in Berlin die Talente. Die Goldmedaille bei der Junioren-WM sieht er als wichtiges Signal
Robert Lehmann-Dolle brauchte nicht lange überlegen, um die Bedeutung des Erfolges für seinen Athleten einzuordnen. Er stand nämlich selbst schon ganz oben. „Der Sieg war vielleicht überraschend. Aber dieses Resultat hat sich in der Saison angekündigt“, sagt der Eisschnelllauf-Trainer von Lukas Mann, der sich in diesem Winter zum Junioren-Weltmeister über die 5000 Meter krönte und damit der zuletzt selten mit internationalen Medaillen dekorierten Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) zu einem wichtigen Erfolgserlebnis verhalf. „Diese Goldmedaille zeigt, dass solch eine Entwicklung möglich ist und sich in unserer Sportart etwas bewegt“, sagt der 35-jährige Erfurter, der seit 2006 in Berlin lebt und dort inzwischen am Olympiastützpunkt als Trainer arbeitet.
Als er noch beim ESC Erfurt von Peter Wild trainiert wurde, gewann er bei der Junioren-WM 2003 wie Lukas Mann das 5000m-Rennen, für das damals aber noch kein Streckentitel vergeben wurde. In der Gesamtwertung eroberte der frühere Thüringer Lang- und MittelstreckenSpezialist mit Silber dennoch eine Medaille. „Dass auch Lukas das geschafft hat, darüber freue ich mich für ihn“, sagt LehmannDolle, der seit 2015 mit dem Berliner Talent zusammenarbeitet.
Der Sohn der Olympiateilnehmerin Anja Mischke eroberte in Baselga di Piné den größten Triumph seiner noch jungen Karriere. Auf sechs Strecken stellte er in diesem Winter eine persönliche Bestzeit auf und erbrachte damit den Beweis, dass er auf dem richtigen Weg ist. Als der niederländische Trainer Erik Bouwman den deutschen Perspektivkader übernahm, musste sich auch Lukas Mann erst umstellen. Von nun standen keine Zeiten im Blickpunkt, sondern konkrete Aufgaben, die im Wettkampf zu erfüllen sind. Heimtrainer Lehmann-Dolle steht hinter diesem Konzept. „Wichtig ist, dass die Technik stimmt. Dann stellen sich gute Resultate automatisch ein“, sagt der Wahl-Berliner und meint damit etwa die richtige Frequenz, damit genügend Kraft für die letzten Runden bleibt oder die Frage, wie die Kurven technisch am besten zu meistern sind. Tatsächlich deutete Lukas Mann schon vor der Junioren-WM sein Potenzial an, als er bei der deutschen Junioren-Meisterschaft neben zwei Goldmedaillen auch den Vierkampf gewann und über die 5000 Meter in 6:35,92 Minuten den 16 Jahre alten deutschen Junioren-Rekord nur um 2,52 Sekunden verpasste.
Lehmann-Dolle, der gemeinsam mit dem ebenfalls aus Erfurt stammenden Stützpunkttrainer Sascha Wilhelm die Leistungen akribisch analysiert, hat mit seinem Athleten offenbar die richtige Balance zwischen hartem Training und sauberer Technik gefunden. „Viel Training bedeutet nicht immer eine hohe Qualität. Das hat Lukas in diesem Winter richtig gut hinbekommen“, sagt Lehmann-Dolle.
Der Olympiateilnehmer von 2006 will nun gemeinsam mit Bundestrainer Bouwman dafür sorgen, dass auch Lukas Mann und in seinem Sog weitere Talente ganz oben ankommen. Robert Lehmann-Dolle ist dabei in seinem Element. Schon immer wollte er Trainer werden, aber keine Stars betreuen, sondern an der Basis den Nachwuchs fördern: „Das ist viel schöner, weil man fast täglich die Fortschritte sehen kann.“So wie in diesem Winter bei Lukas Mann.
Deutschen Rekord nur knapp verpasst