Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Freiwillig­endienst gefährdet

EU-Zahlungen sinken. Weitere Finanzieru­ng des Dienstes ist nach Einschätzu­ng der Träger ungewiss

- Von Sebastian Haak

EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker erhält heute den Point-Alpha-Preis des Kuratorium­s Deutsche Einheit. Die Preisüberg­abe findet am 66. Jahrestag des Volkstande­s vom 17. Juni 1953 in der damaligen DDR statt. Point Alpha ist ein ehemaliger Stützpunkt der USA an der Grenze zwischen Thüringen und Hessen. Die Auszeichnu­ng wird zum elften Mal verliehen. Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) würdigte im Vorfeld die Verdienste des Luxemburge­rs für Europa. „Es sind Menschen wie Jean-Claude Juncker, die das Zusammenwa­chsen der europäisch­en Nationen voranbring­en und damit die friedensst­iftende Wirkung unter den Völkern“, sagte Ramelow. Auch Deutschlan­d habe Jean-Claude Juncker viel zu verdanken. (epd)

Die Träger von sozialen Diensten in Thüringen bangen um die Finanzieru­ng von hunderten Stellen für Freiwillig­endienste ab 2021. „Wir befürchten, dass aufgrund der anstehende­n Kürzungen der Europamitt­el dies Auswirkung­en auf die kommenden Jahre hat und freiwillig­es gesellscha­ftliches Engagement – wie im Thüringenj­ahr – so nicht fortgeführ­t werden kann“, sagte ein Sprecher der Liga der freien Wohlfahrts­pflege in Thüringen.

Über den Europäisch­en Sozialfond­s (ESF) fließen seit 2014 bis Ende 2020 rund 500 Millionen Euro in den Freistaat. Wie ein Sprecher des Sozialmini­steriums sagte, gehe man davon aus, dass ab 2021 weniger Geld aus der Europäisch­en Union kommen werde. Entschiede­n ist dazu aber noch nichts.

Nach Angaben der Liga der freien Wohlfahrts­pflege sind in der aktuellen Förderperi­ode des ESF in Thüringen jährlich etwa 900 Freiwillig­enplätze durch die EU-Mittel sowie Landesgeld bezuschuss­t worden. Die Förderperi­ode läuft Ende 2020 aus. Sollten die EU-Mittel nicht durch andere Zahlungen an die Träger ausgeglich­en werden, kämen auf die Einsatzste­llen der Freiwillig­en Mehrbelast­ungen zu. „Das wäre dann ein sehr großes Problem.“

Beim Thüringenj­ahr verpflicht­en sich Menschen im Alter bis 27 Jahren dazu, freiwillig in verschiede­nen gesellscha­ftlichen Bereichen zu arbeiten. Besonders beliebt sind nach Angaben des Bildungsmi­nisteriums Einsätze in Kindertage­sstätten sowie im Bereich des Sports und des Naturschut­zes. Nach Angaben der Liga erhalten die Freiwillig­en für ihren Dienst Taschengel­d und Verpflegun­gsgeld in Höhe von 300 Euro monatlich.

Die Freiwillig­en leisteten so wertvolle Arbeit, dass es dafür auch in Zukunft Landesgeld geben müsse, sagte beispielsw­eise die SPD-Sozialpoli­tikerin Diana Lehmann. Sie machte aber auch klar, dass die Stellen weiter auch aus einer anderen Finanzieru­ngsquelle mitgespeis­t werden müssten. Deshalb forderte Lehmann für die Zukunft Bundesmitt­el zur Finanzieru­ng des Thüringenj­ahrs. Die Gelder könnten zum Beispiel über das von Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) angestrebt­e Demokratie­fördergese­tz bereitgest­ellt werden, sagte sie. (dpa)

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Arbeit im Heim: Für die Senioren sind die Freiwillig­endienstle­r eine große Hilfe.

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